Hamburg. Im spektakulärsten Fall mit einer Millionen-Beute wurde er freigesprochen, weil der Hauptbelastungszeuge im Prozess schwieg.
Es ist eine der spektakulärsten Einbruchsserien der vergangenen Jahre: Schmuck und Uhren für rund eine Million Euro erbeuteten mehrere Männer bei einem einzigen Einbruch in einer Villa in Winterhude. Noch vier weitere Male versuchten die Täter zwischen Februar und April 2021, in Häusern wohlhabender Hamburger und Hamburgerinnen nahe der Alster große Beute zu machen – aber nur ein weiteres Mal glückte es. Einer der fehlgeschlagenen Versuche spielte sich am Haus einer bekannten Hamburger Modeschöpferin ab – und scheiterte, weil die Alarmanlage losging.
Bereits am zweiten Verhandlungstag ging der Prozess gegen den 29 Jahre alten Karlo R. (Name geändert), einen der Tatbeteiligten, vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts jetzt zu Ende: Fünf Jahre und zehn Monate – so lange muss Karlo R. wegen schweren Einbruchs und versuchten Einbruchs in Villen in der Alstergegend ins Gefängnis. Von dem Vorwurf der Beteiligung an dem Einbruch mit der Millionenbeute ist er allerdings freigesprochen worden.
Prozess Hamburg: Gericht folgt beim Strafmaß weitgehend der Forderung der Staatsanwaltschaft
Mit seinem Urteil folgte das Gericht im Wesentlichen dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die auf sechs Jahre Haft für den jungen Mann plädiert hatte. Die Verteidigung hatte keinen konkreten Antrag gestellt, sich aber eine „fünf vor dem Komma“ gewünscht.
In drei der fünf Fälle, wegen derer die Staatsanwaltschaft Karlo R. angeklagt hatte, wurde er freigesprochen. Ein bereits wegen der Einbrüche zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilter Mann, der Karlo R. als Mittäter benannt hatte, hatte sich bei seinen Aussagen gegen den 29-Jährigen vor der Polizei in Widersprüche verwickelt. Im Prozess schwieg er dann. Deshalb konnte Karlo R.‘s Beteiligung an den ersten drei Einbrüchen nicht bewiesen werden. Der dritte Täter ist weiterhin unbekannt.
Der Angeklagte gestand zwei der fünf vorgeworfenen Taten
Am ersten Verhandlungstag hatte der 67 Jahre alte Unternehmer, in dessen Winterhuder Villa die Einbrecher Uhren und Schmuck im Wert von einer Million Euro erbeutet hatten, als Zeuge eindringlich geschildert, wie sehr ihn die Ereignisse bis heute belasten. Unter anderem leide er seitdem an Schlafstörungen. Zum Zeitpunkt des Einbruchs war er nicht zu Hause, wurde aber von seinem Hausmeister alarmiert.
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Karlo R. hatte im Prozess gestanden, gemeinsam mit zwei anderen Männern in ein anderes Haus an der Alster eingebrochen zu sein. Der Schaden belief sich auf rund 2000 Euro. Der Vorsitzende Richter betonte in der Urteilsverkündung, die Geschädigten in diesem Fall seien „nicht für ihr Leben gezeichnet“ und sehr wohlhabend, weshalb die erbeutete Summe im Kontext zu betrachten sei. In einem weiteren Fall gestand Karlo R. einen Einbruchsversuch.
Das Strafmaß von fünf Jahren und zehn Monaten ist eine Gesamtstrafe. Der 29-Jährige war bereits in Berlin im April 2023 wegen vier Einbruchdiebstählen zu vier Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Der Angeklagte bereute in seinem Schlusswort vor dem Landgericht die Taten und bat um Entschuldigung. mit dpa