Hamburg. Bürgerschaft startet Kampagne zu Bezirks- und Europawahlen am 9. Juni – vor allem in Stadtteilen mit niedriger Wahlbeteiligung.
Ohne erhobenen Zeigefinger, mit Witz, auch mal regional, aber stets streng überparteilich – die Bürgerschaft startet eine neue Wahlmotivationskampagne, die dazu beitragen soll, die Beteiligung an den Wahlen zu den Bezirksversammlungen und zum Europaparlament am 9. Juni zu steigern. Die Plakatserie und Animationen, deren erste Entwürfe Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) am Dienstag vorgestellt hat, sollen auch bei den Bürgerschaftswahlen Anfang 2025 Verwendung finden.
Rund 1,5 Millionen Euro stellt das Landesparlament insgesamt für die Kampagne bereit, die an eine entsprechende Aktion vor der Bürgerschaftswahl 2020 anknüpft und sie weiterentwickelt. Nach „Wähl dich warm“ lautet das Motto diesmal „Wähl, was dich bewegt“. Dabei soll erneut bewusst ein Zusammenhang zwischen den Wahlen einerseits und dem Alltag der Wahlberechtigten und ihren Entscheidungen fernab der Politik hergestellt werden. „Flora oder Elphi?“, lautet eine freizeitorientierte Frage vor dem Hintergrund eines roten Wahlkreuzes. Eher kleingedruckt folgt darunter die eigentliche, leicht pathetisch aufgeladene Botschaft: „Dein Leben. Dein Hamburg. Deine Wahl.“
Hamburger Kampagne konzentriert sich auf Stadtteile mit niedriger Wahlbeteiligung
„Die Beteiligung an der Bürgerschaftswahl vor vier Jahren war mit 63 Prozent schon besser als vorher, aber es gibt enorme Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Das macht zum Teil 35 Prozentpunkte aus“, sagte Veit. So auch bei der Europawahl 2019: Die Beteiligung lag insgesamt in Hamburg bei 61,9 Prozent. Aber während im Alstertal und in den Walddörfern deutlich mehr als 70 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben, waren es in Jenfeld (39,1 Prozent), Billstedt (42,2 Prozent) oder Rothenburgsort (42,4 Prozent) anteilig nur gut halb so viele. Bei den Wahlen zu den Bezirksversammlungen lag die Beteiligung in den Bezirken Hamburg-Mitte und Harburg unter 50 Prozent.
„Wir wollen uns mit der Kampagne auf die Stadtteile mit niedriger Wahlbeteiligung konzentrieren. Es kann schon sein, dass in Volksdorf oder Harvestehude davon nicht so viel zu sehen ist“, sagte Veit, die betonte, dass eine Arbeitsgruppe der Bürgerschaft mit Vertretern aller Fraktionen die Entscheidung für die Kampagne einstimmig getroffen habe. Geplant sind neben großflächigen klassischen Plakaten Animationen im Fahrgastfernsehen und auf Infoscreens der U- und S-Bahnhöfe. Hamburger Influencerinnen werden auf ihren Accounts über die Bedeutung des Wählens informieren.
In Kooperationen mit Tankstellen, Restaurants und Sportvereinen sollen passgenaue Motive entstehen
Neu ist eine stärkere Individualisierung und Kleinräumigkeit der Motive und Themen. In Kooperation mit Schwimmbädern, Tankstellen, Restaurants oder Sportvereinen sollen passgenaue Plakate für die jeweiligen Zielgruppen entstehen. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“, sagte Veit optimistisch und rechnet mit rund 100 unterschiedlichen Motiven, die im Laufe der Zeit noch entwickelt werden sollen.
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Dann kann zu bisweilen überraschenden Ergebnissen führen. Veit berichtete von der Zusammenarbeit mit einem Kosmetiksalon, auf dessen Plakat der Sprung zur Politik besonders groß wirkt. „Mani oder Pedi?“, lautet die Frage des Plakats in Anspielung auf Maniküre oder Pediküre. Mit „Dein Leben, Dein Style. Deine Wahl. Bezirks- und Europawahlen am 9. Juni“ soll dann der Bogen zum eigentlichen Thema geschlagen werden.
An der Europawahl können erstmals auch die 16- und 17-Jährigen teilnehmen
„Wir treffen täglich große und kleine Entscheidungen für unser Leben. Jede und jeder sollte sich zutrauen, alle paar Jahre über unsere Parlamente mitzuentscheiden“, sagte Veit. Die Kampagne „Wähl, was dich bewegt“ soll Anfang Mai analog und digital gestartet werden. Rund 1,43 Millionen Hamburgerinnen und Hamburger sind am 9. Juni zur Wahl aufgerufen. Erstmals werden auch die 16- und 17-Jährigen an der Europawahl teilnehmen können. „Das sind rund 30.000 junge Menschen, die auch als Wahlhelfer tätig werden können“, sagte Landeswahlleiter Oliver Rudolf.