Hamburg. Bürgermeister legt mit ukrainischer Generalkonsulin Kränze nieder. Bischöfin: „Brutalität des russischen Regimes zeigt sich täglich.“
Hamburg hat am zweiten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine der Opfer des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gedacht. Um genau 12 Uhr legte Bürgermeister Peter Tschentscher zusammen mit der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Tybinka Kränze an der Ernst-Barlach-Stele auf dem Rathausmarkt nieder.
Anschließend wollten Tschentscher und Tybinka in der Rathausdiele Gedenkworte sprechen und so an die Gestorbenen, Verletzten und Vertriebenen erinnern. Gleichzeitig unterbrachen um 12 Uhr Busse und Bahnen des HVV für eine Gedenkminute den Betrieb. Der HVV wollte damit gemeinsam mit dem Verein MenscHHamburg und vielen anderen ein Zeichen für Frieden und Solidarität in der Ukraine und weltweit setzen.
Ukraine: Tschentscher gedenkt der Opfer des russischen Überfalls
Zuvor hatte es in der Hauptkirche St. Petri bereits einen ökumenischen Gottesdienst für den Frieden in der Ukraine gegeben. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Hamburger Bischöfin, Kirsten Fehrs, erachtete es als legitim, dass die Ukraine sich gegen den russischen Angriff verteidigt.
„Allzumal die Brutalität des russischen Regimes sich tagtäglich zeigt“, erklärte sie. Der katholische Erzbischof Stefan Heße rief in seiner Ansprache dazu auf, die Hoffnung auf den Frieden niemals aufzugeben.
Bischöfin Fehrs sprach den Menschen, die seit zwei Jahren in der Ukraine im Krieg leben, ihren Respekt aus. „Wie viel Kraft muss es kosten, Mensch zu bleiben? Zu lieben, zu hoffen?“, sagte sie. Ihr Mitgefühl umfasse ebenso die Frauen, die mit ihren Kindern fliehen mussten und nun schon monatelang in einem fremden Land leben.
Zugleich bedrücke sie es, dass es in Deutschland Stimmen gebe, die es den Geflüchteten zusätzlich schwer machten. Es gebe Menschen, die die Ukrainer bezichtigten, ihnen ihr Geld wegzunehmen. Das sei sachlich falsch, da viele Ukrainerinnen, die mit Kindern 80 Prozent der Geflüchteten in Deutschland bildeten, als Fach- und Arbeitskräfte arbeiteten. „Zudem widerspricht eine solche Haltung allem, was wir als Christenmenschen glauben“, sagte Fehrs.
Ukraine: ökumenischer Gottesdienst in St. Petri
Erzbischof Heße sagte, jeden Tag den Krieg erleben zu müssen, ob in der Ukraine selbst oder als Angehörige in Deutschland, zehre an den Menschen und ihren Kräften.
Hinter den Kulissen gebe es vielfältige diplomatische Versuche, die Parteien zusammenzuführen und Wege zu einem Frieden zu finden. „Überlassen wir uns daher nicht der Gleichgültigkeit oder dem Gewöhnungsfaktor. Geben wir die Hoffnung nach Frieden niemals auf“, appellierte Heße.
Ukraine: Demonstration in der Innenstadt geplant
Gegen 14 Uhr sollte eine Demonstration am Hachmannplatz mit rund 500 Teilnehmern in Richtung Rathausmarkt starten, wo um 15 Uhr eine Kundgebung geplant war. Dort sollte auch ein Kurzfilm zur Verschleppung ukrainischer Kinder durch Russland gezeigt werden.
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Russland hat die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen und führt seither einen erbarmungslosen Angriffskrieg gegen das Land. Mindestens 10.000 ukrainische Zivilisten, darunter Hunderte Kinder, haben nach Angaben der Vereinten Nationen durch den von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Überfall ihr Leben verloren.
Etwa doppelt so viele seien verletzt worden. Die Zahl der militärischen Verluste liegt ein Vielfaches über jener der zivilen Opfer. Genaue Zahlen gibt es jedoch nicht, da weder die Ukraine noch Russland Angaben zu Verlusten in den eigenen Reihen machen.