Hamburg. Wieder „Allahu Akbar“-Rufe am Steindamm? 1000 Anhänger des „Kalifats“ wollen zur Mönckebergstraße ziehen. Gegenprotest formiert sich.

Am kommenden Sonnabend wollen erneut Islamisten in der Hamburger Innenstadt demonstrieren – diesmal nicht als stationäre Kundgebung, sondern als Aufzug, der vom Steindamm in die Mönckebergstraße bis zum dortigen Brunnen führt. Eine entsprechende Anmeldung liegt der Versammlungsbehörde seit Freitag vor. Nach Abendblatt-Informationen ist der Anmelder der Student Joe Adade Boateng (25), in einschlägigen Kreisen bereits bekannt. Außerdem soll es eine Gegendemonstration geben, die etwas größer organisiert werden soll als die vom vergangenen Wochenende.

Eine erste Demonstration, hinter der die vom Verfassungsschutz beobachtete Gruppe „Muslim Interaktiv“ steckt, hatte Ende April für Empörung gesorgt, weil dort unverhohlen gefordert wurde, ein „Kalifat“ zu errichten. Das ist ein islamisch geprägter Staat unter Führung eines Kalifen, der als „Stellvertreters des Gesandten Gottes“ herrscht. Mehr als 1000 Islamisten waren aufmarschiert.

Islamisten in Hamburg: Gegendemonstration hatte weniger Teilnehmer als erster Aufmarsch

An einer am vergangenen Sonnabend durchgeführten Gegendemonstration, zu der Parteien und Verbände aufgerufen hatten, nahmen knapp 1000 Menschen teil und damit weniger als beim Islamistenaufmarsch.

„Wir prüfen aktuell die Anmeldung“, sagt Polizeisprecher Thilo Marxsen zu dem Aufzug, der für Sonnabend unter dem Tenor „Gegen Zensur und Meinungsdiktat“ angemeldet wurde. Ab 16 Uhr wollen die Teilnehmer auf dem Steindamm demonstrieren und von dort weiterziehen. Die Demonstration soll bis 18 Uhr gehen.

Kalifat-Forderung in Hamburg: Versammlungsbehörde prüft Verbot der Demo

Die aktuelle Prüfung durch die Anmeldebehörde wird auch mit Blick auf ein mögliches Verbot durchgeführt. Schon am vergangenen Sonnabend hatte CDU-Fraktionschef Dennis Thering erklärt: „Wir müssen alles dafür tun, dass solche Szenen nicht zur Normalität werden und solche hässlichen Bilder aus Hamburg nicht weiter um die Welt gehen. Die verstörenden Bilder von Kalifat-Verherrlichung und ,Allahu Akbar‘-Rufen am Hamburger Steindamm dürfen sich nicht wiederholen.“ Auch die AfD will den Aufzug „unter allen Umständen verhindern“.

Am Montag forderte Thering das Verbot einer weiteren Demonstration der Gruppe Muslim Interaktiv. „Das ist keine friedliche Versammlung, sondern eine Machtdemonstration von radikalen Islamisten.“ Allerdings hatte man seitens der Versammlungsbehörde bereits vor der erste Islamisten-Demo Ende April intensiv ein Verbot geprüft – mit dem Ergebnis, dass die Demonstration stattfinden konnte.

Islamisten-Demo in Hamburg: Anmelder ist wieder Lehramtsstudent Joe Adade Boateng

Im Internet wird bereits von „Muslim Interaktiv“ wieder für den Islamisten-Aufmarsch mobilisiert. Einer der Wortführer in den sozialen Medien ist Lehramtsstudent Joe Adade Boateng. Der 25 Jahre alte Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen tritt dort immer wieder auf. Der Verfassungsschutz stuft ihn als „führendes Mitglied“ ein. Er ist mittlerweile zum „Gesicht der Islamistenszene“ in den sozialen Medien geworden.

Bei Boateng hatte es im vergangenen November eine Durchsuchung gegeben, die im Zusammenhang stand mit einer pro-palästinensischen Demonstration am Steindamm. Dort wurden Hassparolen gegen Israel skandiert und die Polizei attackiert. „Muslim Interaktiv“ hatte danach Videos und Fotos der verbotenen Demonstration bei X, TikTok sowie Instagram veröffentlicht.

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„Muslim Interaktiv“ steht nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden der 1953 gegründeten islamistischen und in Deutschland verbotenen Organisation Hizb ut-Tahrir nahe und übernimmt deren Propaganda.