Hamburg. Bahnhofsviertel und St. Pauli Zentren der Gewalttaten. Je ländlicher, desto friedlicher. Zahlen zur Sternschanze überraschen.

In Hamburg sind im vergangenen Jahr rein statistisch 444 von 100.000 Einwohnern Opfer einer Gewalttat geworden. „Häufigkeitszahl“ nennt sich dieser Wert, mit dem sich Länder, Städte, aber auch Stadtteile vergleichen lassen. Der Schwerpunkt der Gewalttaten, zu denen neben Mord und Totschlag auch gefährliche Körperverletzung, Raub oder schwere Sexualdelikte gehören, liegt in den Vergnügungs- und dem Bahnhofsvierteln St. Pauli und St. Georg. Hier wurden im vergangenen Jahr insgesamt 2417 Gewalttaten angezeigt. Das sind rund 29 Prozent aller in Hamburg verübten Gewaltdelikte.

Hamburg: Rothenburgsort und Veddel schneiden „schlecht“ bei Gewaltdelikten ab

Und wie sieht es in den Wohngegenden der Hansestadt aus? Besonders groß war die Gefahr rein rechnerisch in Rothenburgsort, Opfer einer Gewalttat zu werden. Hier lag die Häufigkeitszahl bei 726. Das ist weit überdurchschnittlich, denn rechnet man die Häufigkeitszahl bei Gewaltdelikten für ganz Hamburg, aber ohne den Bezirk Mitte aus, liegt sie bei gerade einmal 282.

Auffallend: Auch auf der Veddel ist sie mit 653 überdurchschnittlich hoch für Wohngegenden. Auf der Elbinsel Wilhelmsburg liegt der Wert bei 427. Belastet sind auch die Stadtteile Billstedt und Borgfelde, wo statistisch gesehen 449 beziehungsweise 443 von 100.000 Einwohnern Opfer eines Gewaltdeliktes wurden, also etwa so viele wie im Hamburger Durchschnitt.

Im Bezirk Altona ist die Sternschanze (976) als Ausgehviertel mit vergleichsweise geringer Einwohnerzahl statistisch hoch belastet, aber auch der Stadtteil Altona-Altstadt, wo letztes Jahr die Gefahr, Opfer einer Gewalttat zu werden, am zweithöchsten war: Dort lag die Häufigkeitszahl bei 506. Allerdings gehören zu dem Stadtteil auch der Fernbahnhof und sein Umfeld.

Heraus ragt im Bezirk Altona auch Bahrenfeld mit einer Häufigkeitszahl von 457. Ganz anders sah es in Nienstedten aus. Dort betrug der Wert lediglich 113, was bedeutet, dass knapp über 0,1 Prozent der Bevölkerung im vergangenen Jahr Opfer eines Gewaltdeliktes wurde.

Im Bezirk Eimsbüttel gab es die niedrigste Belastung durch Gewaltelikte

Im Bezirk Eimsbüttel wurden, gemessen an der Bevölkerung, nur wenige Gewalttaten angezeigt. 586 Fälle gab es 2023 im gesamten Bezirk. Das entspricht einer Häufigkeitszahl von 213. Überdurchschnittlich hoch war die Zahl der Fälle in den Stadtteilen Eidelstedt mit 277 pro 100.000 Einwohner und in Stellingen mit 336 Gewalttaten pro 100.000 Einwohner.

Im Bezirk Nord ist es der Stadtteil Alsterdorf, der heraussticht: Hier betrug die Häufigkeitszahl 509. In Dulsberg lag der Wert bei 432, in Hohenfelde bei 488. Wenige Gewaltdelikte wurden, gemessen an der Einwohnerzahl, auf der Uhlenhorst angezeigt. Dort lag die Häufigkeitszahl bei 127.

Soziale Brennpunkte sind meistens höher belastet

Auch im Bezirk Wandsbek ist ein als sozialer Brennpunkt eingestufter Stadtteil besonders belastet. In Jenfeld betrug die Häufigkeitszahl 409. Dagegen ist der Stadtteil Steilshoop mit einem Wert von 259 deutlich weniger belastet. Er ist sogar noch niedriger als die Häufigkeitszahl bei Gewaltdelikten für Rahlstedt, die 267 betrug. Unterdurchschnittlich ist für 2023 die Häufigkeitszahl für Poppenbüttel (131) und Wellingsbüttel (126).

Im Bezirk Bergedorf gibt es mehrere „gewaltfreie“ Stadtteile

Im Bezirk Bergedorf sind es die Stadtteile Bergedorf und Lohbrügge, die mit 405 und 277 höhere Häufigkeitszahlen aufweisen. In mehreren Stadtteilen, Reitbrook, Tatenberg oder Spadenland gab es im vergangenen Jahr keinen einzigen Fall von Gewaltkriminalität.

Der Bezirk Harburg hat, ohne den Bezirk Mitte, die meisten Probleme mit Gewalt. Dort ist es der Stadtteil Harburg, der mit einer Häufigkeitszahl von 1255 deutlich über der Norm liegt, was sich auf die Werte des gesamten Bezirks auswirkt. Zwar ist der Stadtteil Harburg durch seinen Innenstadtcharakter anders zu bewerten als reine Wohnstadtteile. Ein Vergleich mit dem Stadtteil Bergedorf, der ebenfalls einen eigenen Innenstadtcharakter hat, zeigt, dass in Harburg die Gewalt etwa dreimal so hoch ist.

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Sternschanze und HafenCity: Besonderheiten bei Gewalttaten

Nicht vergleichen mit dem Rest Hamburgs lassen sich die Stadtteile St. Pauli, St. Georg und die übrige Hamburger Innenstadt wie Alt- und Neustadt. Bei ihnen handelt es sich um Stadtteile, die weit überproportional als Vergnügungs- oder Einkaufsviertel genutzt werden. So kommt für St. Georg bei der Gewaltkriminalität eine Häufigkeitszahl von 9799 heraus, was bedeuten würde, dass statistisch gesehen fast zehn Prozent der Bewohner vergangenes Jahr Opfer einer Gewalttat geworden sind.

Trotzdem zeigen sich Unterschiede untereinander. Während auf St. Pauli insgesamt 1210 Gewalttaten angezeigt wurde, waren es in der Sternschanze, ebenfalls ein stark als Vergnügungsviertel frequentierter Stadtteil, im gesamten Jahr 2023 lediglich 77 Gewaltdelikte. Auch die HafenCity, ein ebenfalls stark von Touristen besuchter Stadtteil, kommt trotz der vielen Menschen, die sich über das Jahr dort aufhalten, auf lediglich 21 Gewalttaten innerhalb des vergangenen Jahres.

Was die Auswertung auch zeigt: Wird es ländlich, wird es friedlicher. Im Stadtteil Ochsenwerder im Südosten Hamburgs, wo etwa 3000 Menschen leben, und in Duvenstedt im Norden mit seinen fast 6000 Einwohnern, beträgt die Häufigkeitszahl bei Gewaltdelikten jeweils 33. In Wohldorf-Ohlstedt liegt sie bei 42, in Sasel bei 57 oder in Neuenfelde bei 76.