Hamburg. Ole Schaumberg bringt mit seinem Unternehmen „Foodist“ ungewöhnliche Lebensmittel in die Küchen probierfreudiger Hamburger.
Dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Vorliebe seiner Eltern fürs Reformhaus und seinem ungewöhnlichen Lebensmittel-Versandhandel gibt, will Ole Schaumberg so nicht sagen. Nur ein bisschen andeuten. „Eigentlich hat die Selbstständigkeit in meiner Familie eine Generation übersprungen“, sagt der 26-Jährige, der sich 2012 mit damals noch zwei Partnern und der Marke „Foodist“ selbstständig machte. Foodist, das ist ein Versand von besonderen Produkten, der per Abo funktioniert: Ab 24,90 Euro bekommt der Besteller monatlich eine Überraschungsauswahl von sieben bis acht internationalen Delikatessen oder Lifestyle-Lebensmittel. So etwas wie alkoholfreies Ingwer-Bier. Oder Bio-Lichtkornroggenbrot mit Aprikosen und Cashews. Oder Sojamarinade. Oder Popcorn mit schwarzem Pfeffer. Oder Kokosblüten-Vinaigrette. Dazu ein Magazin mit Hintergründen und Rezepten. „Während meine Großeltern mütterlicherseits einen Schuhladen in der Dorotheenstraße hatten und Oma und Opa väterlicherseits einen Lebensmittelgroßhandel in Wilhelmsburg und mehrere Supermärkte führten, ist mein Vater Polizist geworden und meine Mutter arbeitet in der Verwaltung“, so Schaumberg. „Durch die Erzählungen meiner Familie habe ich viel mitbekommen – vor allem, dass ,selbst und ständig‘ definitiv wahr ist.“
Das stellte für ihn jedoch keine Abschreckung dar – vielmehr war es ein Antrieb. Denn schon während seines dualen Studiums beim Hamburger Traditionsunternehmen Otto schmiedete er Pläne für die eigene Firma: „Bei Otto und den kleinen Tochterfirmen habe ich mein Handwerkszeug gelernt. Gleichzeitig habe ich mich schon immer für Essen, Kochen und ausgefallene Food-Konzepte interessiert.“
Beim Surfen im Netz fiel ihm vor vier, fünf Jahren auf, dass deutsche Online-Shops für Lebensmittel wenig inspiriert mit leblosen Fotos der Produkte arbeiten – anders als beispielsweise in den USA. Dazu kam das „extrem gute Näschen für besondere Sachen“. Schaumberg: „Ich hatte da früh eine Vision, wollte keinen normalen Delikatessen-Shop im Internet machen.“
Beim Brunch kamen die Gründer auf die Idee mit dem Abo-Modell. Mit 6000 Euro Startkapital ging es in einem Keller in der Speicherstadt, dann einem Konferenzraum, der immer zu räumen war, wenn Meetings der beheimateten Firma anstanden, los. „Heute sind mein Partner Alexander Djordjevic und ich etwas professioneller aufgestellt als vor drei Jahren“, sagt Schaumberg, der in seinem verglasten Büro direkt an der Elbe sitzt. „Aktuell haben wir 30 Mitarbeiter, 2000 Quadratmeter Lagerfläche und müssen nicht mehr alle Produkte selbst testen.“ Was zwar seinen Geschmacks-Horizont erweiterte – aber auch den Bauchumfang. 6000 Produkte seien es in den vergangenen drei Jahren gewesen – acht Kilo hat er bereits wieder abtrainiert. Denn in die Boxen – es gibt die Gourmet Box mit Delikatessen aus europäischen Manufakturen und die Healthy Box mit schwer zu bekommenen Superfoods und Trendprodukten – kommt nur, was für außergewöhnlich, zur Saison passend und hochwertig empfunden wird. Doch wie ergattert man die knackigsten gefriergetrockneten Früchte? Die Schwarze-Bohnen-Spaghetti? Oder das In-Getränk Birkenwasser? „Das ist echt harte Arbeit, denn ich futtere mich durch alle großen Lebensmittel-Messen in London, Paris oder Mailand“, sagt Schaumberg. Da lerne er die Trends und neue Manufakturen kennen. So entstand auch das zweite Standbein: „Wir vermarkten Produkte, die noch keine eigene Vermarktung haben in Deutschland an den Einzelhandel“, sagt Schaumberg. „700 Supermärkte deutschlandweit führen schon unsere Produkte.“ So gibt es beispielsweise englisches Granola-Müsli, Tüten-Popcorn oder Tortillas, die durch Foodist im Frischeparadies, dem Rewe-Markt Stanislawski und Laas, Niemerszein-Filialen und dem Kochhaus in Ottensen angeboten werden.
Dass Schaumberg den richtigen Geschmacksnerv zu treffen scheint, formuliert er selbst so: „Wir wollen in diesem Jahr unsere 500.000ste Abo-Box verschicken.“