Hamburg. Erst 20 Monate nach dem Angriff, bei dem ein Mann niedergestochen und schwer verletzt wurde, wird die Öffentlichkeitsfahndung genehmigt.
Es gibt diese Fälle, die das Vertrauen in die Arbeit der Justiz nachhaltig erschüttern können. Wenn Untersuchungshäftlinge trotz heftigster Vorwürfe auf freien Fuß gesetzt werden müssen, weil es nicht gelingt, das Verfahren in der vorgeschriebenen Frist zu eröffnen; wenn trotz schwerer Straftaten Urteile von einer Milde fallen, die wie ein Freifahrtschein wirken – dann schadet das dem Ansehen des Rechtsstaates. Oder wenn – wie jetzt wieder in Hamburg – eine Öffentlichkeitsfahndung nach vier Tätern, die einen Mann niedergestochen und lebensgefährlich verletzt haben, erst 20 Monate später genehmigt wird, dann belastet dies das Sicherheitsempfinden vieler Menschen.
Warum es so lange dauert, bis eine Staatsanwaltschaft eine öffentliche Fahndung beantragt und ein Gericht diese schließlich bewilligt, versteht schon nicht, wer dieses demokratische Gemeinwesen für die beste Regierungsform hält, die Deutschland je hatte. Wie aber muss die juristische Zögerlichkeit erst auf Menschen wirken, die mit diesem Staat hadern, deren Vertrauen in die gesellschaftlichen Institutionen verloren gegangen ist?
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Mit Fotos zu fahnden ist ein schwerer Persönlichkeitseingriff. Selbstverständlich muss die Polizei erst alle anderen Ermittlungsansätze abarbeiten. Das kann Monate dauern. Aber wenn die Polizei dann nicht weiterkommt, liegt die Verantwortung bei der Justiz. Und der ist sie hier nicht gerecht geworden.
Dass es anders geht, zeigt ein Fall von vor einem Jahr. Als ein bewaffneter Mann versuchte, im Rathaus zu Bürgermeister Peter Tschentscher vorzudringen, war es eine Frage von Tagen, bis die Phantomzeichnung öffentlich war. Im Fall der Messerstecher vom Kiez waren es 20 Monate. Was soll man einwenden, wenn hier von zweierlei Maß gesprochen wird?