Hamburg. Hamburger Wissenschaftlerinnen haben herausgefunden, wie sich mehr SARS-CoV-2-spezifische Antikörper bilden lassen.

Es klingt fast wie fauler Zauber, ist aber wissenschaftlich belegt: Sich Videos von Menschen mit Corona-Erkrankungen anzuschauen hilft dabei, selbst eine Covid-Infektion abzuwehren. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschenden des Fachbereichs Biologie der Universität Hamburg in Kooperation mit der Universität Tübingen mit 45 Testpersonen. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ erschienen, wie die Uni am Mittwoch mitteilte.

Was dahinter steht? Testpersonen, die sich Videos von Menschen ansahen, welche unter den typischen Covid-19-Symptomen litten, produzierten mehr sekretorisches Immunglobulin A gegen das Spike-Protein des Coronavirus. Und jetzt wird es kompliziert: Das sogenannte sekretorische Immunglobulin A (sIgA) im Speichel ist der wichtigste Antikörper zur Bekämpfung von Krankheitserregern in den Atemwegen, heißt es von der Uni.

Uni Hamburg: Anschauen von Krankheitsvideos erhöht coronaspezifische Antikörper

Es werde von Plasmazellen gebildet, binde Antigene und verhindere deren Anheftung an Epithelzellen. So trägt sIgA wesentlich zur Immunabwehr bei. Frühere Studien hatten bereits hohe Konzentrationen des für die Alphavariante des Coronavirus spezifische sIgA (SARS-CoV-2-specific sIgA) im Speichel mit asymptomatischen Covid-Infektionen in Verbindung gebracht, was auf seine schützende Rolle gegen SARS-CoV-2 hindeuten könnte.

Angesichts dieser Funktionen könnte SARS-CoV-2-specific sIgA auch das Potenzial zur Neutralisierung von SARS-CoV-2 im Körper haben. Forschende unter Leitung des Fachbereichs Biologie der Universität Hamburg haben nun herausgefunden, dass sich im Speichel von Testpersonen, welche ein Video von Menschen mit Covid-typischen Atemwegssymptomen ansehen, nach kurzer Zeit mehr spikeproteinspezifisches sIgA befindet, als bei Personen, die ein Video mit gesunden Menschen sehen. Kurz gesagt: Das Anschauen von Krankheitsvideos erhöht SARS-CoV-2-spezifische Antikörper, so die Uni.

Kampf gegen Corona: Tests erfolgten in der ersten und zweiten Omikron-Welle

„Die durchschnittliche Sekretion stieg um 24,4 Prozent nach fünf Minuten Stimulation mit einem Krankheitsvideo“, sagt Juniorprofessorin Dr. Esther Kristina Diekhof vom Fachbereich Biologie der Uni Hamburg und Senior-Autorin der Studie. „Dass dieser Anstieg auftrat, obwohl es keine tatsächlichen Erreger gab, deutet darauf hin, dass das SARS-CoV-2-specific sIgA Teil einer proaktiven Immunreaktion sein könnte, welche die Mundhöhle auf das Eindringen von Viren vorbereitet.“ Kurz nach dem Ende der Videos kehrte der slgA-Wert im Speichel wieder zum Ausgangswert zurück.

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An der Studie nahmen 45 geimpfte oder zuvor mit dem Coronavirus infizierte Personen zwischen 18 und 35 Jahren teil. Die meisten Tests der Studie fanden während der ersten und zweiten Omikron-Welle der Pandemie statt und damit in einem Hochrisikokontext für die Ansteckung mit SARS-CoV-2. Den Teilnehmenden wurde ein fünfminütiges Krankheitsvideo gezeigt, in dem Menschen mit typischen Covid-Symptomen wie Niesen oder Husten zeigte.