Hamburg. Hamburg wirbt für Milliarden-Projekt Petra IV in Berlin – bisher ohne Erfolg. CDU: Senat muss sich auch über den Sommer ins Zeug legen.
Das Forschungszentrum Desy in Bahrenfeld bangt weiter um die Finanzierung des geplanten 3-D-Röntgenmikroskops Petra IV. Im Mai hatten Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und Desy-Chef Helmut Dosch in Berlin gegenüber Abgeordneten des Wissenschafts- und des Haushaltsausschusses im Bundestag um Unterstützung für das Milliarden-Projekt geworben – doch seitdem ist offenbar kein Durchbruch erzielt worden, wie aus der Senatsantwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der Hamburger CDU-Abgeordneten Anke Frieling hervorgeht.
Der Senat befindet sich demnach „im Austausch“ mit Mitgliedern der Bundesregierung, des Bundestages und der Bürgerschaft. Weitere Veranstaltungen zur Unterstützung des Vorhabens seien unter anderem in der Landesvertretung Hamburg in Berlin geplant.
Desy: Neues Röntgenmikroskop soll 100-mal schnellere Experimente ermöglichen
Petra IV gilt als wichtigste Zukunftsprojekt für die Forschung in Hamburg. Mit dem Instrument will das Desy mit der internationalen Konkurrenz Schritt halten. Petra IV soll im Vergleich zu heute 100-mal detailreichere Bilder von Strukturen bis auf die Ebene von Atomen liefern als das aktuelle Modell Petra III und 100-mal schnellere Experimente ermöglichen, die neue Erkenntnisse etwa für die Energieerzeugung, für Medikamente, Medizintechnik und „datengetriebene Technologien“ liefern könnten.
Die Finanzierung wird allerdings zu einem Kraftakt. Das Forschungszentrum schätzte zuletzt die nötigen Zuwendungen für Petra IV auf 1,373 Milliarden Euro – von 2024 an verteilt über acht Jahre. Weil das Desy zur außeruniversitären Helmholtz-Gemeinschaft gehört, müsste der Bund 90 Prozent der Kosten tragen.
Warum das Desy immer noch keinen Antrag zur Finanzierung eingereicht hat
Es gibt unterschiedliche Einschätzungen, wie der Werbeblock für Petra IV im Bundestag ankam: Der Senat erklärt, das Projekt sei „auf großes Interesse gestoßen“. Frieling sagt hingegen, verschiedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sitzung hätten im Anschluss von einer verhaltenen Resonanz berichtet. Im Wettbewerb um Bundesmittel konkurriert Hamburg etwa mit Darmstadt und der dort im Bau befindlichen Beschleunigeranlage FAIR.
Petra IV-Projektleiter Harald Reichert teilte auf Abendblatt-Anfrage mit, der Antrag für das neue Röntgenmikroskop seit zwar seit März ausgearbeitet, aber das Desy habe ihn noch nicht eingereicht, da es immer noch kein offizielles Verfahren beim Bund gebe, nach dem ein Antrag und eine Begutachtung möglich wären.
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Ein neuer „Roadmap“-Prozess zur Förderung von Großgeräten, der normalerweise unter Federführung des BMBF ablaufe, sei „noch nicht angestoßen“ worden. Das Desy habe die vergangenen Monate dazu genutzt, eine externe Kostenüberprüfung und eine Studie zum möglichen Einfluss von Petra IV vorzubereiten.
Desy: Senat muss sich auch über den Sommer für Petra IV ins Zeug legen
Das geplante Röntgenmikroskop sei für Hamburg und das Desy sehr wichtig, sagt Anke Frieling von der CDU. „Damit Petra IV wirklich kommt, muss der Senat sich auch über den Sommer ins Zeug legen und intensive Überzeugungsarbeit beim Finanzminister als auch bei der Ministerin Stark-Watzinger und den zuständigen Parlamentariern leisten“, so Frieling. „Sonst sieht es nicht gut aus für die Realisierung von Petra IV.“