Bahrenfeld. CDU: Es räche sich, dass Senatorin Katharina Fegebank in Koalitionsverhandlungen kein klares Bekenntnis zu dem Projekt erreicht habe.
Das Ringen um die Bundesförderung des in Bahrenfeld vorgesehenen neuen Röntgenmikroskops Petra IV könnte sich weiter in die Länge ziehen. Darauf deutet die Antwort des von der FDP geführten Bundesforschungsministeriums (BMBF) auf eine Anfrage des Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneten Christoph Ploß hin. Er wollte wissen, was die Bundesregierung tut, um die Finanzierung des vom Forschungszentrum Desy geplanten Instruments zu sichern und welchen Anteil der Gesamtkosten die Bundesregierung aus Bundesmitteln zu finanzieren beabsichtigt.
Dazu muss man wissen: Weil das Desy zur außeruniversitären Helmholtz-Gemeinschaft gehört, müsste der Bund 90 Prozent der Kosten tragen. Das Desy schätzt die nötigen Zuwendungen für Petra IV auf 1,373 Milliarden Euro – verteilt über acht Jahre bis 2031. Dass Hamburg seinen Finanzierungsanteil in Höhe von zehn Prozent, also 137 Millionen Euro, sicherstellen soll, hatte die Bürgerschaft auf Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen bereits im vergangenen September beschlossen. Und Ende November beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestags eine Anschubfinanzierung von 40 Millionen Euro aus Bundesmitteln für das Projekt – von einem „Durchbruch“ sprach Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne).
Petra IV gilt als das wichtigste Zukunftsprojekt für die Forschung in Hamburg
Doch mit der Anschubfinanzierung ist erst ein sehr kleiner Teil der nötigen Zuwendungen abgedeckt. Wie es weitergehen könnte, bleibt unklar. Das BMBF erklärt auf Christoph Ploß‘ Anfrage, es treibe die „Konzeptionierung eines Priorisierungsverfahrens für große Forschungsinfrastrukturen voran, zu denen auch das Konzept für das 3-D-Röntgenmikroskop Petra IV zählt“. In dem geplanten Verfahren sollten dann von Forschungseinrichtungen eingereichte Konzepte „aus allen Wissenschaftsdisziplinen“ bewertet und „im Vergleich forschungspolitisch priorisiert werden“.
Entscheidungen über die deren Finanzierung könnten erst im Anschluss an das Verfahren getroffen werden. Aus der deutschen Wissenschaft gebe es schon „zahlreiche Vorschläge“ für „große und langwährende Investitionen“, so das Ministerium. Mit anderen Worten: Es gibt eine große Konkurrenz im Wettkampf um die Mittel.
CDU: Desy droht „lange Hängepartie mit unklarem Ausgang“
Bedenklich sei, dass das BMBF nicht einmal mitteile, wann das Verfahren starten werde, sagen Christoph Ploß und die Hamburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Anke Frieling. „Wir schreiben jetzt das Jahr 2024, und die Ampelkoalition hat immer noch keinen klaren Zeitplan, wann und wie Petra IV realisiert wird. Es rächt sich, dass es Senatorin Fegebank in den Koalitionsverhandlungen der Ampelparteien nicht gelungen ist, ein klares Bekenntnis zur Umsetzung dieses wichtigen Projekts zu erreichen.“ Nun stehe dem Desy und damit dem Forschungsstandort Hamburg eine „lange Hängepartie mit unklarem Ausgang bevor“, so Frieling und Ploß. „Wir erwarten vom Hamburger Senat, der Ampelkoalition und besonders den Hamburger Bundestagsabgeordneten der Ampelparteien, dass sie endlich in Berlin Druck machen.“
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Petra IV gilt als das wichtigste Zukunftsprojekt für die Forschung in Hamburg. Das geplante Röntgenmikroskop soll mindestens 100-mal detailreichere Bilder von winzigen Strukturen bis auf die Ebene von Atomen liefern als das aktuelle Modell Petra III und 100-mal schnellere Experimente ermöglichen. Die Forschenden am Desy hoffen auf neue Erkenntnisse etwa für die Energieerzeugung, für Medikamente, Medizintechnik und „datengetriebene Technologien“.