Hamburg. Warum der Beginn der Kita-Zeit auch für Mütter und Väter schwierig ist und worauf man bei der Eingewöhnung achten sollte.

Es ist ein Meilenstein im Leben einer Familie: der Beginn der Kita-Zeit. Der Kita-Start stellt nicht nur Kinder vor Herausforderungen – sondern auch Mütter und Väter. „Auch Eltern müssen eingewöhnt werden“, sagt Julia Quitmann, Professorin für angewandte Entwicklungspsychologie an der HAW Hamburg.

Sie hat selbst vier Kinder und weiß, wie wichtig eine sanfte Eingewöhnung für Eltern und Kinder ist. Das Problem: Eltern haben oft ein schlechtes Gewissen, weil sie die Kinder in die Kita geben, und machen sich Sorgen, dass die Erzieherinnen und Erzieher zur wichtigsten Bezugsperson des eigenen Kindes werden. Doch diese Angst ist laut Julia Quitmann unbegründet.

Kita Hamburg: Expertin gibt Eltern Tipps für die Anfangszeit

Auch bei den Elbkindern, Hamburgs größtem Kita-Betreiber, kennt man dieses Gefühl. „Seien Sie auch aufmerksam und fürsorglich mit sich selbst. Auch Sie müssen in dieser Zeit einiges Neues verarbeiten, z. B. müssen Sie lernen, uns Ihr Kind für eine Zeit anzuvertrauen und es loszulassen. Das kann bei Ihnen Gefühle wecken, die Sie so nicht erwartet haben“, raten die Elbkinder in einer Broschüre zum Thema Eingewöhnung.

Wie die Eingewöhnung am besten gelingt? Diese Tipps haben die Elbkinder und Professorin Quitmann:

Die Kinder auf den Kita-Start vorbereiten

Die Kinder sollten schon Wochen vor der Eingewöhnung auf die anstehende Kita-Zeit vorbereitet werden. Eltern können mit ihnen passende Bücher zu dem Thema anschauen und „positiv über die Kita sprechen“, so Professorin Quitmann. Dadurch lege sich die Aufregung auf beiden Seiten. Durch den Kauf eines neuen Rucksacks speziell für die Kindertageseinrichtung wächst bei den Kindern zudem die Vorfreude.

Außerdem könnte man die Kita von außen anschauen und seinem Kind vermitteln: „Schau mal, das hier ist der Kindergarten, und das ist etwas Tolles! Hier sind andere Kinder, mit denen du spielen kannst.“ So kann man die Kinder kindgerecht vorbereiten. Dieses Gespräch zwischen Eltern und Kind sollte auch während der Eingewöhnung beibehalten werden.

Trennung bereits vor dem Kita-Start langsam üben

Schon vor dem Kita-Start können Trennungen im privaten Umfeld geübt werden. Zum Beispiel können Tante, Großeltern oder Freunde auf das Kind aufpassen. Dadurch lernt das Kind, dass es auch anderen Erwachsenen vertrauen kann und wird somit auf die Kita vorbereitet.

Entscheidung treffen, wer die Eingewöhnung macht

Obwohl die meisten Eltern wissen, wie schön die Zeit in der Kita fürs Kind werden kann, kommen laut Professor Quitmann hin und wieder auch Zweifel auf. Das spüren auch die Kinder. Wenn Mütter oder Väter nicht richtig loslassen können, übertragen sie ihre Unsicherheit auf die Kinder.

Wenn sich ein Elternteil besonders schwer trennen könne, sollte man laut der Entwicklungspsychologin Quitmann überlegen, ob eine andere Bezugsperson die Eingewöhnung mit dem Kind macht. „Meist sind noch immer die Mütter für die Eingewöhnung zuständig. Wenn diesen die Eingewöhnung sehr schwerfällt, können auch der Vater oder die Großeltern die Eingewöhnung übernehmen“, so die Expertin.

Eltern sollten viel Zeit für die Eingewöhnung einplanen

Für die Eingewöhnung sollte viel Zeit eingeplant werden. Zu Beginn der Eingewöhnung besuchen Elternteil und Kind nur kurz die Kita. Mit der Zeit werden die Aufenthalte immer länger, bis man die reguläre Tagesbetreuungszeit erreicht. Jedes Kind und auch jeder Elternteil benötigt unterschiedlich viel Zeit für die Eingewöhnung. Meistens dauert die Eingewöhnung laut Elbkinder etwa vier Wochen.

Der Rat des Kita-Trägers: „Wenn Sie arbeiten, nehmen Sie sich frei. Wenn Sie noch andere Kinder zu Hause haben, sorgen Sie für Betreuung.“ Die Begleitung durch einen Elternteil sei wichtig, damit die Kinder die nötige Sicherheit haben, um sich auf die neue Umgebung und die Erziehenden einlassen zu können.

„Manche Eltern fühlen sich mit ihrem Kind sofort in einer Kita wohl und können unmittelbar durchstarten. Andere Eltern durchleben die Eingewöhnung zum ersten Mal und brauchen länger, sodass auch die Kinder länger benötigen“, sagt Julia Quitmann.

So gelingt das erste Kennenlernen für Eltern und Kinder

Eltern und Kinder kommen in der ersten Zeit gemeinsam in die Kita und lernen die Abläufe und die Erzieher kennen – und diese das Kind. „Sie können uns dabei helfen, Ihr Kind kennenzulernen. Wir wollen wissen, was Ihr Kind mag, ob es besondere Unterstützung braucht oder ob wir etwas Bestimmtes beachten müssen“, so die Bitte der Elbkinder.

Die Eingewöhnung sei auch für die Eltern wichtig. „Sie können uns alles fragen, was Sie beschäftigt. Dann wissen Sie nach der Eingewöhnung, dass es Ihrem Kind bei uns gutgeht.“

Sobald sich das Kind wohlfühlt, wird schrittweise die Trennung geübt. Zuerst gehen die Eltern kurz aus dem Raum, dann bleiben sie nach und nach länger weg und verlassen irgendwann die Kita. Das Prozedere kann mehrere Tage oder Wochen dauern.

„Wenn Ihr Kind die Trennung gut verkraftet, sich schnell beruhigt und wieder zurück ins Spiel findet, werden die Trennungszeiten ausgeweitet, bis die reguläre tägliche Betreuungszeit erreicht ist. Dann können Sie während der Betreuungszeit die Kita verlassen, um Ihren Tätigkeiten nachzugehen. In der ersten Zeit bitten wir Sie, schnell erreichbar zu sein“, so die Elbkinder.

Ein Kuscheltier oder ein Glücksbringer könne bei der Eingewöhnung helfen.

Offene Kommunikation und Vertrauen zwischen Eltern und Erziehenden

Wie im Leben allgemein gilt auch in der Eingewöhnung, dass Verständigung die Grundlage für allen sozialen Erfolg ist. Deshalb ist laut Elbkinder bei der Eingewöhnung eine offene Kommunikation zwischen Eltern und Erziehenden wichtig. „Zeit, die wir gemeinsam in einen guten Start und in den Aufbau einer Vertrauensbasis investieren, ist gut eingesetzt im Hinblick auf die gesamte Kita-Zeit Ihres Kindes!“, so die Devise des Kita-Trägers.

Wenn Eltern und Erziehende ein Vertrauensverhältnis aufbauen, überträgt sich laut Julia Quitmann dieses Vertrauen „auf die Kinder und trägt zu einem Gefühl der Sicherheit bei.”

Zusätzlichen Stress für Kinder vermeiden

In der Eingewöhnung prasseln viele Eindrücke auf die Kinder ein. „Vielleicht ist Ihr Kind zu Hause anders als sonst: Vielleicht schläft es mehr oder weniger. Vielleicht weint es schneller oder möchte mehr kuscheln. Das ist ganz normal in der Eingewöhnung“, so die Erfahrung der Elbkinder.

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Kita Hamburg: Die gelungene Eingewöhnung erkennen

Gegen Ende der Eingewöhnung fragen sich die Elternteile, ob die Eingewöhnung erfolgreich war. Doch wie erkennt man eigentlich eine gelungene Eingewöhnung? Laut der Entwicklungspsychologin Professor Quitmann ist das Kind bereit für den gewöhnlichen Alltag der Kita, wenn es „gerne in die Kita geht und beim Abholen einen glücklichen Eindruck macht”.

Ältere Kinder könne man dafür nach ihrem Tag im Kindergarten fragen. Außerdem erkennt man die gelungene Eingewöhnung daran, dass sich die Kinder auf ihre Freunde, die Erzieher/-innen freuen und aktiv an den Kita-Aktivitäten teilnehmen.