Hamburg. Vor zwei Jahren war die Auschwitz-Überlebende, Musikerin und Kämpferin gegen Rassismus und Diskriminierung in Hamburg gestorben.
Die jüdische Holocaust-Überlebende Esther Bejarano, die Mitglied im „Mädchenorchester“ des Konzentrationslagers Auschwitz war, ist vor zwei Jahren im Alter von 96 Jahren in Hamburg gestorben. Jetzt wird die langjährige Ehrenvorsitzende der Verfolgten des Naziregimes, die sich bis zuletzt gegen Rassismus und Diskriminierung eingesetzt hatte, zur Namensgeberin: Die Stadtteilschule Bahrenfeld heißt von Oktober an Esther Bejarano Schule.
„Kaum jemand verkörpert gleichzeitig Erinnerungskultur und antirassistisches Engagement wie Esther Bejarano, die vor allem immer wieder den Dialog mit Jugendlichen, insbesondere auch mit muslimischen Jugendlichen, suchte und der die Verständigung und Versöhnung der Menschen über alles Trennende hinweg am Herzen lag“, sagt Schulleiterin Carola Fichtner. Als Namensgeberin der Schule unterstreiche die „beeindruckende und mutige Frau kraftvoll unser Bekenntnis und Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung, für Solidarität und (Mit-)Menschlichkeit“.
Für die Schule ist Esther Bejarano „Vorbild und Ansporn“
Fichtner betonte, dass der „große Name“ zugleich auch Auftrag und Herausforderung für die Schule bedeute. „Esther Bejarano ist Vorbild und Ansporn, in ihrem Gedenken und in Auseinandersetzung mit ihrer Biografie Impulse zu setzen und die an unserer Schule bestehenden Unterrichtsprojekte weiterzuentwickeln“, sagt die Schulleiterin. Mehrfach sei die Stadtteilschule als „Faire Schule“ ausgezeichnet worden, unter anderem aufgrund der jährlichen Projekttage und -wochen und der zum Thema „Antidiskriminierung“ arbeitenden Profilklassen.
„Auch die an der Schule etablierten Chöre und Bands sowie Profilklassen mit Schwerpunkt Musik passen zur Musikerin Bejarano“, sagt Fichtner. Die Musik blieb für die Frau, die im Mädchenorchester von Auschwitz Akkordeon spielte, zentraler Bestandteil ihres Lebens. Seit 2009 war Bejarano als Sängerin der Rapgruppe Microfone Mafia aufgetreten. Eine erste Annäherung an die prominente Namensgeberin haben die 1087 Schülerinnnen und Schüler bereits hinter sich: einen Projekttag zum Thema Esther Bejerano.
Die Familie von Esther Bejarano unterstützt die Umbenennung
Nach dem Tod der Holocaust-Überlebenden im Juli 2021 hatten zwei Mitglieder des Kollegiums, so erzählt es Fichtner, die Idee, die Schule nach Esther Bejarano zu benennen. „Wir hatten schon lange nach einem neuen Namen gesucht. Stadtteilschule Bahrenfeld fanden wir ein bisschen langweilig“, sagt die Schulleiterin. In der Corona-Zeit habe dann der Prozess begonnen, der für die Umbenennung erforderlich ist.
Über den neuen Namen einer bestehenden Schule entscheidet die Schulkonferenz im Einvernehmen mit der Schulbehörde. Vorher wird generell geklärt, ob namensrechtliche Bedenken bestehen. Dazu zählt neben der Überprüfung von Haltung und Handeln der Namensgeber auch die Kontaktaufnahme zu Verwandten. Esther Bejaranos Familie hat der Umbenennung der Stadtteilschule ausdrücklich zugestimmt. „Ich habe Joram Bejarano, den Sohn von Esther Bejarano, inzwischen kennengelernt. Er ist ja auch Musiker und freut sich auf die Zusammenarbeit mit unserer Schule“, sagt Fichtner.
Pro Jahr werden nur ein bis zwei der rund 500 Hamburger Schulen umbenannt
Joram Bejarano und weitere Mitglieder der Familie werden auch an dem Festakt zur Umbenennung teilnehmen, der am 6. Oktober im Beisein von Schulsenator Ties Rabe (SPD) in der Schule stattfindet. „Wir setzen Esther Bejarano gleichzeitig ein würdiges und lebendiges, zukunftsgewandtes Denkmal“, ist sich Carola Fichtner sicher.
Pro Jahr benennen sich im Durchschnitt nur ein bis zwei der rund 500 Hamburger Schulen um. In diesem Jahr erhält auch die Vor- und Grundschule Eberhofweg in Langenhorn einen neuen Namen: den der schwedischen Kinder- und Jugendbuchautorin Astrid Lindgren.