Hamburg. Wenig Aussicht auf Einigung bei nächsten Verhandlungen. Worum es bei der Hochbahn geht und wer demnächst noch auf die Straße geht.
Bis zu 20 Prozent mehr Anfragen für Taxis, gefühlt mehr E-Busse von Moia auf Hamburger Straßen, etwas voller wirkende S-Bahnen am Freitagmorgen: Der 24-stündige Warnstreik bei der Hochbahn hat viele Fahrgäste „umgeschichtet“ auf andere Fortbewegungsmittel. Ob es mehr Fahrradfahrten gab, ist ungewiss. Das Wetter lud nicht dazu ein. Dass U-Bahnen und Busse nicht fuhren, war allerdings für Zehntausende diesmal kein Problem. Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerschaft durften an diesem Brückentag nach den Halbjahreszeugnissen zu Hause bleiben. Anders als beim Lokführerstreik der Bahn war dieser Ausstand ein vergleichsweise entspannter. Oder müssen sich die Hamburger auf rauere Zeiten auch bei der Hochbahn gefasst machen?
Am Donnerstag soll mit der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di weiterverhandelt werden. „Überrascht“ sei man bei der Hochbahn gewesen, dass Ver.di überhaupt zum Instrument des Warnstreiks gegriffen habe. Es geht nicht um mehr Gehalt, sondern um für Arbeitnehmer in dem öffentlichen Unternehmen ebenso entscheidende Dinge wie Arbeitszeiten und Urlaub. Dennoch wird über die finanziellen Zulagen für Dienste am Wochenende oder in der Nacht gestritten.
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Aber gerade wer im Schichtdienst arbeitet, heißt es in Bahn-Kreisen, legt besonderen Wert auf zeitliche Ausgleiche. Ver.di möchte die Arbeitszeit von 39 auf 35 Stunden reduzieren. Für die Bahn-Lokführer ist das ebenso eine bedeutende Forderung. Bei der Hochbahn heißt es, dazu müsse man 800 neue Mitarbeiter einstellen. Das Unternehmen bietet in den Verhandlungen mehr Ausgleichstage für Schichtarbeiter, gestaffelt unter anderem nach Lebensalter. Den Vorschlag lehnte Ver.di bislang ab. Ein Sprecher sagte, vor allem um neue, jüngere Arbeitskräfte anzulocken, sei eine 35-Stunden-Woche ein attraktives Angebot. Das bestätigte der Busfahrer Markus Lekic. 35 Stunden pro Woche zu arbeiten, das „wäre eine enorme Steigerung der Lebensqualität“.
Der Warnstreik seit dem frühen Morgen zeigte, wie viele Hochbahner Ver.di mobilisieren kann. Deutlich mehr als 2000 hatten an der Kundgebung teilgenommen. Die Hochbahn hat insgesamt rund 6600 Mitarbeiter. Die Fähren verkehrten ohnehin, später dann die U-Bahnlinie U3 im 20-Minuten-Takt sowie einige Busse mit Haltestellen an der S-Bahn. Am Sonnabend soll sich der Verkehr am Morgen bis 9 Uhr wieder normalisiert haben, sagte ein Hochbahn-Sprecher.
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Viele hätten den Freitag zum Homeoffice genutzt. Es sei hilfreich gewesen, seit Dienstag die Fahrgäste über den Warnstreik zu informieren. Die Hochbahnwachen hätten nur wenige Menschen an den Haltestellen der bestreikten U-Bahnen notiert. Von größeren Staus aufgrund erhöhten Autoverkehrs war nichts zu sehen. Die Verkehrsleitzentrale bestätigte, dass nur die Demonstration für leichte Behinderungen am Dammtor und in der Innenstadt gesorgt habe.
Ver.di will die kommenden Verhandlungen abwarten und dann entscheiden, ob es weitere Arbeitskampfmaßnahmen gibt. Man sei aber in der Lage, das schnell zu organisieren, hieß es. Insgesamt scheint die Streikbereitschaft quer durch die Arbeitnehmerschaft gewachsen zu sein. In Schleswig-Holstein bleiben die Busse bis Sonntagmorgen in den Depots.
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Bundesweit gibt es weitere Tarifauseinandersetzungen, die auf der Straße ausgetragen werden. Sie betreffen unter anderem die Universitätskliniken. Hamburg bildet mit dem UKE tariflich gesehen eine Ausnahme, weshalb es hier aktuell gar keine Verhandlungen gibt. In Schleswig-Holstein jedoch gingen 700 Ärztinnen und Ärzte für ein Gehaltsplus von gut zwölf Prozent auf die Straße. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund rief derweil in Hamburg die Ärzte des kleinen Blankeneser Krankenhauses Tabea zum Warnstreik am kommenden Mittwoch auf. Die Geschäftsführung des Hauses, das zur Klinikgruppe Artemed gehört, habe Tarifverhandlungen abgelehnt.