Hamburg. Infektionszahlen wieder angestiegen, S-Bahn bestätigt erhöhten Krankenstand. Bei der Grippewelle ist ein tückisches Virus zurück.

Grippe, noch immer Covid-19 und bei den Kindern RSV: In Hamburg und ganz Deutschland steigen die Zahlen bei Corona-Infektionen. Dazu kommt nun eine Grippewelle, genauer gesagt ein Erreger, der bereits 2009 als sogenannte Schweinegrippe bekannt wurde. Helfen könnten auch jetzt noch vor allem mehr Impfungen, sagt das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem wöchentlichen Bericht, der die epidemiologische Lage zusammenfasst.

In Hamburg lag die Corona-Inzidenz laut RKI In der 47. Kalenderwoche noch bei 26,36 Fällen pro 100.000 Einwohner. In der 50. Kalenderwoche erreichte sie mit einem Wert von 38,84 ihren Höhepunkt, was 720 Infektionen entspricht. In der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres sank die Inzidenz dann wieder auf 6,1. Sowohl der Verlauf als auch die Inzidenzen ähneln denen des Bundes. Allerdings sind diese Zahlen insofern nicht belastbar, weil kaum noch getestet wird.

Grippewelle und Corona in Hamburg: Warum sich das Impfen auch jetzt noch lohnt

Gleichzeitig hat in Hamburg die Grippewelle an Fahrt aufgenommen. Laut RKI hat sich die Influenza-Inzidenz von der 47. bis zur 51. Kalenderwoche von 1,35 Fällen pro 100.000 Einwohner auf 10,25 erhöht. Das entspricht 190 Infektionen in der vorletzten Woche des Jahres 2023. In der letzten Dezemberwoche verringerte sich die Inzidenz auf 8,2. Auch im Bund zeigt sich dieser Verlauf, allerdings mit etwas geringeren Inzidenzen. Diese erreichte ihren Höhepunkt mit 6,44 und sank bis zur letzten Woche des Jahres auf 5,18. Auch hier gilt: Obwohl die Grippe meldepflichtig ist, wird nicht immer verlässlich getestet.

In Hamburg wurden seit der 40. Kalenderwoche bis einschließlich des Jahresendes 707 Influenza-Fälle an das epidemiologische Landeszentrum übermittelt. Davon wurden 147 Fälle (21 Prozent) hospitalisiert, heißt es von der Hamburger Behörde.

RSV, Corona und Grippe: Erheblich weniger Testungen

Die Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbandes, Dr. Jana Husemann, sagte dem Abendblatt: Eine richtige Welle nehme man in den Praxen noch nicht wahr. Allerdings teste man nur „in den wenigsten Fällen, da es keine therapeutische Konsequenz hat, welcher Virus für die Atemwegsinfektion verantwortlich ist“. Wegen der Schulferien seien bislang weniger Menschen in den Praxen gewesen. Husemann geht davon aus, dass sich das demnächst ändern und die Zahl der Atemwegsinfektionen zunehmen werde.

Für die Kinderärztinnen und Kinderärzte sagte die Vorsitzende des Hamburger Landesverbandes, Dr. Claudia Haupt, dass aktuell mehr RS-Viren (Respiratorisches Synzytialvirus) nachgewiesen würden als Grippe. Und: „Corona schwelt im Hintergrund.“ Auch bei den Kindern wird nicht jedes getestet.

Schweinegrippe 2024: Vor allem Kinder haben sich infiziert

In einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht datiert das RKI den Beginn der Grippewelle auf die Woche des 16. Dezember. Unter den Influenza-Viren wurde am häufigsten das Virus „A(H1N1)pdm09“ bestimmt. Mit dem Erreger, der 2009 als sogenannte Schweinegrippe bekannt wurde, infizierten sich vor allem Kinder, hieß es. Laut Bericht zirkuliert das Coronavirus weiterhin vor allem unter Erwachsenen und führt bei älteren Menschen am häufigsten zu einem schweren Verlauf. Im Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren befanden sich unter 199 Viren-Proben 22 Prozent Influenzaviren und 17 Prozent Coronaviren.

Für die Wochen zwischen dem 18. und dem 31. Dezember seien bislang knapp 9000 durch Laboranalysen bestätigte Grippefälle an das RKI übermittelt worden, heißt es weiter in dem Bericht. Insgesamt wurden dem RKI seit Oktober rund 16.600 Grippefälle gemeldet. Ende des Jahres sei insgesamt ein Rückgang der Infektionen zu beobachten gewesen. Das RKI weist jedoch darauf hin, dass aufgrund der Feiertage die Daten der letzten Dezemberwoche „nur mit Einschränkungen interpretierbar“ seien.

S-Bahn Hamburg: Krankenstand bei Personal erhöht

Trotz der Grippewelle gibt es derzeit keine größeren Auswirkungen auf das öffentliche Leben in Hamburg. So verzeichnet die Hochbahn eine „relativ normale Krankenlage“ und rechnet mit „keinen betrieblichen Auswirkungen“, sagt Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Laut RKI dauerte in den Jahren vor Corona eine Grippewelle drei bis vier Monate.

Ob sich die Infektionen in diesem Zeitraum noch auf Busse und Bahnen der Hochbahn auswirken könnten, ist laut Kreienbaum „eine Frage für die Glaskugel“. Bei der S-Bahn Hamburg ist der Krankenstand aktuell erhöht, laut einem Sprecher der Deutschen Bahn habe dies aber „keine Beeinträchtigungen des S-Bahn-Verkehrs zur Folge“.

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Nach Angaben der Hamburger Sozialbehörde gelte für Grippe wie auch für Corona, dass insbesondere ältere Menschen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. „Wichtigster Schutz gegen bestimmte Erreger ist nach wie vor eine Impfung“, sagt eine Sprecherin.

„Alle Personen, für die die Stiko (Ständige Impfkommission, die Red.) die Grippeschutzimpfung empfiehlt, sollten sich möglichst bald noch impfen lassen, falls dies noch nicht geschehen ist“, heißt es außerdem vom RKI. Dazu zählen unter anderem Menschen ab 60 Jahren, Schwangere, chronisch Kranke, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit erhöhtem beruflichen Infektionsrisiko.