Hamburg. UVNord mahnt: „Wir spüren eine Zurückhaltung bei Investitionsentscheidungen.“ Warum Hamburg seine Willkommenskultur erhalten müsse.
Das Erstarken der AfD in Deutschland schadet nach Einschätzung von Unternehmensvertretern dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und der Wirtschaft – auch in Hamburg. „Wir hören von ausländischen Investoren und Geschäftspartnern sehr deutlich: Was ist aus eurer hart erarbeiteten Willkommenskultur geworden?“, sagt Michael Thomas Fröhlich, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein (UVNord). „Wir spüren eine Zurückhaltung bei Investitionsentscheidungen, die auch in der Hansestadt eine Rolle spielen“, so Fröhlich.
Das münde für Hamburger Unternehmen „ganz handfest in Problemen, weil wir mit dem Welcome Center, mit der Zuwanderungsstrategie, mit der Lösung des Fachkräftemangels gerade auch bei uns in Hamburg darauf angewiesen sind, dass diese Willkommenskultur steht.“ Fröhlich. „Wir sind von unseren Exporten über den Hafen abhängig, wir sind das Tor der Welt, wir sind international – das muss so bleiben.“
Vereinigung: Erstarken der AfD stört Investitionsklima und Zuzug von Fachkräften
Das Erstarken der AfD störe das Investitionsklima und den Zuzug, der nötig sei, um Hamburgs großen Bedarf an Fachkräften zu decken. Der UVNord vertritt über seine 109 Mitgliedsverbände die Interessen von rund 100.000 Unternehmen (50.000 davon in Hamburg), die in der Hansestadt und Schleswig-Holstein rund 1,75 Millionen Menschen beschäftigen.
Das Recherche-Netzwerk Correctiv hatte vor Kurzem berichtet, bei einem Treffen von AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern sei über einen Plan gesprochen worden, Millionen Menschen zu vertreiben. „Wir sollten uns nicht den Vorwurf machen müssen, wir hätten der jüngsten Entwicklung nur zugeschaut und seien untätig geblieben“, sagt Fröhlich.
Hamburg sei auch „einer der wesentlichen konsularischen Plätze der Welt“, sagt der UVNord-Hauptgeschäftsführer. „Es darf nicht sein, dass wir tatenlos zusehen, dass der eine oder andere in eine große Sorge verfällt oder Entscheidungen trifft, eine konsularische Vertretung in Hamburg zu schließen und woanders zu eröffnen.“
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Der UVNord werde bei der Kundgebung „Hamburg steht auf“ am Jungfernstieg dabei sein und bitte die 50.000 Hamburger Unternehmen, Mitarbeiter für die Kundgebung freizustellen.
BDI-Präsident: Deutschland profitiert von Weltoffenheit
Am Dienstag hatte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, erneut vor der AfD gewarnt. Deutschland als Exportland profitiere wie wohl kaum ein anderes von Weltoffenheit, internationaler Zusammenarbeit und Handel und der europäischen Einigung, sagte Russwurm am Dienstag in Berlin. „Dass in diesem Land eine starke politische Partei Raum gewinnt, die all dieses infrage stellt, das ist wirtschaftlich gefährlich.“
Jenseits dieser Nützlichkeitserwägungen gehe es aber um mehr, sagte Russwurm. „Ich will kein Land, in dem es darauf ankommt, wo deine Großeltern geboren sind, ob du in diesem Land willkommen bist oder nicht. Das können wir uns gesellschaftlich nicht leisten, jenseits aller wirtschaftlichen Überlegungen.“