Hamburg. Bürgerschaft bringt Teilfinanzierung des 3-D-Geräts auf den Weg. CDU sieht „Anzeichen, dass Petra IV auf Bundesebene gescheitert ist“.

Es gilt als das wichtigste Zukunftsprojekt für die Forschung in Hamburg: Mit dem geplanten 3-D-Röntgenmikroskop Petra IV will das Deutsche Elektronen-Synchrotron Desy in Bahrenfeld mit der internationalen Konkurrenz Schritt halten. Doch die Finanzierung des Milliarden-Projekts ist, wie berichtet, nicht gesichert; es fehlt eine Zusage für die nötige Bundesförderung, die 90 Prozent der Kosten umfassen würde.

Nun hat die Hamburgische Bürgerschaft ein Zeichen gesetzt: Das Landesparlament verabschiedete einen Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen, demzufolge die Hansestadt ihren Finanzierungsanteil in Höhe von zehn Prozent der Gesamtsumme sicherstellen soll. Der Senat wird aufgefordert, sich auf Bundesebene für eine „zeitnahe Realisierung“ des Großvorhabens einzusetzen. Dessen Finanzierung sollte „spätestens 2026 beginnen“.

Petra IV: Finanzierung des Röntgenmikroskops wird zu einem Kraftakt

„Jetzt ist der Bund am Zug, von dem wir eine kurzfristige Entscheidung zu Petra IV erwarten“, sagte die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sina Koriath. Das Desy sprach am Donnerstag von einem „bedeutenden Ankerpunkt für Petra IV“ und schlug in die gleiche Kerbe: Die Hamburger Unterstützung sei ein „starkes Signal in Richtung Bundespolitik“.

Zwar war schon vor mehreren Jahren klar gewesen, dass auf Hamburg als Sitzland des außeruniversitären Forschungszentrums zehn Prozent der Kosten entfallen würden. Allerdings hatten der Senat und auch der Bund damals andere Aufwendungen erwartet: Nach Angaben des Bundesforschungsministeriums von Ende 2020 waren die Kosten zunächst auf rund 670 Millionen Euro geschätzt worden – im September 2022 sprach Desy-Chef Helmut Dosch dann allerdings von einem „Milliardenprojekt“.

Katharina Fegebank warb im Bundestag um Unterstützung für Petra IV

Im Mai dieses Jahres erklärte Desy-Technologiechef Arik Willner vor dem Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft, das Desy schätze die nötigen Zuwendungen für Petra IV auf 1,373 Milliarden Euro – vom kommenden Jahr an verteilt über acht Jahre bis 2031. „Der Startpunkt der Zuwendung müsste nach derzeitiger Planung 2024 sein, um 2029 die Inbetriebnahme zu starten“, hieß es auf Abendblatt-Nachfrage.

Obwohl das Projekt erheblich teurer werden wird als ursprünglich geplant, hält der Senat daran fest. Die Hansestadt habe vor, ihren Anteil – also voraussichtlich mindestens 137 Millionen Euro – zu bezahlen, erklärte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) schon vor den Abgeordneten des Ausschusses. „Wir meinen das wirklich ernst.“

Desy: Inbetriebnahme von Petra IV „ab 2030“ statt 2029

Kurz darauf warben Fegebank und Desy-Chef Helmut Dosch in Berlin gegenüber Abgeordneten des Wissenschafts- und des Haushaltsausschusses im Bundestag um Unterstützung für die Finanzierung von Petra IV. Zu einem Durchbruch kam es allerdings nicht. Auf eine schriftliche Kleine Anfrage der Hamburger CDU-Abgeordneten Anke Frieling im Juli antwortete der Senat, er befinde sich „im Austausch“ mit Mitgliedern der Bundesregierung, des Bundestages und der Bürgerschaft.

Den am Mittwoch beschlossenen rot-grünen Bürgerschaftsantrag kommentiert Frieling mit den Worten, schon seit Mai „verdichteten sich die Anzeichen, dass Petra IV auf Bundesebene gescheitert ist“. Der Antrag von SPD und Grünen könne „durchaus als Bestätigung dieser Vermutung gedeutet werden“. Dass eine Finanzierung von Petra IV „spätestens 2026“ beginnen solle, bedeute: „Dies ist viel später, als mit Desy besprochen war und gefährdet Petra IV“, sagte Frieling. „Der bisherige Zeitplan muss eingehalten werden.“

Neues Röntgenmikroskop soll 100-mal schnellere Experimente ermöglichen

Das Desy richtet sich offenbar schon auf eine weitere Verzögerung ein. „In den Jahren 2024 und 2025 sollen die Vorarbeiten stattfinden, damit ab 2026 die zentralen Bauprojekte beginnen können“, teilte das Forschungszentrum am Donnerstag mit. „Bei diesem Zeitplan ist eine Inbetriebnahme von Petra IV ab 2030 avisiert.“

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Petra IV soll 100-mal detailreichere Bilder von Strukturen bis auf die Ebene von Atomen liefern als das aktuelle Modell Petra III und 100-mal schnellere Experimente ermöglichen. Die Forschenden am Desy hoffen auf neue Erkenntnisse etwa für die Energieerzeugung, für Medikamente, Medizintechnik und „datengetriebene Technologien“.