Hamburg. Weil das Personal knapp ist, sind auf einigen Linien Fremdfirmen unterwegs. Das läuft nicht reibungslos. Nun gibt es Konsequenzen.

Wer in Hamburg regelmäßig die Busse der Linie 191 nutzt, kennt die Situation seit einigen Wochen: Man steht an der Haltestelle und wartet vergeblich. Die Zeit vergeht, die auf dem Fahrplan angegebene Abfahrtszeit verstreicht, aber es kommt kein Bus. Und der darauffolgende ist dann oftmals auch noch verspätet. Dass es derzeit Probleme gibt, bestätigt auch der Sprecher der Hamburger Hochbahn, Christoph Kreienbaum: „Auch wir sind mit der Situation auf der Buslinie 191 nicht zufrieden“, sagt er.

HVV: Einzelne Fahrtausfälle bei Buslinie – Probleme mit externem Dienstleister

Auf der Strecke zwischen Grothwisch in Schnelsen und Garstedt bei Norderstedt sind keine Busfahrer der Hochbahn unterwegs – stattdessen bedient ein externes Unternehmen die Strecke. „Wir haben einzelne Fahrtausfälle bei dem von uns beauftragten Dienstleister“, sagt Kreienbaum.

„In den Zeiten, in denen der 20-Minuten-Takt gilt, ist das für unsere Fahrgäste nachvollziehbar ärgerlich. Das gilt auch dann, wenn es sich bei den tatsächlichen ausgefallenen Fahrten um Einzelfälle handelt.“ Denn anders als bei der U1, die am Dienstag ein Schwan kurzzeitig lahmlegte, dauert das Problem der Linie 191 schon länger an.

HVV: Hochbahn stellt jeden Monat 40 neue Busfahrer ein

Dass im öffentlichen Personennahverkehr Fremdfirmen eingesetzt werden, sei keineswegs ungewöhnlich, so Kreienbaum. „Es geht nicht darum, Personal bei der Hochbahn einzusparen, aber wir können die Personalkapazität nicht an den Spitzenbedarfen ausrichten. Das wäre unwirtschaftlich.“

Schon jetzt stellt die Hochbahn seinen Angaben zufolge jeden Monat etwa 40 neue Busfahrerinnen und Busfahrer ein. „Wir suchen permanent Personal, auch wenn wir eine relativ niedrige Fluktuation haben. Die Betriebstreue ist sehr groß. Aber wir haben viele altersbedingte Abgänge.“

Fachkräftemangel im Busbereich stellt Hochbahn vor Herausforderungen

Um neues Personal zu finden, nutze man alle Möglichkeiten eines modernen Recruitings wie Messeauftritte, Online-Tools, aber auch Kampagnen. Kreienbaum: „Wir sind gerade in der Vorbereitung für eine neue Kampagne.“ Mit dem Dienstleister, der die Linie 191 bedient, arbeite man schon seit langer Zeit zusammen und sei mit ihm grundsätzlich zufrieden, sagt Kreienbaum. Das Unternehmen habe die Verbindung Anfang September übernommen.

Aber: „Das Unternehmen hat aufgrund von Personalengpässen nicht die Leistung bringen können, die wir erwarten. Die allgemein spürbare Knappheit an Fachkräften ist auch im Busbereich zu beobachten und stellt alle Beteiligten – auch uns als Hochbahn – vor deutliche Herausforderungen. Mittlerweile bessert sich die Situation auf der 191 und die Ausfälle sollten spürbar weniger werden. Wir werden das sehr genau beobachten und stehen hier mit dem Dienstleister im engen Kontakt.“

In Hamburg fahren rund 40 Busse von Drittunternehmen

Nach Angaben des Hochbahn-Sprechers sind etwa vier bis fünf Prozent der Hochbahn-Leistungen an externe Dienstleister vergeben. „Über diese Höhe soll die Übertragung von Leistungen auch nicht hinausgehen.“ In anderen Städten wie beispielsweise Köln seien es 20 bis 30 Prozent der Leistungen. „Ganz konkret fahren in Hamburg rund 40 Busse von Drittunternehmen – bei einer Hochbahn-Flotte von knapp 1100 Bussen.“ Weitere Linien, auf denen neben Hochbahn-Bussen auch Dienstleister eingesetzt werden, sind die 16, 155 und 180.

Nach anfänglichen Problemen auf der Linie 180, wo Busse des Unternehmens Umbrella eingesetzt werden, gebe es inzwischen so gut wie keine Beschwerden mehr, versichert Kreienbaum. Auch bei der Linie 16, die ebenfalls von Umbrella bedient wird, sei das Beschwerdeaufkommen unauffällig. „Es mag sein, dass sich das zu Anfang einspielen musste.“

HVV: Busse verspätet – aus Problemen will die Hochbahn Lehren ziehen

Doch aus den Problemen mit der Linie 191 ziehe man Lehren, betont der Hochbahn-Sprecher. Man müsse gerade in der Anfangsphase noch enger an die Dienstleister heranrücken, um sicherzustellen, dass die Leistung auch im Sinne der Hochbahn erbracht werden könne – also ausreichend Personal und Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Die Fahrgäste bemerken das nicht unbedingt, weil externe Firmen häufig ausgemusterte Hochbahn-Busse in vertrauter Optik im Einsatz haben.

„Es ist geplant, dass der Dienstleister auch auf einer anderen Linie eine Teilleistung erbringt. Das haben wir zunächst zurückgestellt, bis wir das Angebot auf der 191 nachhaltig stabilisiert haben“, so Kreienbaum.

Einsatz von externen Dienstleistern ist für die Hochbahn seit Jahren üblich

Aber auch intern werde man überlegen, ob es richtig ist, auf einer Linie, die eher außerhalb liegt und wo es wenig Alternativen gibt, Dienstleister einzusetzen. Eine Alternative wäre, die Leistungen eher auf eng getakteten Linien im Innenstadtbereich einzusetzen, wo ein Ausfall für die Fahrgäste mit weniger Auswirkungen verbunden ist.

„Wir haben noch einmal den Prozess geschärft, dass Fahrtausfälle – auch kurzfristige – in der HVV-App oder auf hvv.de angezeigt werden und die Fahrgäste damit digital eine verlässliche Information über den tatsächlichen Fahrplan erhalten“, so Kreienbaum.

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Der Einsatz von Dienstleistern ist bei der Hochbahn seit Jahren üblich. Nur so könne man Leistungsspitzen, die beispielsweise durch Ersatzverkehr, der personal- und fahrzeugaufwendig ist, abfedern. In diesem Jahr liege das vor allem an den Teilsperrungen bei der U2 und der U4. „Eine U-Bahn hat Platz für 800 Fahrgäste, ein Bus für 100 Fahrgäste“, sagt der Hochbahn-Sprecher. Entsprechend groß sei der Bedarf an Busfahrern, wenn ein Ersatzverkehr eingerichtet werden müsse.

HVV: Fremdfirmen bei der Hochbahn – Gewerkschaft übt Kritik

Die Zufriedenheit der Kunden sei in diesem Bereich sehr hoch: „Man muss sehen, dass der Ersatzverkehr von den Fahrgästen sehr positiv bewertet wird. Wir haben gerade eine Marktforschung dazu gemacht. Das positive Ergebnis zeigt, dass es richtig ist, so stark hier reinzugehen.“

Zusätzlich helfe der Einsatz von Dienstleistern auch, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, vor allem solchen mit schulpflichtigen Kindern, in den Sommermonaten Urlaub zu ermöglichen. Davon unabhängig sei es auch für die Hochbahn herausfordernder geworden, Personal in ausreichendem Umfang zu finden.

Gabriel Riesner, Gewerkschaftssekretär bei der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, sieht den Einsatz von Fremdfirmen kritisch: „Die Arbeitsbedingungen sind bei Dienstleistern oft schlechter. Umbrella beispielsweise ist dafür bekannt, dass es dort Probleme mit der Tariftreue gibt und die Gründung eines Betriebsrates behindert wird. Aber auch für die Fahrgäste ist es von Nachteil, wenn die Leistungen nicht zuverlässig sind.“