Hamburg. Wolfgang Klein, Gunnar Uldall, Sir Jeffrey Tate: Wirkmächtige Hamburger sind 2017 verstorben. Auch St. Pauli hatte Anlass zu Trauer.

In einem Jahr, in dem man um Verstorbene wie Helmut Kohl oder Roman Herzog trauert und an ihr Wirken erinnert, scheint es beinahe pietätslos, wenn man auch „Schildkröte“ zu den in der breiten Öffentlichkeit erwähnenswerten Toten des Jahres 2017 zählt. Doch „Schildkröte“, der Schauspieler und Musiker Franz Jarnach, war ein Hamburger Original. Jarnach, pardon: Schildkröte, hatte sich neben Olli Dittrich in der TV-Serie "Dittsche" einen Kult-Status erworben. Und so machte Dittsche nach Jarnachs plötzlichem Tod auch eine Sondersendung, ein komisches Requiem. Jarnach starb am 16. Januar im Alter von 72 Jahren. Dieser Abschied war würdig, witzig und selbst der schweigsame Charakter in der Sendung hätte vielleicht nicht mehr gesagt „Halt die Klappe, ich hab‘ Feierabend“, sondern: „War nich ganz übel.“

Die Hamburger Kulturszene erlitt durch den Tod vieler bedeutender Künstler einschneidende Verluste. So starb Gottfried Böttger, unter anderem 40 Jahre Pianist der Talkshow "3 nach 9". Er wurde 67 Jahre alt. Sir Jeffrey Tate, Chefdirigent der Symphoniker Hamburg, starb im Alter von 74 Jahren. Der frühere Schauspielhaus-Intendant und britische Regisseur Michael Bogdanov starb mit 78 Jahren. Gleichfalls starben der Jazzmusiker Michael Naura (82), der Hamburger Musiker und Liedermacher Wolfgang Michels (66), Countrysänger Gunter Gabriel (75) und der Musikproduzent Frank Dostal (71). Kurz vor Weihnachten starb der Maler und Musiker Kurt Schulzke – Künstlername Kusch – nach langer Krankheit im Alter von 67 Jahren.

Schulzke porträtierte prominente Musiker

Unter seinem Künstlernamen Kusch arbeitete Schulzke als Karikaturist, Illustrator und Kunstmaler und porträtierte vor allem viele prominente Musiker, aber auch andere Künstler und norddeutsche Persönlichkeiten. Zeitweise lebte Schulzke auf Mallorca und betrieb dort ein Musikstudio. 2002 kehrte er nach Norddeutschland zurück und lebte seitdem im schleswig-holsteinischen Neumünster.

HSV: Trauer um Erfolgs-Präsidenten Wolfgang Klein

Der HSV trauerte um den erfolgreichsten und hanseatischsten Präsidenten der Vereinsgeschichte. Wolfgang Klein starb im Alter von 76 Jahren. Unter Klein wurde der HSV zweimal Deutscher Meister, einmal Pokalsieger und einmal Europapokalsieger der Landesmeister (1983). Verstorben sind in diesem Jahr auch die Hamburger Fußball-Legende Werner Erb (84) und der Hamburger Box-Olympiasieger von 1972, Dieter Kottysch (73). Die Umstände, unter denen der demente Kottysch im Pflegeheim lebte, hatte das Hamburger Abendblatt ausführlich beschrieben.

Jahresrückblick: 2017 in zwei Minuten

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    Hamburgs Politik und die Wirtschaft trauern ebenfalls um einflussreiche Persönlichkeiten. So starb Harburgs gerade frisch gewählter Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) am 28. November im Alter von 59 Jahren. Hamburgs früherer Wirtschaftssenator Gunnar Uldall ist mit 76 Jahren gestorben, Reeder und Stifter Peter Krämer mit 66 Jahren. Peter Dietrich, ehemaliger Vorstandschef der HHLA, wurde 79, Klaus Asche, der frühere Holsten-Vorstandschef und Präses der Hamburger Handelskammer, starb am 27. Januar mit 83.

    Der langjährige Chef von Blohm + Voss, Michael Budczies (84) wurde zu Grabe getragen. Kapitän Gerhard Lickfett (79), einer der weltweit erfahrensten Kapitäne von Großsegelern ("Passat", „Sea Cloud II“), trat seine letzte Reise an.

    St. Pauli: Auch der Kiez trauert

    Die Hamburger Werber trauern um Stefan Kolle (55), Gründer der Agentur Kolle Rebbe. Auch Martin Kristek starb völlig überraschend mit 44 Jahren. Kristek war der schillernde Chef des Hamburger Stromanbieters Care-Energy.

    St. Pauli und der Kiez beklagen den Verlust von Henry Hübner, besser bekannt als "Inkasso-Henry", der am 8. Mai im Alter von 72 Jahren für immer die Reeperbahn verließ. Er gilt als St. Paulis bekanntester Geldeintreiber und Koberer. Herbert Stender, ehemaliger Seemann und seit mehr als 30 Jahren Kiez-Wirt im "Schlemmereck", starb im Alter von 77 Jahren.

    Die Filmbranche trauert um den legendären Kino-Promoter Klaas Akkermann (82). Die Schauspieler Ralf Schermuly (75) und Martin Lüttge (73) starben gleichfalls in diesem Jahr.

    Und man darf nicht die vergessen, die in Hamburg große Auftritte hatten und das Publikum zum Teil über Jahrzehnte begeisterten. So verstarb der preisgekrönte Jazz-Sänger Al Jarreau am 12. Februar im Alter von 76 Jahren. Er war der Stimmband-Gott des Onkel Pö. Und auch die verstorbenen Chuck Berry und Fats Domino hatten in Hamburg legendäre Auftritte. Im Musiker-Himmel ist die Band um einige prominente Namen größer geworden.