Hamburg. Beim „Welcome Dinner“ können Gäste in türkischen Familien an der islamischen Tradition teilnehmen. Was die Besucher erwartet.
Völkerverständigung geht durch den Magen: Der Verein Welcome Dinner organisiert zum Ramadan besondere Abendessen. Muslimische Gastgeber laden Hamburgerinnen und Hamburger, die das Fastenbrechen (arabisch: Iftar) nicht kennen, zu sich nach Hause ein. Die Gäste können die Tradition dadurch hautnah miterleben.
Unter dem Leitbild „Zusammen isst man weniger allein“ bieten türkische Gastgeber die gemeinsamen Abendessen an. Dadurch wollen sie einen Teil ihrer Kultur zeigen, sagt Johana Flores, eine Sprecherin des Vereins.
„Welcome Dinner sind Möglichkeiten, neue Kontakte zu knüpfen und Einblicke in das tägliche Leben anderer Menschen zu bekommen“, heißt es von dem Verein. „So bauen wir Barrieren ab, fördern den Austausch und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Stadt“. Seit dem vergangenen Jahr werden die Welcome Dinner in Kooperation mit dem türkischen Verein Ehil e.V. organisiert. Ungefähr 15 individuelle Ramadan-Dinner wurden vermittelt. „Wir haben schon letztes Jahr sehr gute Erfahrungen mit den Familien gemacht“, sagt Johana Flores.
Welcome Dinner in Hamburg: Abends wird das Fasten gebrochen
Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Kalenders und fällt in diesem Jahr auf den Zeitraum zwischen dem 10. März und dem 9. April. In dieser Zeit verzichten viele Muslime zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. Zum Eintreten der Dunkelheit wird täglich das Fasten gebrochen. Der Fastenmonat gehört neben dem Gebet, dem Glaubensbekenntnis, der Almosengabe und der Pilgerfahrt nach Mekka zu den fünf Säulen des Islams.
Die Welcome Dinner gehen auf eine schwedische Initiative aus dem Jahr 2014 zurück. Eine Sprachlehrerin hatte damals die Idee, Neuankömmlinge in Stockholm mit einem Abendessen zu empfangen. Seit 2015 gibt es die gemeinsamen Abendessen auch in Hamburg. „Was mit einem vierköpfigen Team als ehrenamtliches Projekt begann, ist nun zu einem Verein mit circa 15 Aktiven geworden“, so der Verein. „Mehr als 10.000 Menschen aus 78 Herkunftsländern haben bereits bei mehr als 2500 Dinnern mitgemacht“.
Flüchtlinge empfangen 2019 erstmals Hamburger zum Fastenbrechen
Die Welcome Dinner werden nicht nur zum Ramadan, sondern zu vielen verschiedenen Anlässen veranstaltet. „Ob ein klassisches Abendbrot mit Käse und Wurst, euer Lieblingsrezept oder ein Drei-Gänge-Menü, ihr kocht, was euch Spaß macht und schmeckt, denn im Vordergrund steht die Begegnung“, so der Verein. 2019 wurde die Aktion umgedreht: Flüchtlinge empfingen erstmals Hamburgerinnen und Hamburger zum Abendessen
Die ersten Abendessen sind bereits geplant, jetzt werden Gäste gesucht, die gemeinsam das Fasten brechen wollen. Die Anmeldung für die Ramadan-Dinner erfolgt per E-Mail unter moin@welcome-dinner-hamburg.de, die Abendessen sind kostenlos. Welche Personen zueinandervermittelt werden, hängt vor allem von der Entfernung der Wohnorte ab, sagt Johana Flores.
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Bereits jetzt gebe es eine ähnliche Anzahl an Einladungen wie im Vorjahr, das könne aber auch noch mehr werden. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer essen gemeinsam, üben Deutsch, lachen und diskutieren“, heißt es von dem Verein.
Auch Freundschaften seien dadurch entstanden. Wie der Kontakt nach dem Welcome Dinner weitergeht, liege in der Hand der Teilnehmer.