Hamburg. 85.000 Hamburger Studierende bekommen Deutschlandticket und zahlen weniger. Die Studierendenvertretung hat Einwände.

Antonia David

Zum bevorstehenden Sommersemester können Studentinnen und Studenten aus Hamburg endlich mit ihrem Ticket auch deutschlandweit den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen. Und das neue Semesterticket wird sogar etwas günstiger: Es kostet nur 176,40 Euro statt wie bisher 184,80 Euro. Denn: Für 85.000 Studierende an insgesamt 25 Hamburger Hochschulen wird das Semesterticket für den öffentlichen Personennahverkehr der Hansestadt automatisch zum hvv-Deutschlandticket. Dennoch äußert der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Hamburg deutliche Kritik.

So müssten die studentischen Vertretungen Preisänderungen unter dem neuen Vertrag nicht mehr zustimmen, sagt Antonia Peikert, Vorsitzende des AStA der Universität Hamburg. Ein Zurückfallen in die Konditionen des alten Semesterticket-Vertrages sei ebenfalls nicht mehr möglich. In den Verhandlungen sei die studentische Seite zudem „so gut wie gar nicht“ vertreten gewesen, erzählt Peikert. Außerdem können zukünftig Kinder zwischen sechs und 14 Jahren nicht mehr kostenlos mitgenommen werden, und auch in der Auslieferung des analogen Tickets gebe es starke Probleme.

HVV: Warum der AStA das neue Ticket kritisch sieht

„Vor allem Eltern trifft es hart“, erklärt Peikert. Wenn Eltern jedes Mal ein Ticket für ein oder mehrere Kinder lösen müssen, entstehe eine starke finanzielle Belastung. „Das ist unfair für Studierende, die sich durch die Elternschaft ohnehin in einer schwierigen Lage befinden“, so die AStA-Vorsitzende.

Die mangelnde Beteiligung von studentischen Vertretungen in den Verhandlungen über das bundesweit einheitliche Ticket stößt dem AStA übel auf. Während frühere Verhandlungen eine direkte Einbindung der Studentinnen und Studenten ermöglichten, wurden sie diesmal bei den Verhandlungen auf Bundesebene weitgehend ausgeschlossen. Der von Bund und Ländern beschlossene „Mustervertrag“ kann von lokalen Verkehrsbetrieben in Verträgen mit den Allgemeinen Studierendenausschüssen übernommen werden. Die Möglichkeit zur Verhandlung einer lokalen Alternativlösung besteht.

Deutschlandticket ohne Handy oder iPad nicht nutzbar

Allerdings wurde der alte Vertrag über das lokale Semesterticket für 184,80 Euro seitens des HVV gekündigt, „um das deutschlandweit gültige Semesterticket auf den Weg bringen zu können“, so der Pressesprecher der HVV. Aus dem AStA heißt es, man habe nun vor der Möglichkeit gestanden, einen neuen Vertrag für ein lokal gültiges Semesterticket für 194 Euro abzuschließen oder den von Bund und Ländern vorgefertigten Mustervertrag für das Deutschlandsemesterticket ohne inhaltlichen Verhandlungsspielraum zu akzeptieren.

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Weiterhin kritisiert der AStA, dass die Tickets nur in der HVV-App verfügbar seien. „Eigentlich sollte es Chipkarten für Studierende ohne Smartphone geben“, so Peikert. Bisher sei allerdings nicht klar, wann diese zur Verfügung stünden. Die Verantwortung für ein gültiges Ticket bis dahin werde auch hier auf Studentinnen und Studenten in prekärer Lage abgewälzt.

„Wir fühlen uns von den Verkehrsbetrieben alleingelassen“, erzählt Antonia Peikert. „Mit dem neuen Vertrag sind wir Preissteigerungen hilflos ausgeliefert.“ Im bisherigen Vertragsmodell haben die Studierendenvertretungen Preissteigerungen zustimmen müssen – dies ist nun nicht mehr nötig. Der AStA sehe die soziale Lage von Studentinnen und Studenten von Verkehrsbetrieben und Politik nicht ausreichend ernst genommen.