Hamburg/Berlin. Bundestag bewilligt Anschubfinanzierung für Hamburger Milliardenprojekt Petra IV. Senatorin Fegebank: „Das ist jetzt der Startschuss.“
Seit Längerem bangt das Hamburger Forschungszentrum Desy um die Finanzierung des in Bahrenfeld geplanten neuen Röntgenmikroskops Petra IV. Zuletzt wuchs unter leitenden Wissenschaftlern der außeruniversitären Einrichtung die Sorge, bald hinter die technische Ausstattung der internationalen Konkurrenz zurückzufallen.
Doch nun gibt es eine Entscheidung aus Berlin, die bedeutet, dass die Physiker ihr Milliardenprojekt weiter vorantreiben können: In der Nacht zu Freitag beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestags, dass im Bundeshaushalt für 2024 fünf Millionen Euro zur Förderung des Projekts Petra IV eingestellt werden sollen und dass es darüber hinaus weitere Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 35 Millionen Euro für die kommenden Jahre geben soll.
Desy Hamburg: „Durchbruch“ – Millionen vom Bund für Supermikroskop Petra IV
Von einem „Durchbruch“ und einem „starken Signal des Bundestags“ sprach Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) am Freitagvormittag. „Das ist jetzt der Startschuss für Petra IV“, sagte sie dem Abendblatt. Fegebank dankte dem Haushaltsausschuss des Bundestages „und allen, die sich in den vergangenen Monaten intensiv auf Landes- und Bundesebene für dieses wegweisende Zukunftsprojekt stark gemacht haben“.
Der Hamburger SPD-Bundestagsabgenordnete Metin Hakverdi jubelte auf dem Onlineportal X (vormals Twitter): „Wir bekommen in Hamburg das stärkste Mikroskop der Welt!“ Zu dem Erfolg beigetragen haben will auch der Hamburger FDP-Bundestagsabgeordnete Michael Kruse. Nun gebe es „finanzielle Rückendeckung aus Berlin“. Petra IV sei jetzt erstmalig im Bundeshaushalt verankert.
Desy: Supermikroskop Petra IV soll 100-mal detailreichere Bilder liefern
Petra IV gilt als das wichtigste Zukunftsprojekt für die Forschung in Hamburg. Doch bisher fehlte eine Zusage des FDP-geführten Bundesforschungsministeriums für die nötige Bundesförderung, die 90 Prozent der Kosten umfassen würde. Das Desy schätzt die nötigen Zuwendungen für Petra IV auf 1,373 Milliarden Euro – verteilt über acht Jahre bis 2031. Im September verabschiedete die Hamburgische Bürgerschaft einen Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen, wonach die Hansestadt ihren Finanzierungsanteil in Höhe von zehn Prozent der nötigen Zuwendungen, also 137 Millionen Euro, sicherstellen soll. Anschließend hieß es: „Jetzt ist der Bund am Zug.“
Desy in Hamburg: Neue Erkenntnisse für Energieerzeugung und Medizin
Mit der Entscheidung in Berlin ist nun zwar erst ein sehr kleiner Teil der nötigen Zuwendungen abgedeckt. Doch zuletzt hatte es danach ausgesehen, dass eine Entscheidung über eine Bundesförderung weiter vertagt werden könnte und überhaupt keine Haushaltsmittel für 2024 eingeplant werden. Damit hätte sich das Vorhaben erneut verzögert. Petra IV soll mindestens 100-mal detailreichere Bilder von winzigen Strukturen bis auf die Ebene von Atomen liefern als das aktuelle Modell Petra III und 100-mal schnellere Experimente ermöglichen. Die Forschenden am Desy hoffen auf neue Erkenntnisse etwa für die Energieerzeugung, für Medikamente, Medizintechnik und „datengetriebene Technologien“.
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Sehr erleichtert zeigte sich Desy-Chef Helmut Dosch am Freitagvormittag. Der Beschluss des Haushaltsausschusses sei großartig „in diesen stürmischen Zeiten“, erklärte der Physiker. Mit der Anschubfinanzierung seien nun vorbereitende Baumaßnahmen für das Röntgenmikroskop PETRA IV möglich.