Hamburg. Sicherheitsbehörden gingen aber erst 20 Monate nach der Tat mit Bildern an die Öffentlichkeit. Eine CDU-Anfrage soll Klarheit bringen.

Die Hamburger Christdemokraten wollen weiter nachbohren bei der Frage, warum die Öffentlichkeitsfahndung nach den vier Tätern im Zusammenhang mit einem versuchten Tötungsdelikt auf St. Pauli erst 20 Monate nach der Tat gestartet wurde.

Die Antwort des Senats auf seine schriftliche Kleine Anfrage nannte der CDU-Abgeordnete Dennis Gladiator „enttäuschend“ und „nichtssagend“. Die Senatsantworten beruhen auf Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft. Gladiator will es nicht dabei belassen.

Messerattacke auf St. Pauli: Zu späte Fotofahndung – Polizei Hamburg habe früher loslegen wollen

Am 23. Januar dieses Jahres veröffentlichte die Polizei vier Fotos von jungen Männern, die am 15. Mai 2022 in eine Auseinandersetzung an der Talstraße auf St. Pauli verwickelt waren, bei der ein 31 Jahre alter Mann durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt wurde. Das Opfer hatte einem anderen Mann helfen wollen, der von einer Gruppe umringt und beraubt wurde. Das kostete ihm beinahe das Leben.

Zwar wurde „das umfangreiche Videomaterial nach der Tat vom 15. Mai 2022 umgehend gesichert, ausgewertet und für die polizeiinterne Fahndung genutzt“, wie der Senat in seiner Antwort mitteilt. Gebracht hat das aber nichts. Erst am 3. Januar dieses Jahres hat die Staatsanwaltschaft einen Antrag auf Anordnung einer Öffentlichkeitsfahndung gestellt. Es dauerte etwas mehr als eine Woche, bis der stattgegeben wurde. Am 11. Januar erließ das zuständige Amtsgericht den entsprechenden Beschluss.

„Umfangreiches Videomaterial“ wurde bereits gleich nach der Tat gesichert

Danach dauerte es noch einmal knapp zwei Wochen, bis am 23. Januar die zahlreichen Fotos, die vier gesuchte Männer aus verschiedenen Perspektiven zeigen, tatsächlich im Rahmen einer Pressemitteilung der Polizei veröffentlicht wurde.

Warum zwischen Tat und Veröffentlichung der Fotos der Gesuchten so enorm viel Zeit verging, erfuhr Gladiator nicht. Was bislang nicht abgefragt wurde: Wann regte die Polizei, bei der die Mordkommission in dem Fall ermittelt, eine Öffentlichkeitsfahndung an? Genau das will der Bürgerschaftsabgeordnete der CDU jetzt durch eine weitere Kleine Anfrage klären lassen. Nach Informationen des Abendblatts soll das bereits über ein Jahr vor der Veröffentlichung der Bilder passiert sein.

Polizei soll noch 2022 Öffentlichkeitsfahndung angeregt haben

Bei den Erkenntnissen, die die Strafverfolgungsbehörden im Rahmen der Ermittlungen erlangt haben, ist die Antwort ebenfalls spärlich. In der Antwort zieht man sich darauf zurück, dass es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handle und „ohne Gefährdung des Ermittlungszwecks derzeit keine Angaben gemacht werden“ könnten.

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Den großen Durchbruch, also die Festnahme der vier Gesuchten durch die späte Öffentlichkeitsfahndung – sei es durch Ermittlungen oder dadurch, dass sich die Gesuchten selbst gestellt haben –, gibt es offenbar nicht. In diesem Fall wäre die Öffentlichkeitsfahndung gelöscht worden.