Hamburg. RC Allemannia von 1866 baut erstmals Umkleiden für Frauen, das Clubhaus soll wachsen. Prominentes Mitglied half bei den Fördergeldern.
Fünf Jahre nach dem offiziellen Aufnahmestart für Frauen ist es so weit: Der von vielen als „kultig“ bezeichnete Ruder-Club Allemannia von 1866 baut einen eigenen, größeren Umkleide- und Duschbereich für die weiblichen Mitglieder des Hamburger Traditionsvereins. Aktuell gibt es für die rund 100 Frauen und Mädchen nur einen kleinen Bereich. Das geplante Bauprojekt wird mit mehr als fünf Millionen Euro vom Bund und der Stadt Hamburg unterstützt und soll neben dem Bau neuer Sanitäreinrichtungen auch die Verbesserung der Gebäudestatik ermöglichen. Außerdem sollen alle Decken, Mauern und Wände saniert und das Brandschutzsystem grundlegend erneuert werden.
Durch Maßnahmen der Wärmedämmung und den Einbau eines nachhaltigen Heizungssystems soll zudem die Energieeffizienz des Gebäudes optimiert werden. Nach aktuellen Plänen des Vereins ist auch die Erweiterung des Clubhauses um etwa 500 Quadratmeter angedacht. Der Ruder-Club Allemannia von 1866 ist nicht der einzige Hamburger Sportverein, dem ein Ausbau bevorsteht. Auch das Ruderzentrum Allermöhe soll mithilfe von über acht Millionen Euro erweitert werden.
Hamburger Ruder-Club Allemannia will auch Clubhaus an der Alster erweitern
„Es ist eine fantastische Sache, an die wir gar nicht mehr geglaubt hatten“, erzählt der langjährige Leistungssportler Christian Dahlke. Seit fast 20 Jahren berät er den Vorstand des Ruder-Clubs Allemannia von 1866. Proteste von den weiblichen Mitgliedern über die aktuelle Dusch- und Umkleidesituation habe es bisher nicht gegeben, aber man müsse auch nicht darauf warten, meint Dahlke.
Der kleine Bereich, den die Mädchen und Frauen bisher nutzen, sei „nicht richtig angemessen“, erklärt auch Markus Schreiber (SPD), Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Durch die steigende Anzahl der weiblichen Mitglieder würden die bisherigen Räumlichkeiten als Lösung nicht mehr ausreichen. Schreiber rudert selbst in dem Wasserport-Club an der Außenalster und hat den Verein bei der Antragstellung für das Förderprogramm unterstützt. Wann die Bauarbeiten konkret beginnen sollen, ist noch offen.
Millionen Euro Fördermittel für Sanierung des Ruder-Clubs
Im Rahmen des Bundesprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ wird das Bauprojekt des Ruder-Clubs mit 2,277 Millionen Euro gefördert. Die Hansestadt Hamburg gibt weitere 2,783 Millionen Euro dazu. Ruderer Dahlke, der mehr als zehnmal bei den Weltmeisterschaften startete, rät anderen Hamburger Vereinen, sich auch über für sie geeignete Förderprogramme zu informieren.
Man sei bei Allemannia „unendlich dankbar“ für die Unterstützung, sei sich aber auch bewusst, dass jetzt viel Arbeit auf den Verein zukommen werde. „Die bisher von den Behörden als förderfähig anerkannte Planung ist noch sehr rudimentär“, heißt es in der Vereinszeitung „Alsterspiegel“. „In den nächsten Wochen und Monaten werden wir im Rahmen des Genehmigungsverfahrens in detaillierte Planungen einsteigen.“ Auch die Mitglieder des Vereins sollen in den Prozess eingebunden werden.
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Erst 2019 gab es Unruhe rund um mehrere Hamburger Vereine. Es kam damals zu einem handfesten Zoff zwischen dem Finanzamt Hamburg-Nord und drei Vereinen, darunter Allemannia. Die Behörde drohte den Vereinen damals, ihnen den Status der Gemeinnützigkeit zu entziehen. Für die Vereine hätte das den Entzug von finanziellen Privilegien bedeutet.
Grund für die Diskussionen war damals eine mögliche Geschlechter-Diskriminierung dadurch, dass Frauen nicht explizit in die Vereinssatzungen einbezogen wurden. Auch der Ruder-Club Allemannia von 1866 hatte bis dato nur Männer aufgenommen. „Zwar waren Frauen in der Satzung nie ausgeschlossen, aber es gab sie einfach nicht“, erklärt Markus Schreiber. „Das hat sich Gott sei Dank geändert.“