Hamburg. Die Hamburger KinderDocs erklären, was hinter der Autoimmun-Reaktion steckt, wie man sie diagnostiziert und wie vielfältig sie sich äußert.
Jede und jeder Hundertste leidet darunter, und bei vielen beginnt die Erkrankung schon im Kindesalter: Zöliakie ist eine Unverträglichkeit gegenüber dem Getreideeiweiß Gluten – und keine Allergie, wie viele fälschlicherweise meinen. Der Kontakt mit dem Gluten löst bei den betroffenen Patientinnen und Patienten eine Autoimmunerkrankung aus.
„Das heißt, es werden Antikörper gegen körpereigenes Gewebe gebildet“, sagt Charlotte Schulz, Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Hamburg.
Zöliakie: Welche Symptome auf eine Unverträglichkeit gegen Gluten hindeuten
Gluten ist in verschiedenen Getreidesorten enthalten wie Weizen, Gerste, Roggen und verwandte Getreidesorten wie Dinkel und Grünkern. „Die Autoimmun-Reaktion führt zu einer chronischen Entzündung der Darmschleimhaut“, ergänzt Kinderärztin Claudia Haupt, Vorsitzende des Hamburger Berufsverbandes.
Voraussetzung dafür, dass man diese Erkrankung überhaupt bekommen kann, ist eine bestimmte genetische Konstellation, die fast 30 Prozent der Bevölkerung haben. Doch längst nicht so viele Menschen entwickeln dann auch die Zöliakie. Hinzu muss ein bestimmter Auslöser kommen, wie etwa eine Viruserkrankung, und natürlich der Kontakt mit Gluten, damit die Erkrankung ausbricht.
Kindergesundheit: Diese Symptome können auf Zöliakie hindeuten
Die chronische Entzündung der Darmschleimhaut führt dazu, dass deren Oberfläche durch eine schrittweise Zerstörung der Zotten kleiner wird, sodass der Körper weniger Nährstoffaufnahme für die Verdauung aufnehmen kann. Die Symptome einer Zöliakie sind entsprechend vielfältig.
„Tritt sie klassisch im Säuglingsalter auf, wenn der erste Getreidebrei eingeführt wird, kann es sein, dass die Kinder schlimme Bauchschmerzen und auch Durchfall haben, Gewicht verlieren und nicht mehr wachsen“, sagt Claudia Haupt. Aber die Zöliakie gilt als Chamäleon: Die Symptome müssen nicht mit dem Verdauungstrakt assoziiert sein, der Nährstoffmangel kann auch zu Konzentrationsstörungen, Antriebsarmut, Muskel- oder Kopfschmerzen und sogar Reizbarkeit führen.
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Wie Zöliakie sicher diagnostiziert werden kann und warum man die Diagnose Glutenunverträglichkeit nicht ohne eine sorgfältig gestellte medizinische Diagnostik stellen darf, warum auch Eltern untersucht werden, wenn die Krankheit bei den Kindern festgestellt wird, wie sie auch zu Osteoporose, einer verzögerten Pubertät und sogar Unfruchtbarkeit kommen kann, erklären die beiden Hamburger Kinderärztinnen im Abendblatt-Podcast Die KinderDocs.