Hamburg. Richard Tsutomu Yoneoka wollte unbedingt nach Hamburg. Am Montag erhielt er die offizielle Ausübungsurkunde.

In den vergangenen Wochen hat Richard Tsutomu Yoneoka (45) sich die HafenCity angesehen, ist mit seinen Kindern Tretboot gefahren, war zu Gast auf dem Alstervergnügen und hat Hamburgs besten Backfisch gegessen. Er hat es genossen, die Stadt kennenzulernen, ohne erkannt zu werden. Ein Luxus, den er sich in Zukunft nicht mehr so häufig wird leisten können. Denn als US-Generalkonsul wird er sich vor offiziellen Terminen nicht retten können. „Das zumindest haben viele meiner Vorgänger erzählt.“ Öfter mal Nein zu sagen – ein Ratschlag, den Nancy Lynn Corbett, Hamburgs scheidende US-Generalkonsulin, ihm mit auf den Weg gegeben hat.

Zunächst einmal hat Yoneoka aber Ja gesagt zu seiner Berufung. Und das aus vollem Herzen. Die Zusage für Hamburg kam ausgerechnet während seiner Hochzeitsreise nach Rom (es war das zehnte Jubiläum). Am Montag nun erhielt der Mann mit dem kräftigen Bariton von Staatsrat Wolfgang Schmidt im Rathaus die offizielle Ausübungsurkunde – als 61. US-Generalkonsul der Stadt.

Ab sofort vertritt „Rick“, wie ihn seine Frau Kathrin und Freunde nennen, rund 20.000 amerikanische Bürger in den fünf nördlichen Bundesländern. „Für mich ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Yoneoka. Seit Längerem hatten er und seine Frau damit geliebäugelt, in Kathrins Heimatland zurückzukehren. „Als der Posten in Hamburg vakant wurde, haben wir gedacht: jetzt oder nie.“ Zwar ist die Hansestadt noch ein ganzes Stück vom fränkischen Coburg entfernt, aber wesentlich näher dran als Gambia oder Caracas, wo die Familie zuvor berufsbedingt gelebt hat. Als amerikanischer „Öl-Attaché“ sorgte Yoneoka für die Ausdehnung der US-Exporte nach Venezuela. Nach Gambia wurde er für einige Jahre gesandt und wäre wohl auch noch länger in Afrika geblieben, wenn nicht Hamburg gekommen wäre.

Das ist aber noch lange nicht alles. Der Lebenslauf des 45-Jährigen mit japanischen Wurzeln ist beeindruckend: Fast 20 Jahre im Dienst der US-Regierung, gespickt mit einer Lehrtätigkeit an der Universität Lodz in Polen, Mitglied der internationalen amerikanischen Schule in Caracas, Mitarbeit im Wahlkreisbüro einer New Yorker Kongressabgeordneten. Auf seinen Wirtschafts-Master von der National Defense University setzte er noch einen Bachelor in Internationalen Beziehungen und Deutsch von der Tufts University drauf. Yoneoka spricht Deutsch und Spanisch – beides ziemlich gut.

Er sei ein sehr neugieriger Mensch, der sich gern fordere und weiterentwickele. „Ich glaube, dass man die Welt immer wieder ein Stück reicher machen kann. Damit möchte ich auch Vorbild für meine Kinder sein“, sagt Rick Yoneoka. Seine Adoptivtochter ist acht Jahre alt, die Zwillinge (ein Mädchen und ein Junge) sind drei Jahre alt. Die Familie lebt in einer möblierten Wohnung in Alsternähe.

Die Achtjährige habe umzugsbedingt zum dritten Mal in drei Jahren die Schule wechseln müssen, das sei natürlich schwierig, gibt der Vater zu. „Die Kinder müssen stark sein.“ Für Rick sei es leichter, sagt seine Frau Kathrin. „Auf ihn wartet sein Job.“ Sie müsse sich mit den Kindern neu zurechtfinden, Freundschaften schließen, sich irgendwann wieder einen neuen Job suchen.

Als sich die beiden 2003 kennenlernten, war sie Büroleiterin im Deutschen Bundestag, er war in der Politischen Abteilung und als persönlicher Referent von Botschafter Dan Coats an der US-Botschaft in Berlin. „Zum Glück haben wir uns zu Beginn seines Aufenthalts getroffen. So hatten wir genügend Zeit, um uns kennenzulernen“, sagt Kathrin Yoneoka (42).

Der neue US-Generalkonsul
erhält am
Montag von Staatsrat Schmidt im
Rathaus seine Urkunde
Der neue US-Generalkonsul erhält am Montag von Staatsrat Schmidt im Rathaus seine Urkunde © HA | Roland Magunia

Dass sie sich beim Biertrinken näherkamen, hat wohl ein künftiges Hobby von Rick zum Vorschein gebracht: das Bierbrauen. „Das habe ich von einem Kollegen gelernt, es ist wirklich eine Kunst“, so Yoneoka. Selbstverständlich, dass der Konsul schon beim „Alten Mädchen“ in der Schanze vorbeigeschaut hat – dort, wo Craft Beer hergestellt wird. „Wer weiß“, scherzt Yoneoka, „vielleicht gibt es beim nächsten Konsulatsempfang ja etwas Selbstgebrautes von mir.“

Vor allem möchte Yoneoka, der Fußball, Squash und Basketball liebt, die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Deutschen und Amerikanern pflegen. OSZE-Treffen und G20 seien gute Gelegenheiten dafür. Und er möchte mit jungen Leuten diskutieren. Im Rahmen des „Meet US“-Programms wird Yoneoka Schulen besuchen. Für viele Schüler wird der Konsul der erste Amerikaner zum Anfassen sein.