Hamburg. Stil ist das, was Sie daraus machen – wie man sich in jeder Situation in seiner Kleidung passen angezogen fühlt.

Wie Sie auf jemand anderen wirken, ist zu großen Teilen eine Frage Ihrer Kleidung. Ihr Outfit ist maßgeblich dafür verantwortlich, welche Eigenschaften man Ihnen zuschreibt. Insofern stimmt das altbekannte Sprichwort: Kleider machen Leute. Auch wenn Dresscodes wie Black Tie und day informal spannend sind und wir dringend über Neuerungen wie Start-up Casual und New Economy Attire sprechen sollten, wollen wir uns hier jedoch nicht im Kleinklein verlieren, sondern eine generelle Betrachtung über das Thema Dresscodes wagen.

Kleidung muss zum Kontext passen – vier Punkte dabei beachten

Jeder bewusste Griff in den Kleiderschrank ist besser als ein unbewusster. Im Idealfall machen Sie sich zunächst die folgenden vier Punkte bewusst:

  • 1. Für welchen Anlass kleiden Sie sich?
  • 2. Mit wem werden Sie unterwegs sein?
  • 3. In welcher Funktion sind Sie tätig?
  • 4. Ist der Kontext privat oder beruflich?

Auf einem Ball (Smoking/Frack bzw. Abend-/Ballkleid) werden Sie sich anders kleiden als bei einer Baustellenbesichtigung. Auf dem Bau macht es einen Unterschied, ob Sie einen Termin mit dem Polier und seiner Mannschaft haben oder mit den Investoren eine Begehung machen.

Sind Sie auf einer Veranstaltung als Gast anwesend, tragen Sie durch Ihre Kleidung idealerweise zur Festlichkeit bei. Als Servicekraft hingegen sollten Sie zwar ebenso tadellos angezogen sein, gleichzeitig braucht es für die körperlich anstrengende Arbeit funktionelle und robuste Berufskleidung. Und auf dem heimischen Sofa können Sie es sich im Pyjama bequem machen, wohingegen diese Ausstaffierung im Großraumbüro etwas befremdlich anmuten mag.

Im Geschäftsleben werden die Regeln immer mehr aufgeweicht

Im Privaten gilt heutzutage ohnehin die Maxime: Erlaubt ist, was gefällt. Doch wie sagt Linda Kaiser, die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft? „Nur weil man darf, heißt es nicht, dass man muss!“ Nehmt das, ihr weiße Socken in Sandalen und Gesäß entblößende Miniröcke! Im Geschäftsleben herrscht da noch mehr Zucht und Ordnung. Schließlich repräsentieren Sie in Ihrem Aufzug nicht nur sich selbst, sondern auch die Organisation, für die Sie arbeiten! Wobei auch hier werden die Regeln sukzessive aufgeweicht. Statt strenger Vorschriften gibt es daher eine Reihe von Empfehlungen, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen.

Sobald Sie Kundenkontakt haben, empfiehlt sich Kleidung, die ICO ist. ICO steht für impeccable, composed und organized. Die angelegte Kleidung ist also im einwandfreien Zustand (sauber, wohlriechend und gebügelt), farblich aufeinander abgestimmt und organisiert. Mit Letzterem ist gemeint, dass Sie einen Stift, ein Pfefferminzbonbon und ein Taschentuch immer ohne großes Durchwühlen in Ihren Taschen finden. Alles andere würde hektisch und nervös und eben auch unaufgeräumt wirken – keine Eigenschaften, mit denen Sie im Gedächtnis Ihres Gegenübers bleiben wollen.

Warum gute, stilvolle Kleidung nicht mehr Budget braucht als Fast Fashion

Darüber hinaus sollte die Wertigkeit der Kleidung mit der Position korrelieren. Je höher die Position, desto wertiger ist die Kleidung. Der Wert der Kleidungsstücke bemisst sich nicht im Preis(!), sondern in der Qualität der Stoffe, der Verarbeitung und der Passform. Apropos Preis: Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es dennoch sinnvoll, wenn Sie nur noch ein Drittel der bislang gekauften Klamotten anschaffen, dafür den dreifachen Preis ausgeben – selbstredend für nachhaltig produzierte, qualitativ hochwertige Ware (und nicht etwa für Markennamen)!

Angenommen, Sie haben im vergangenen Jahr rund 15 Kleidungsstücke gekauft und durchschnittlich 50 Euro gezahlt, dann haben Sie 750 Euro ausgegeben. Auch zukünftig behalten Sie Ihr Budget von 750 Euro bei, kaufen jedoch nur noch fünf absolut hochwertige Kleidungsstücke, die Sie für viele Jahre begleiten werden und es wert sind, auch geflickt zu werden!

Dresscodes folgen einer inneren Logik

Nicht nur Ihre Position spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahl der angemessenen Kleidung, sondern auch die Branche, in der Sie arbeiten. In den tendenziell konservativen Branchen (Bankwesen, Versicherungen…) bleibt auch das Gewand mit Hosenanzug, Kostüm und Anzug überwiegend die erste Wahl. Umgekehrt geht es – ohne allzu sehr pauschalisieren zu wollen – in Agenturen ungleich lockerer und bunter zu.

Übrigens folgen Dresscodes einer inneren Logik, mit der Sie ganz leicht den gewünschten Grad zwischen informell und formell treffen werden: Feine Stoffe aus Kaschmir, Merino und Schurwolle wirken formeller als die robusten Vettern, Jeans, Cord und Tweet. Große Muster wirken informeller als k(l)eine Muster. Die Kombination aus dunkler Oberbekleidung (Anzug/Kostüm) mit hellen Hemden, Blusen oder Tops wirkt zumeist formeller als helle Oberbekleidung mit einer dunklen Bekleidungsschicht darunter.

Schon Adolph Freiherr Knigge hatte weise Worte zum passenden Kleidungsstil

Letztlich noch ein Zitat von Adolph Freiherr Knigge, das auch heute, 235 Jahre nach der Veröffentlichung seines Werkes „Über den Umgang mit Menschen“, noch von größter Aktualität ist: „Kleide Dich nicht unter und nicht über deinen Stand; nicht unter und nicht über dein Vermögen; nicht phantastisch, nicht bunt, nicht ohne Not prächtig, glänzend noch kostbar, aber reinlich, geschmackvoll und wo Du Aufwand machen mußt, da sei Dein Aufwand zugleich solide und schön. Zeichne Dich weder durch altväterische noch neumodische Torheit nachahmende Kleidung aus. Wende einige größere Aufmerksamkeit auf Deinen Anzug, wenn Du in der großen weiten Welt erscheinen willst. Man ist in Gesellschaft verstimmt, sobald man sich bewußt ist, in einer unangenehmen Ausstaffierung aufzutreten.“

Mit all diesen Tipps haben Sie jetzt ein gutes Rüstzeug, um Ihren persönlichen Kleidungsstil zu finden.