Hamburg. Der Thronfolger begrüßte die Gäste im Rathaus auf Deutsch und fügte einen Satz hinzu, den man an Alster und Elbe gerne hört.

Smart, smart – der Auftritt des norwegischen Kronprinzen Haakon im Rathaus. „Meine sehr verehrten Damen und Herren“, begrüßte der 50 Jahre alte Thronfolger auf Deutsch die rund 400 Gäste des Empfangs zu seinen Ehren im Großen Festsaal. Der spontane Beifall war Haakon sicher, dessen kurzer Ausflug in die deutsche Sprache nicht ganz zufällig war: Der Kronprinz hat deutsche Vorfahren und entstammt dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg.

Um Punkt 20 Uhr hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstagabend den Kronprinzen auf dem Spiegel vor der Ratsstube begrüßt, wie es im Rathaus Tradition ist. Haakon war aus München ohne seine Frau Mette-Marit zu seiner zweitägigen Visite angereist, in deren Mittelpunkt die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Hansestadt und dem nordeuropäischen Land stehen.

Tschentscher und Kronprinz Haakon erinnerten an die Zeit der Hanse

„Eine stolze maritime Tradition haben Hamburg und Norwegen gemeinsam. Wir teilen eine Geschichte der Seefahrt und des Handels sowie des Aufbaus guter Beziehungen zu Partnern überall auf der Welt“, sagte Tschentscher in seiner kurzen Begrüßungsrede auf Englisch. „Hamburg und Norwegen sind enge wirtschaftliche Partner seit den Tagen der Hanse“, betonte der Bürgermeister, um dann aber schnell in der Gegenwart zu landen.

„Während Norwegen ein sehr großes Potenzial hat, Produzent und Exporteur von grünem Wasserstoff zu werden, ist Hamburg ein attraktiver Standort für Import und Weitertransport“, sagte Tschentscher und fügte hinzu: „Ich bin zuversichtlich, dass Norwegen und Hamburg starke Partner im Wasserstoffhandel der Zukunft werden können“.

Auch Haakon erinnerte an die Zeit der Hanse und betonte die Gemeinsamkeiten. „Hamburg und Norwegen teilen den gleichen hanseatischen Unternehmergeist, und wir haben ähnliche Ziele. Wir streben nach Wertschöpfung, Wohlfahrt und einem guten Leben für unsere Menschen“, sagte der Kronprinz ebenfalls auf Englisch und fügte einen Satz hinzu, den man an Alster und Elbe gerne hört: „Die Nordsee war immer Norwegens Autobahn nach Europa, und Hamburg war unser Tor zur Welt. Und ist es nach wie vor.“

Der norwegisch-deutsche Wirtschaftsgipfel steht im Zeichen erneuerbarer Energien

Der Empfang mit Vertretern und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft diente einem ersten Austausch mit in Hamburg lebenden Norwegern. An Alster und Elbe sind rund 600 Menschen mit einem Pass des skandinavischen Staates gemeldet, rund 50 norwegische Unternehmen haben sich in Hamburg angesiedelt.

Am Mittwochmorgen wird der Kronprinz, der von den norwegischen Ministern Terje Asland (Energie) und Jan Christian Vestre (Wirtschaft und Handel) begleitet wird, in der Handelskammer begrüßt. Zum norwegisch-deutschen Wirtschaftsgipfel im Börsensaal reisen fast alle norddeutschen Ministerpräsidenten an: Daniel Günther (CDU) aus Schleswig-Holstein, Manuela Schwesig (SPD) aus Mecklenburg-Vorpommern und der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD). Niedersachsen ist vertreten durch Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD).

Im Zentrum des Treffens stehen die Themen erneuerbare Energien, Wasserstoff, CO₂-Speicherung sowie grüne maritime Technologien. An der von Julia Niharika-Sen (NDR) moderierten Podiumsdiskussion zum Thema „Nachhaltige Zukunft und grüner industrieller Wandel“ nehmen die Länderchefs und Minister teil. Die norwegische Industrie nutzt den Wirtschaftsgipfel, um innovative und nachhaltige Produkte und Technologien vorzustellen.

Auf dem Programm für den Kronprinzen steht auch eine Hafenrundfahrt

Der norwegische Aluminiumhersteller Hydro präsentiert ein Mercedes-E-Auto, das aus CO₂-reduziertem Aluminium hergestellt ist. Der Wagen wird im Innenhof zwischen Handelskammer und Rathaus aus einer Schnellladesäule des norwegischen Energieversorgers Eviny geladen. Das Unternehmen hat kürzlich den Zuschlag für 140 Schnelllade-Standorte im Deutschlandnetz gewonnen und wird Ladesäulen auch im Raum Hamburg errichten.

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Gegen Mittag wird der norwegische Thronfolger auf dem Weg zum Anleger Elbphilharmonie sein. Zusammen mit Staatsrätin Almut Möller, der Europabevollmächtigten des Senats, werden Haakon und die norwegischen Minister an einer wirtschaftspolitischen Hafenrundfahrt teilnehmen. Auf dem Programm der Exkursion stehen Visiten von Leuchtturmprojekten im Hafen wie dem LNG-Terminal und dem Airbus-Wasserstoff-Projekt für die zivile Luftfahrt.

Haakon reist Mittwoch nach Berlin weiter und trifft dort seine Frau Mette-Marit

Viel Zeit für die Sightseeing-Tour bleibt der königlichen Hoheit nicht: Gegen 15 Uhr wird Haakon am Dammtor-Bahnhof erwartet. Mit einem regulären ICE fährt der norwegische Kronprinz auf seiner Deutschlandreise weiter nach Berlin, wo er von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) empfangen wird. An dem Berliner Teil der Deutschland-Visite Haakons wird auch seine Frau Mette-Marit teilnehmen. Die beiden wollen die Gedenkstätte Berliner Mauer besuchen und an der Gedenkfeier aus Anlass des Jahrestages des Mauerfalls am 9. November 1989 teilnehmen.

Vor Hamburg hatte der Norweger München besucht und war dort von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) empfangen worden. Grundsätzlich bemüht sich das norwegische Königshaus nach Informationen des Abendblatts möglichst umweltfreundlich und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. So kam Haakon mit einer Linienmaschine aus der bayerischen Landeshauptstadt nach Hamburg.