Hamburg. Firma pleite, doch Geschäftsführer soll auf Einkaufstour gegangen sein. Vor Gericht erschien er nicht, er soll in Italien festsitzen.

Insgesamt rund 134.000 Euro soll der frühere Hamburger Geschäftsmann Tarek L.. (Vorname geändert) veruntreut haben. Doch Ermittlungen und Verfahren laufen seit zehn Jahren, ein Urteil lässt auf sich warten. Am Montag nun wurde endlich ein Abschluss des im Veruntreuungsprozesses vor dem Hamburger Amtsgericht erwartet. Doch wer nicht kam, war der Angeklagte. In dem Verhandlungssaal rangen Staatsanwaltschaft und Verteidigung zäh um eine Lösung. Währenddessen sitzt L.. wohl in Italien fest. Laut seinem Anwalt Johannes Rauwald liegt gegen ihn ein internationaler Haftbefehl vor.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 51-Jährigen Bankrott in Tateinheit mit Untreue in sieben Fällen sowie Scheck- und Kreditkartenmissbrauch vor. Es war im April 2014, als die Gesellschaft, die international mit Metallerzen handelt und deren Geschäftsführer Tarek L. ist, völlig überschuldet ist. Das sei ihm bewusst gewesen, so die Anklage, und auch, dass im Juni 2014 die Zahlungsunfähigkeit drohte. Doch statt sogleich Insolvenz anzumelden, soll der Beschuldigte Geld für sich abgezweigt und auf Einkaufstour gegangen sein.

Autos, Uhren, Hubschrauber: Geschäftsführer soll 134.000 Euro veruntreut haben

134.000 Euro für Luxusuhren, Hubschrauberflüge und teure Autos. L.s Einkäufe auf Firmenkosten lassen keine Zweifel: Hier ging es nicht um Notwendigkeiten, nicht um Miete oder Stromrechnung. Hier war Luxus gefragt.

Trotz drohender Zahlungsunfähigkeit – oder möglicherweise gerade deshalb – soll der Angeklagte mit nicht vorhandenen Firmengeldern per Kreditkartenlastschriftverfahren sein Privatvergnügen finanziert haben. Das Gericht vermerkte dazu unter anderem Hubschrauberflüge im Wert von 3900 Euro sowieso Überweisungen an die Firmen Porsche Design in Höhe von 2112 Euro und an Chopard Uhren von rund 100.000 Euro. Darüber so die Anklage, habe L. im Juli 2014 rund 32.000 Euro vom Geschäftskonto abgehoben und beinah 70 Prozent, rund 22.000 Euro, erneut für eigene Zwecke verwendet. Erst im Oktober 2014 wurde das Insolvenzverfahren für das Unternehmen eröffnet.

Was kostet teure Uhr? Urteil wegen Sachfragen vertagt

Im Verfahren am Montag war nun endlich ein klares Urteil erwartet worden. Stattdessen: Ein Angebot der Staatsanwaltschaft, ein Angebot der Verteidigung, dann Stillstand. Worüber sich beide nicht einig werden konnten: Seit Jahren schon befindet sich in der polizeilichen Asservatenkammer eine sichergestellte Uhr, die dem Angeklagten gehört. Die Staatsanwältin forderte neben der Rückzahlung der 134.000 Euro unter anderem ein Bußgeld von 30.000 Euro sowie den Verzicht des Angeklagten auf die sichergestellte Uhr. Rechtsanwalt Rauwald hielt dagegen, er habe kein Verständnis dafür, warum ein persönlicher Gegenstand seines Mandanten zurückbehalten werden solle. „Das erschließt sich mir nicht.“ Er mutmaßte, dass die Staatsanwaltschaft hinter der Uhr einen größeren Wert vermute – diese dementiert.

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„Mir ist auch nicht bekannt, welches konkrete Modell das ist“, so die Staatsanwältin. Das Angebot des Verteidigers, anstelle der Uhr ein höheres Bußgeld von 35.000 Euro einzuziehen, lehnte sie ab.

Schließlich beendete der Richter das zähe Hin und her. Nach nunmehr zehn Jahren gibt es auch an diesem Verhandlungstag nur eine weitere Vertagung. Bis zum nächsten Prozesstag Ende April soll geklärt sein, was die besagte Uhr wert ist. Anschließend, so hoffen beide Seiten, könne man das Verfahren nun endlich beenden. Ob der Angeklagte dann allerdings zugegen ist, ist mehr als fraglich.