Hamburg. Hüttenzauber an der Elbe: Sogar der Ballsaal auf dem Süllberg wird zünftiger. Der rustikale Charme liegt stark im Trend.

Es muss an der Bergluft hier oben auf einem der höchsten Erhebungen Hamburgs liegen. Anders lässt es sich wohl nicht erklären, dass ausgerechnet im gutbürgerlichen Blankenese der aus Baden stammende Sternekoch Karlheinz Hauser auf die Idee kam, mit einer Almhütte Gäste auf seinen Süllberg zu locken. Doch seine ungewöhnliche Idee, für die er anfangs von manchem belächelt wurde, entwickelte sich zum Gipfelstürmer. Während Hauser deshalb sein Projekt weiter fleißig ausbaut, sind auch seine Kollegen und Mitbewerber auf den Geschmack gekommen. Und so wird seit Neuestem auch an der noblen Elbchaussee in Nienstedten Tafelspitz in einer rustikalen Hütte serviert.

Schweinshaxn und Backhendl im hohen Norden? Wer denkt, das sei alles nur Schmarrn, der irrt. Der rustikale Charme liegt stark im Trend. Das Feiern unterm Kronleuchter hat sogar in den gut betuchten Elbvororten ausgedient. „Unternehmer suchen für ihre Weihnachtsfeiern Räume, die eine gemütliche und ungezwungene Atmosphäre ausstrahlen“, weiß Süllberg-Chef Karlheinz Hauser. „Die wenigsten möchten heute eine Weihnachtsfeier in einem festlich geschmückten Ballsaal feiern.“ Weil der Kunde nun einmal König ist, passt sich Hauser an – beziehungsweise seinen Ballsaal den rustikaleren Wünschen.

So sieht der Ballsaal auf dem Süllberg
aus, wenn er umdekoriert ist
So sieht der Ballsaal auf dem Süllberg aus, wenn er umdekoriert ist © HA | pr

So gibt es in diesem Jahr erstmals das Angebot, den Ballsaal auf dem Süllberg mit Hüttenatmosphäre zu mieten. Dafür werden die Säulen mit Holz vertäfelt, die Bestuhlung durch massive Kraxentische zum Darauf- statt Danebentanzen ersetzt und mit allerhand anderen Schmankerln ein Raum wie aus einer anderen Welt gezaubert. Das Know-how holt sich Hauser durch einen Dekorateur aus München ins norddeutsche Haus.

Gleichzeitig hat der Gastronom auch in seine bewährte Hütte investiert. Sie wurde von 140 Sitzplätzen um weitere 60 erweitert. „In den Wintermonaten bekommen sie in Hausers Almhütte kaum noch einen Platz“, erklärt der Zweisternekoch und Betreiber der Süllberg-Gastronomie. Denn die Hütte wird nicht nur für Weihnachtsfeiern vermietet, sondern hier wird abends auch rustikalere Küche für Blankeneser Verhältnisse zu moderaten Preisen an den Kunden gebracht. Seit sieben Jahren gibt es die Almhütte auf dem Blankeneser Süllberg, wo in Lederhosen und Dirndl Griesknödel und Haxen zu einem oder mehreren Krügen Maßbier serviert werden und wo auch schon der ein oder andere Anzugträger beseelt von der Höhenluft Après-Ski-Hits singend gesichtet wurde, schunkelnd.

Andernorts hat sich herumgesprochen, dass das Almflair in den Elbvororten verlockend wirkt. Auch im noblen Fünfsternehotel Louis C. Jacob ist man sich für den Gaudi nicht zu schade. 30 Plätze umfasst die Holzhütte, die im Weingarten des Kleinen Jacobs während der Wintermonate stehen wird.

Firmen suchen besonders für Weihnachtsfeiern Hüttenflair

„Wir freuen uns sehr, in den Monaten von Oktober bis Ende Februar einen neuen gastronomischen Hotspot mit urigem Ambiente und dem beliebten österreichischen Klassiker Tafelspitz präsentieren zu können“, erklärt Jacob-Direktor Jost Deitmar. Marketingchefin Judith Fuchs-Eckhoff ergänzt zur neu entdeckten Almliebe: „Gemütlichkeit steht hoch im Kurs. Gerade zu dieser dunklen Jahreszeit möchte man eben zusammenrücken.“ Zudem würden Firmen für Weihnachtsfeiern gezielt solche Räume suchen, weil sie besser zur Unternehmenskultur passen.

An der Elbchaussee wurde vor Kurzem
diese Hütte eröffnet
An der Elbchaussee wurde vor Kurzem diese Hütte eröffnet © Louis C. Jacobs

Letztere verändert sich auch beim Louis C. Jacob gerade. So hat der Hotelchef nach Jahrzehnten die Krawattenpflicht gelockert, und das Restaurant des Fünfsternehotels präsentiert sich kulinarisch einfacher, aber weiter auf höchstem Niveau. Ähnliches möchte man nun in der Almhütte bieten, die kürzlich feierlich unter dem Credo „Wir holen Wien an die Elbe“ eröffnet wurde. Was für eine Gaudi!