Hamburg. Mit den Fingern wird nicht mehr gegessen, dafür allein fünf Tage Silber poliert. Es gibt 60 vegane Menüs – und viele prominente Gäste.

Das älteste Festmahl der Welt ist fast angerichtet. Zum Matthiae-Mahl kommen an diesem Dienstagabend Bundeskanzler Olaf Scholz und Estlands Premierministerin Kaja Kallas als Ehrengäste nach Hamburg. Während es im 14. Jahrhundert noch zum guten Ton gehörte, mit den Fingern zu essen, wurden bereits am Montag die Tische im Rathaus mit Silberbesteck eingedeckt.

Fünf Tage brauchte das Personal, nur um das Silberbesteck zu polieren. Komplett abgeschlossen sind die Vorbereitungen am Montagabend aber noch nicht. „Morgen kommen die Blumendekorationen noch ins Haus, und dann werden die letzten Arbeiten vorgenommen – vielleicht wird das ein oder andere umplatziert“, sagt Torsten Clasen, Leiter des Veranstaltungsbetriebs Rathaus. Denn bei der erwarteten Gästeanzahl von 422 Personen könne sich auch in letzter Sekunde noch etwas ändern.

Erstmals werden beim Matthiae-Mahl vegane Gerichte serviert

Seit dem Jahr 1356 kommen Politiker und andere hohe Gäste zum Matthiae-Mahl in Hamburg zusammen. Es ist damit das älteste noch begangene Festmahl der Welt. Einige Traditionen haben bis heute Bestand. „Es gibt immer einen Ehrentisch, und die Tischformation ist seit Beginn des Mahls gleich“, sagt Martin Gansen, Veranstaltungsleiter des Matthiae-Mahls. Auch der Weinlauf, bei dem 80 Kellner festlich den Wein ausschenken, sei bis heute unverändert.

Die Menüs bleiben wie jedes Jahr bis zum Festmahl unter strenger Geheimhaltung. Was jedoch bekannt ist: Es wird ein Drei-Gänge-Menü und ein sogenanntes Flying Desert geben. Eine besondere Neuerung sind die 60 veganen Menüs. Im letzten Jahr gab es bereits eine vegetarische Auswahl. Insgesamt werden am Dienstagabend 100 Kellner, 20 Köche und acht Spülkräfte im Einsatz sein.

Hamburgs Beziehungen zu Estland sollen vertieft werden

Die Liste prominenter Gäste ist lang. „Prominenz aus Deutschland und der ganzen Welt folgt der Einladung zum Matthiae-Mahl, darunter Staatspräsidenten, Regierungschefs und gekrönte Häupter“, sagt der Senat. Zu Gast waren bereits alle Bundeskanzler seit Helmut Schmidt und Prominente wie Tennislegende Steffi Graf.

Ratsdienerin Nadine Petermann und Torsten Clasen, Leitung Veranstaltungsservice und Veranstaltungsmanagement Landesbetrieb Rathausservice, platzieren den kostbaren Holbein-Pokal, ein Geschenk des britischen Königs Edward VII., auf einem Tisch im großen Festsaal während der letzten Vorbereitungen für das traditionelle Matthiae-Mahl des Hamburger Senats im Rathaus.
Ratsdienerin Nadine Petermann und Torsten Clasen, Leitung Veranstaltungsservice und Veranstaltungsmanagement Landesbetrieb Rathausservice, platzieren den kostbaren Holbein-Pokal, ein Geschenk des britischen Königs Edward VII., auf einem Tisch im großen Festsaal während der letzten Vorbereitungen für das traditionelle Matthiae-Mahl des Hamburger Senats im Rathaus. © dpa | Marcus Brandt

In diesem Jahr nimmt Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher seinen Amtsvorgänger Bundeskanzler Olaf Scholz und Estlands Premierministerin Kaja Kallas als Ehrengäste in Empfang. Kallas ist seit 2021 Premierministerin Estlands und steht seit letzter Woche auf einer russischen Fahndungsliste. Angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine setze sie sich entschlossen für die europäischen Werte ein, heißt es aus dem Hamburger Senat. „Mit ihrem Besuch sollen die Beziehungen Hamburgs zu Estland vertieft werden.“

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Linksfraktion kritisiert die hohen Ausgaben für das Festmahl.

Die Ausrichtung des Festmahls wird von der Linksfraktion der Hamburgischen Bürgerschaft seit einigen Jahren kritisiert. Im vergangenen Jahr bezeichnete David Stoop, haushaltspolitischer Sprecher der Linksfraktion, das Festmahl angesichts der steigenden Lebensmittelpreise als „besonders zynisch“. Die Kosten für das Matthiae-Mahl beliefen sich 2023 auf ungefähr 224.000 Euro. Mit rund 120.000 Euro fielen die meisten Kosten für das Personal an. Speisen und Getränke kosteten ungefähr 63.000 Euro.

Eine Ratsdienerin überprüft das Besteck an den Tischen im großen Festsaal während der letzten Vorbereitungen für das traditionelle Matthiae-Mahl des Hamburger Senats im Rathaus.
Eine Ratsdienerin überprüft das Besteck an den Tischen im großen Festsaal während der letzten Vorbereitungen für das traditionelle Matthiae-Mahl des Hamburger Senats im Rathaus. © dpa | Marcus Brandt

Laut Martin Gansen bringe das Festmahl der Stadt Hamburg aber auch viele Vorteile. „Das Matthiae-Mal ist eine der schönsten und kostengünstigsten Werbungen für die Hansestadt Hamburg, denn die Bilder gehen um die gesamte Welt. Hier wird sich vernetzt und ausgetauscht, gerade auch mit dem Ehrengast“.