Hamburg. Demonstranten ziehen durch Hamburg zum Rathaus. Die Hintergründe dieses ungewöhnlichen Bündnisses – und eine besondere Aktion.

Antonia David

Trommeln und Trillerpfeifen schallten durch die Innenstadt, als sich die Streikenden der Gewerkschaft Ver.di gemeinsam mit dem Klimabündnis Fridays For Future am Freitagvormittag vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof trafen. Die Menschenansammlung war weder zu überhören noch zu übersehen: Neongelbe Warnwesten, Punkrock und eine Trommelgruppe von Greenpeace zogen die Aufmerksamkeit der Vorbeigehenden auf sich. „Wir fahren zusammen“, lautete das Motto des Zusammenschlusses. Die Versammelten wollen vor allem eins: verbesserte Arbeitsbedingungen für die Angestellten der Hochbahn AG (Hochbahn) und Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH).

Der bundesweite Streik ist Teil der Warnstreikwoche, die die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di vom Montag, 26. Februar, bis zum Sonnabend, 2. März, ausgerufen hatte. In Hamburg streiken Beschäftigte der Hochbahn 48 Stunden vom 29. Februar bis zum 2. März in der Früh. In Hamburg laufen derzeit Tarifverhandlungen.

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In einer Demonstration zogen die Klimaschützer durch die Innenstadt zum Hamburger Rathaus. Unterwegs bildeten sie ein Herz aus Menschen neben einem großen Fridays-for-Future-Logo. Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) kam zum Rathaus, um mit den Protestierenden zu sprechen.

Finanzsenator Andreas Dressel (2. v. r., SPD) hält mit Raj Tanija (r.), Busfahrer bei der Hamburger Hochbahn, Keno Rieger (l.), Auszubildender bei der Hamburger Hochbahn, und Busfahrerin Janet Dreiskämper (2. v. l.) vor dem Hamburger Rathaus.
Finanzsenator Andreas Dressel (2. v. r., SPD) hält mit Raj Tanija (r.), Busfahrer bei der Hamburger Hochbahn, Keno Rieger (l.), Auszubildender bei der Hamburger Hochbahn, und Busfahrerin Janet Dreiskämper (2. v. l.) vor dem Hamburger Rathaus. © dpa | Marcus Brandt

Der gemeinsame Streiktag war schon seit Langem geplant. Mit der Aktion möchten Fridays for Future und Ver.di zeigen, dass eine Verkehrswende nur möglich ist, wenn die Interessen Beschäftigter nicht gegen den Ausbau oder die Taktung vom ÖPNV ausgespielt werden. Das Bündnis fordert bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal und Investitionen von jährlich 16 Milliarden Euro bis 2030 in den Nahverkehr.

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Die Emissionsziele im Verkehrssektor seien seit Jahren gerissen worden, der Ausstoß müsse schnellstmöglich sinken, sagte Annika Kruse, Sprecherin von Fridays for Future Hamburg. Auch in Hamburg sei die Qualität und Quantität des ÖPNV nicht ausreichend. „Der Verkehrssektor muss klimafreundlicher gestaltet werden. Der öffentliche Personennahverkehr spielt dabei eine wichtige Rolle. Aber ohne genügend Arbeitskräfte, die den Beruf ausüben, kann eine Wende nicht gelingen“, so die Klimaaktivistin.

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Auch Raj, Angestellter der Hochbahn im Betriebshof Billbrook, sagte: „Für eine klimagerechte Zukunft muss der ÖPNV ausgebaut werden – anders geht es nicht!“ Der Hochbahn-Auszubildende Keno Rieger bekräftigte: „Ich streike, weil wir jetzt Entlastung brauchen. Unseren Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung, Reduzierung der maximalen Schichtlängen oder höheren Zuschlägen bei Diensten zu ungünstigen Zeiten ist unsere Arbeitgeberin nicht genügend bis gar nicht nachgekommen. Zu den aktuellen Bedingungen ist es immer schwerer, neue Fachkräfte für die ÖPNV-Branche zu gewinnen. Ohne uns kann eine Verkehrswende nicht funktionieren.“

Auch eine Petition mit dem Namen „Wir fahren zusammen“ will Fridays for Future an die Bundespolitik übergeben. Mehr als 200.000 Menschen haben diese bereits unterzeichnet.