Hamburg. Szenegastronom betreibt jetzt auch The Mad Hatter in einer alten Bäckerei auf St. Pauli – mit Bühne für Musik und Lesungen.

Das Revier von Tim Seidel ist eigentlich das Rialto an der Michaelisbrücke auf der Fleetinsel. In dem Restaurant nahe dem Neuen Wall verkehren vor allem zur Mittagszeit Anwälte, Politiker und Unternehmer in feinem Zwirn und lassen sich beispielsweise Wiener Schnitzel schmecken.

Jetzt betritt der 42-Jährige neues Terrain. Auf dem Kiez, genauer an der Silbersackstraße 17, eröffnet der gebürtige Braunschweiger am kommenden Mittwoch gemeinsam mit drei Partnern das The Mad Hatter (übersetzt, der verrückte Hutmacher): „Wir machen hier eine Mischung aus Nachtclub und Bar und haben uns dabei von Konzepten in London und New York inspirieren lassen“, sagt Seidel. Puristisch ist das Interieur. Die Farbe Dunkelgrau dominiert, mal abgesehen von der mit rotem Leder bezogenen Bank.

Leuchtwand mit bewegbaren Buchstaben

Dahinter eine Leuchtwand mit bewegbaren Buchstaben – so ähnlich wie in der guten alten Zeit der Lichtspielhäuser. Die Oberfläche des Tresens besteht aus gepresstem Papier, der Boden aus poliertem Asphalt. Originell sind die alten Kacheln, die noch aus der Zeit stammen, als dort eine Bäckerei war: „Zumindest haben es meine eigenen Recherchen in der Bar­szene ergeben, dass wir mit unserem Einrichtungsstil ein gewisses Alleinstellungsmerkmal haben“, sagt Seidel.

Auch dass er nun eine Bar sein Eigen nennt, ist für Seidel eine Premiere. Denn bislang verdient er sein Geld mit den beiden Restaurants Rialto in der Neustadt und der Weltbühne am Gerhart-Hauptmann-Platz in der Altstadt. Früher gehörte auch die Oberhafen-Kantine zu seinen Betrieben: „Dieses neue Projekt ist für mich reine Liebhaberei. Wir haben viel investiert, werden damit aber nicht wirklich Geld verdienen.“ Viel mehr geht es um die Unterhaltung. Auf der ausklappbaren Bühne sollen jeden Mittwoch Künstler unter dem Motto „open Stage“ auftreten: „Wir geben jedem eine Chance und hoffen auf viele ambitionierte Musiker, aber auch eine Lesung oder andere Darbietungen sind erlaubt“, sagt Seidel. Eine Gage gibt es nicht, dafür werden die Mittwochs-Künstler samt Anhang im Separee bewirtet.

Speisen gibt es für die Gäste nicht

Speisen gibt es für Gäste im The Mad Hatter nicht. Dafür Getränkevariationen wie „Lillet Tonic“ oder „Mamie Taylor“. Auch Tee aus dem Samowar: „Wir haben ab 18 Uhr geöffnet. Da passt doch so ein Heißgetränk zum Start in den Abend“, sagt Seidel. Und zum „erwachsenen“ Tee wird ein Schnaps zum Sonderpreis von einem Euro serviert. Von Donnerstag bis Sonnabend legt ein DJ auf, und auch hier werden die Gäste eingebunden: Montag und Dienstag dürfen sich Privatleute an den Reglern ausleben. Und es soll auch getanzt werden. Typisch für den Kiez: Es darf dabei auch ein wenig verrucht zugehen: Dafür wurden eigens Stangen angefertigt, die sonst auch in Tabledance-Bars zu finden sind.

Dass Tim Seidel heute ein umtriebiger Gastronom ist, liegt wohl auch daran, dass es auf einem anderen Gebiet nicht so gut klappte: „Ich habe es mit einem Kunststudium versucht, doch das habe ich leider nicht gepackt.“

Schließlich eröffnete er vor 13 Jahren das Rialto – und ist nun auch noch Bar- und Nachtclubbesitzer.