Hamburg. Dass Bahnen und Busse am Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine stillstehen, provoziert Facebook. Umso klarer die Antwort.
Es ist ein trauriges Jubiläum, das auch in Hamburg nicht unbedacht bleiben soll. Am 24. Februar jährt sich der Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine bereits zum zweiten Mal. Die Kämpfe dauern an – ein Ende ist vorerst nicht in Sicht.
Der Verein MenscHHamburg nimmt das Datum erneut zum Anlass, um Punkt 12 Uhr eine Schweigeminute abzuhalten und damit „ein Zeichen für den Frieden“ zu setzen. Unter dem Motto #Hamburgstehtstill wollen Unternehmen, Vereine, Institutionen und Behörden innehalten und „allen Ukrainerinnen und Ukrainern zeigen, dass ihr Leid nicht in Vergessenheit gerät“, kündigt der Verein an.
Daran beteiligt ist auch der HVV. Auf Facebook machte der Hamburger Verkehrsverbund die Solidaritätsbekundung und das damit verbundene Stillstehen von Bussen und Bahnen am Donnerstagmorgen publik. Nicht jedem gefällt diese Anteilnahme. Umso deutlicher ist jetzt die Reaktion des Betriebs.
HVV beteiligt sich an Schweigeminute und erntet Kritik
„Am Samstag, 24. Februar 2024, um 12 Uhr, halten die Busse und Bahnen in Hamburg für eine Gedenkminute inne und pausieren den Betrieb“, heißt es auf der Facebookseite des HVV. Und weiter: „Damit setzen Unternehmen im HVV zwei Jahre nach Kriegsbeginn (…) ein Zeichen für Frieden und Solidarität in der Ukraine und weltweit.“ Konkret: Die Busse und Bahnen der Unternehmen Hamburger Hochbahn, S-Bahn Hamburg und Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) stehen für die Zeit einer Gedenkminute still.
Während viele Nutzerinnen und Nutzer die Aktion begrüßen, gehen andere ungehemmt auf Konfrontation und schüren den Hass. „Wo war diese Selbstbeweihräucherung, als eine Million Iraker getötet wurden?“, „Heuchler, Heuchler und nochmals Heuchler. Wenn ihr keine Schweigeminute für den Völkermord an den Palästinensern macht!“, „Sonst keine Probleme?“, „Lächerlich und infantil“ oder „Diese Doppelmoral ist nicht mehr zu ertragen“. Immer wieder besprochen wird auch die Frage: „Was ist mit all den anderen Kriegen auf der Welt?“
HVV reagiert auf Kritik an Schweigeminute für Kriegsopfer aus der Ukraine
Das Social-Media-Team des HVV hat bereits auf einige Kommentare unmissverständlich reagiert, auf Abendblatt-Anfrage hat jetzt auch Pressesprecherin Silke Seibel zu der Thematik Stellung bezogen. Sie sagt: „Der HVV begrüßt die Initiative des Vereins MenscHHamburg sehr, auch in diesem Jahr mit #HamburgStehtStill ein Zeichen für weltweiten Frieden zu setzen. Gemeinsam mit vielen anderen Unternehmen, Vereinen, Institutionen und Behörden schließen wir uns dem Aufruf zu einer Gedenkminute aus konkretem Anlass – dem Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine – daher wieder an.“
Sie betont, dass es „ein klares Zeichen für Frieden und Solidarität weltweit“ sei. Schon im letzten Jahr hatte der Verein zu der Schweigeminute aufgerufen – und der HVV ähnliche Reaktionen erfahren müssen. Silke Seibel sagt dazu: „Die Reaktionen der Facebook-Community waren genauso vielfältig wie auch in diesem Jahr. Themen wie diese haben stets divergierende Kommentare zur Folge, darunter viele, die komplett über das Ziel hinausschießen und mit der eigentlichen Aktion nichts zu tun haben. Das überrascht nicht, macht aber umso deutlicher, dass ein gemeinsames Zeichen für weltweiten Frieden und Solidarität auf breiter Basis umso wichtiger ist.“