Hamburg. Protest gegen die Deutsche Bahn am Hauptbahnhof: GDL attackiert Vorstände wegen Boni. Doch es gibt auch überraschende Töne.

In Hamburg haben sich am Donnerstag rund 70 Lokführer der GDL öffentlich gezeigt, um ihren Protest gegen die Deutsche Bahn dort zu demonstrieren, wo wegen des Streiks erheblich weniger Züge fahren als sonst: am Hauptbahnhof. Auf dem Heidi-Kabel-Platz versuchten sie in grünen Westen, ihren Forderungen nach mehr Gehalt und einer 35-Stunden-Woche (mit Fokus auf eine künftige Viertagewoche) lautstark Ausdruck zu verleihen. „Wir wollen an den Verhandlungstisch zurückkommen“, erklärte der Bezirksvorsitzende des Bezirks Nord der Gewerkschaft der Lokomotivführer, Hartmut Petersen. Dafür sei jedoch die Voraussetzung, dass die GDL-Forderungen anerkannt werden.

Tatsächlich haben sich im Gegensatz zur Deutschen Bahn andere Eisenbahnunternehmen bereits zu Tarifeinigungen bekannt. Dadurch ist beispielsweise das schleswig-holsteinische Eisenbahnunternehmen AKN nach eigenen Angaben nicht vom Streik betroffen. „DB verschärft den Tarifkonflikt – GDL ist lösungsorientiert“, heißt es in einer Pressemitteilung der GDL. Das vertreten auch die 70 Gewerkschafter in Hamburg. „Wir sind verhandlungsbereit“, sagt der stellvertretende GDL-Bundesvorsitzende Lars U. Jedinat. Das sei durch den neuen Einigungsvorschlag, der der Bahn am 23. Januar vorgelegt worden sei, untermauert worden.

GDL-Streik: Hamburger Lokführer der Bahn protestieren am Hauptbahnhof

Für den Streik und die Aktion in Hamburg kamen sogar aus Bremen Streikende angereist, darunter auch Jonas Schmidt. „Wir sind nicht das Problem“, erklärte der Lokführer. Das nach seiner Einschätzung wachsende Unverständnis in der Gesellschaft gegenüber der GDL verstehe er nicht. Es solle sich gegen den Bahn-Vorstand richten. „Alle Arbeitenden sollten solidarisch sein“, sagte Schmidt. Auch ein streikender Fahrdienstleiter lenkte den Fokus auf die Arbeitsbedingungen. Sein Alltag sei geprägt von pausenlosen Zwölf-Stunden-Schichten. Der Arbeitstag sei manchmal um 22 Uhr zu Ende und beginne wieder um 4 Uhr morgens. Bei der Deutschen Bahn liege die Verantwortung dafür, wie eingeschränkt der Personen- und Güterverkehr auf den deutschen Schienen sei.

Auf einem Plakat heißt es: „Dieser Streik könnte heut‘ noch enden, wenn Seiler, Lutz & Co. nicht so gierig & geizig wären! Wir halten euren Laden am Laufen, während ihr fleißig Boni kassiert!“ Die Extra-Zahlungen für die Bahn-Vorstände waren von den Gewerkschaften, aber auch von der SPD kritisiert worden. GDL-Chef Claus Weselsky hatte von „skrupelloser Selbstbedienung“ gesprochen.

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S-Bahn Hamburg im 20- und 60-Minuten-Takt

Unterdessen hat sich der „Not-Fahrplan“ von Bahn und S-Bahn in Hamburg am zweiten Streiktag eingespielt. Offiziell soll sechs Tage gestreikt werden. Die Einschränkungen sind immens. Auf der Internetseite der S-Bahn hieß es, die angepeilten 20- (S1, S2, S3) oder 60-Minuten-Takte (S5) müssten wegen unklarer Betriebssituation kurzfristig abgerufen werden.

Dazu stehen auch die Apps DB Navigator und HVV zur Verfügung. Erixx, Metronom und AKN werden nicht aktuell nicht bestreikt. Dennoch kann es hier zu Ausfällen und Verspätungen kommen. Das stürmische Wetter trägt ebenso zu Verzögerungen bei.

Mitarbeit: ryb