Konzertflügel, Fernseher im Spiegel, eigener Aufzug – wenn Prominente in Hamburger Hotels einchecken, darf es gern luxuriös sein. Sieben Häuser haben dem Abendblatt ihre schönsten Suiten gezeigt.
Die Räume der Träume, sie sind viel zu schade, um darin zu schlafen. Beste Ausstattung, beste Lage, bestes Umsorgungs-Paket. Fünf-Sterne-Lächeln garantiert. Jeder Wunsch wird von den Hoteliers der Hansestadt erfüllt, solange dies nicht gegen das Gesetz verstößt: Da brauchte ein Besucher dringend 300 rote Rosen. Aber nicht auf seinem Zimmer, sondern an der dänischen Grenze. Da wollte eine Dame mit der Kutsche vom Flughafen Fuhlsbüttel abgeholt werden. Da schmeckte einem Scheich die Milch beim Frühstück so gut, dass er die dazugehörige Kuhherde aus der Lüneburger Heide kaufen wollte. Da benötigten zwei Gäste einen Schiedsrichter für ein spontanes Kaviar-Wettessen. Da wollte ein Kind nachts um zwei Uhr ein 1000-teiliges Puzzle zum Spielen. Alles kein Problem für die Hamburger Hotel-Angestellten.
Sie wissen außerdem, dass Geld und Benehmen nicht immer Hand in Hand gehen. Je prominenter der Gast, desto herausfordernder sein Habitus. Aus Gründen der hanseatischen Diskretion seien hier Beispiele aus der großen weiten Welt genannt: Hemingway machte Schießübungen im Londoner Dorchester, Dali bemalte die Wände seiner Suite im Pariser Hotel Meurice, Schauspielerin Sarah Bernhardt ging mit ihrer Raubkatze in der Lobby des Brüsseler Hotel Métropole Gassi. Und das Verwüsten von Hotelzimmern bei wilden Trinkgelagen gehört seit jeher zur Jobanforderung eines jeden Rockstars. Und das ist auch gut so!
Denn ein gutes Hotel ist wie eine Bühne, bei denen die Gäste als Schauspieler agieren. Es lebt von Legenden, von Geschichten. Ohne sie ist ein Hotel nur ein Gebäude mit vielen Matratzen. Deshalb kann sich auch nicht jeder Millionär ein Luxushotel bauen. Dazu braucht es mehr als goldene Wasserhähne, Seidenbrokatvorhänge, Unterbetten aus feinen Entenkleinfedern und persönlichen Butler-Service.
Zwingend erforderlich ist ein Gefühl von Luxus, das für kein Geld der Welt zu kaufen ist. Luxus erregt Neid, denn er ist stets unnötig. Ein kleines Zimmer mit Bett und Dusche würde reichen, um in einer fremden Stadt zu übernachten. Aber in einem guten Hotel geht es keineswegs um den Schlaf. Es geht um Glück. Idealerweise um ein besseres Zuhause. Sich heimisch fühlen, aber alle anfallenden Arbeiten von Personal erledigen lassen zu können – das bedeutet Luxus. Dieses Gefühl stellt sich dann ein, wenn die Mitarbeiter des Hauses eine Freude an Dienstleistung ausstrahlen, wenn hinter jeder Kleinigkeit eine Idee steckt, wenn die Wände Geschichte atmen und wenn der Gast erkannt wird. Das A und O in der modernen Hotellerie lautet Service. Ein abgenutztes Wort für das, was dafür verantwortlich sein kann, aus der Fremde eine zweite Heimat zu zaubern.
Die Nachfrage nach sehr großen Zimmern nimmt immer weiter zu
Wie verloren käme man sich in einer riesigen Suite vor, würde man nur als menschliche Banknote behandelt? Ist man häufiger zu Gast, darf man sicher sein, dass die persönlichen Präferenzen bereits notiert wurden. Sei es das Entfernen der Süßigkeiten aus der Minibar, das Bereitstellen von stillem Wasser auf dem Nachttisch oder die wattierten Kleiderbügel. Echte Profis merken sich sogar, dass die Frau von Herrn Müller normalen Champagner bei der Ankunft trinkt, seine Geliebte hingegen ausschließlich Rosé. Fatal, käme es zu einer Verwechslung.
Eine weitere Eigenschaft von Luxus besteht in seiner Rarität. Wie Kaviar oder Trüffeln sind gute Zimmer, in denen das Preis-Leistungs-Verhältnis tatsächlich als angemessen bezeichnet werden kann, selten. Doch Hamburg hat seinen Besuchern in diesem Punkt viel zu bieten. Es gibt zwar immer noch nicht genug Hotelzimmer (die Zahl von 60.000 soll bis 2030 verdoppelt werden), aber dafür im deutschlandweiten Vergleich eine sehr große Auswahl an First-Class-Unterkünften. „Das Angebot an Suiten, deren Nachfrage stetig und deutlich wächst, ist in Hamburg durch individuelle Konzepte ausgeweitet worden,“ sagt Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll. Hotelprojekte wie das Fontenay oder das Westin Sheraton werden die Bandbreite noch erweitern. Zu einem erbitterten Wettstreit untereinander führe das nicht. „Jedes Haus hat seinen eigenen Markt“, sagt Jost Deitmar vom Hotel Louis C. Jacob. Die Konkurrenz sei geringer als angenommen. „Wir liegen uns nicht ständig in den Armen, aber wir haben ein tolles kameradschaftliches Verhältnis“, so Deitmar, der unter anderem gut mit Ingo Peters vom Hotel Vier Jahreszeiten befreundet ist. Beide sind langjährige Direktoren ihrer Häuser – eine Besonderheit von Hamburg. Andernorts wechseln die Geschäftsführer in regelmäßigen Abständen, in Hamburg jedoch schätzt man Kontinuität genauso wie eine gewisse Zurückhaltung.
Lobbys, in denen man vor lauter Prunk und Protz kaum den Weg zum Empfang sieht, finden wenig Anklang. Eine entspannte Atmosphäre steht höher im Kurs als das Zählen von Sternen. „Luxus manifestiert sich heute nicht mehr in weißen Handschuhen und Silberbesteck, sondern anhand eines Komforts, der dem Zuhause am nächsten kommt“, sagt Philip Borckenstein von Quirini, Direktor des Grand Elysée. Dafür dürfen die Zimmer gerne größer sein. „Die Suiten sind als erstes ausgebucht. Platz wird von immer mehr Menschen als Luxus empfunden“, sagt Gilles Felgen vom Sofitel am Alten Wall.
Für die Häuser in der Innenstadt spielen die Touristen aus den Golfstaaten eine große Rolle. Manche verbringen den ganzen Sommer hier, weil es dann in ihrer Heimat zu heiß ist. Viele kommen aus medizinischen Gründen oder für eine schönheitschirurgische Behandlung. Für Langzeitgäste ist beispielsweise im Park Hyatt die ganze achte Etage mit Appartements ausgestattet. Das Vier Jahreszeiten öffnet bei gutem Wetter eine Shisha-Lounge auf der Binnenalster. Welcher Prinz dort mit welcher Prinzessin anbandelt, darüber wird kein Wort verloren.
Verschwiegenheit gehört dazu. Niemand würde beispielsweise verraten, dass gestern noch Angela Merkel in jener Suite übernachtete, zu der man sie gezwungen hatte. Nein, nicht so etwas Pompöses, hatte die Bundeskanzlerin protestiert. Doch das Sicherheitsprotokoll erlaubte keine Alternative. Tja, so kann es kommen in Hamburg. Obwohl man es nicht will, wird man auf Luxus gebettet. Sweet Dreams!