Hamburg. Polizei durchsuchte zehn Wohnungen. Gruppe soll andere Jugendliche zum Dealen gezwungen haben und das mit brutalen Praktiken.

  • Nach Prügel-Attacke in Wandsbeker Parkhaus – SEK durchsucht Wohnungen
  • Weil Mitglieder der Gruppe als gewalttätig und bewaffnet galten, wurden Spezialkräfte hinzugezogen
  • Bei Festnahme wurden Drogen gefunden

Mit einem Großeinsatz ist die Polizei Hamburg am Dienstagmorgen nach Ermittlungen der Soko „Alster“ gegen Angehörige der Gruppierung 315er vorgegangen. Beamte, darunter Angehörige des Spezialeinsatzkommandos (SEK) und der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE), vollstreckten zehn Durchsuchungsbeschlüsse. Auch ein per Haftbefehl gesuchter Mann (18) wurde festgenommen.

Die 315er, benannt nach einem Parkplatz in einem Parkhaus in Jenfeld, in dem man sich früher getroffen hatte, gehören zu den Jugendbanden, die seit Jahren für Probleme am Jungfernstieg sorgen. Im vergangenen Sommer war deswegen die Soko „Alster“ gegründet worden, um gegen diese Täter vorzugehen.

Polizei Hamburg: Raub in Wandsbek löste die Ermittlungen aus

Im Dezember vergangenen Jahres dann ein Raubüberfall am Wandsbeker Quarree. Ein Jugendlicher war von Mitgliedern der Gruppe in ein Parkhaus gelockt und dort mit einem goldenen Schlagstock verprügelt worden, ihm wurde auch das Handy geraubt. Schließlich hielt einer der Täter dem Jugendlichen eine Schusswaffe an den Kopf. Dem Opfer gelang es zu flüchten. Es soll noch hinter ihm her geschossen worden sein. Auch sollen die Täter die Misshandlung des Jugendlichen mit Handys gefilmt haben.

Immer wieder muss die Polizei Hamburg am Jungfernstieg einschreiten, weil es zu Körperverletzungen und auch Raubtaten kommt.
Immer wieder muss die Polizei Hamburg am Jungfernstieg einschreiten, weil es zu Körperverletzungen und auch Raubtaten kommt. © Michael Arning | Michael Arning

Die Ermittlungen führten zu Amir N. (18), der einer der Rädelsführer der Gruppierung 315er sein soll. Bei den Ermittlungen tat sich ein „Sumpf“ auf. Offenbar haben Mitglieder der Gruppe andere Jugendliche – 14-, 15- und 16-Jährige, wie ein Polizist sagt – dazu gezwungen, für sie Drogen zu verkaufen. Wer nicht spurte, so die Erkenntnisse der Ermittler, wurde verprügelt oder bekam Todesdrohungen. In einem Fall soll ein Jugendlicher dazu gezwungen worden sein, sich auszuziehen.

Polizei Hamburg: Drogendezernat wurde in die Ermittlungen einbezogen

Nachdem der Drogenhandel bekannt geworden war, zog die Soko „Alster“ das Drogendezernat hinzu. Jetzt erwirkte die Staatsanwaltschaft die Durchsuchungsbeschlüsse und den Haftbefehl. Weil die Mitglieder der Gruppe als gewalttätig und bewaffnet galten, wurden die Spezialkräfte hinzugezogen.

Die meisten der am Dienstagmorgen durchsuchten Orte lagen im Bereich Billstedt. Im Pfeifengrasweg in einer Folgeunterkunft für Geflüchtete mit Bleibeperspektive, sollte Amir N. vom SEK wegen schweren Raubes verhaftet werden. Doch die Polizisten trafen den jungen Mann dort nicht an. Später konnten ihn Einsatzkräfte in der Wohnung seiner Freundin aufspüren und dort festnehmen. Zudem wurden bei den Durchsuchungen kleinere Mengen Kokain und auch mehrere Handys sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden sollen.

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Wegen der vielen Ermittlungsverfahren gegen ihn ist der 18-Jährige bereits als Intensivtäter eingestuft. Bei der Auswertung der Handys dürften neben Kontakten auch Videos von weiteren Gewalttaten für die Ermittler von großem Interesse sein.

Am Jungfernstieg war die Gruppe der 315er immer wieder auffällig geworden – mit Körperverletzungen, aber auch Raubtaten. Kontrahenten oder Opfer waren in der Regel andere Jugendliche aus der Szene. Die Polizei kennt seit Jahren das Problem. Die Soko „Alster“ wurde gegründet, um gezielt gegen die Haupttäter vorzugehen.