Jerusalem/Hamburg. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin spricht über ihre bewegende Reise nach Israel. Uni-Austausch soll jetzt intensiver werden.

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) ist mit nie da gewesenen persönlichen Emotionen von einem Israel-Besuch zurückgekehrt. Fegebank, die in ihrer Eigenschaft als Wissenschaftssenatorin mehrfach dort war, sagte dem Abendblatt am Mittwoch: „Es liegt ein Schleier der Trauer über Israel. Man sieht ihn auch, wenn man seinem Gegenüber in die Augen schaut.“ Mit einer Delegation der Kultusministerkonferenz und Hochschulrektoren traf sie an der Hebräischen Universität Jerusalem, an der Uni in Tel Aviv sowie am Weizmann-Institut für Wissenschaften Vertreter der Wissenschafts- und Forschungs-Community.

Fegebank nutzte die Gelegenheit zu einem weiteren Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem („Man hat den Eindruck, das ganze Land ist stiller geworden“) und am Platz der Geiseln in Tel Aviv (Hostages Square). Das Schicksal der von der Hamas nach dem barbarischen Angriff auf Israel am 7. Oktober entführten Menschen bewegt auch die Senatorin. Sie sagte, in der Hoffnung, möglichst viele der Hamas-Geiseln lebend wieder nach Israel zu bringen, setzten die Menschen in Israel darauf, dass die öffentliche Aufmerksamkeit für die Verschleppten aufrechterhalten bleibe, auch in Deutschland.

Katharina Fegebank in Israel: „Ein Schleier der Trauer über dem Land“

Die Hamburger Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank in Israel beim Besuch in Yad Vashem
Die Hamburger Wissenschaftssenatorin und Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank in Israel beim Besuch in Yad Vashem © Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB). | Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke (BWFGB).

Was aus den Geiseln wird, könnte sich zu einem neuen israelischen Trauma entwickeln. Und die Frage eines Austausches beispielsweise mit palästinensischen Gefängnisinsassen in Israel hat sich zu einem heiklen Politikum und Teil der militärischen Strategie beim Kampf gegen die Hamas entwickelt. Aktuell gibt es Verhandlungen über einen Austausch. Die jedoch werden überlagert von den Plänen der Armee, eine Bodenoffensive gegen die Stadt Rafah zu starten, in der sich viele Flüchtlinge aufhalten. Wie sich der Feldzug im Gazastreifen entwickelt, verfolgen praktisch alle Israelis mit Bangen. Fast jeder kennt eines der Angriffs-Opfer, ob Geisel oder Todesopfer.

Die militärischen Operationen haben Auswirkungen auf den Studien- und Forschungsbetrieb der Hochschulen im Land, erfuhr Fegebank. Mehr als 30 Prozent von Studierenden oder Wissenschaftlern sind Reservisten. Unter diesen Umständen einen Semesterbetrieb in Gang zu bringen war offenbar eine gewaltige Herausforderung. Fegebank sagte: „An den Universitäten fragten sich die Verantwortlichen unmittelbar nach dem 7. Oktober: Wer kommt noch?“ Dabei ist für sie klar, dass gerade die Unis der Ort sind, an dem in der einzigen echten Demokratie des Nahen Ostens Juden und Araber zusammenkommen und sich friedlich austauschen können.

Förderkreis der Uni Haifa wurde in Hamburg gegründet

Fegebank sprach sich dafür aus, israelische Hochschulen und deutsche noch enger zu verzahnen, auch mit Hamburger Wissenschaftseinrichtungen. „Es ist jetzt wichtiger denn je, die bestehenden Kooperationen im Hochschul- und Wissenschaftsbereich weiter zu stärken.“

In Hamburg gibt es seit Jahrzehnten einen Förderkreis der Universität Haifa, den der Bankier Eric Warburg (1900 bis 1990) gegründet hatte. Dieser Förderkreis um Sonja Lahnstein-Kandel hat unmittelbar nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine eine sechsstellige Summe für nach Israel geflüchtete Wissenschaftlerinnen von prominenten Förderern erhalten. Sonja Lahnstein hatte sich nach den Angriffen des 7. Oktober für mehr Studentenaustausch mit Israel ausgesprochen.

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Bei der Verleihung des Bürgerpreises der CDU – sie ist selbst SPD-Mitglied – sagte sie „Zusammen mit anderen habe ich der Stadt bereits vor Monaten eine werteorientierte Partnerschaft mit der Region Haifa vorgeschlagen, die sich durch Ko-Existenz arabischer und jüdischer Israelis und interkulturelle Kreativität auszeichnet.“ In Deutschland gebe es über 50 Partnerschaften mit Israel. „Berlin und Hannover wollen jetzt eine – nur Hamburg hat keine. Wir bleiben dran.“