Diese Jahreszeit ist die Hochzeit der Heißgetränke. Wie wäre es mit einem Eggnog? Oder einem Glögg? Marlies Fischer hat probiert, was Briten, Skandinavier und Amerikaner so trinken.
Rum muss, Zucker kann, Wasser tut nicht Not. Das ist das norddeutsche Rezept für Grog. Wenn es draußen ungemütlich ist und die Feuchtigkeit von unten in die Knochen kriecht, dann braucht der Mensch etwas Warmes. Und da ist so ein heißes Rum-Zucker-Wasser-Gemisch gerade recht. Überhaupt ist diese Jahreszeit die Hochzeit der Heißgetränke – egal ob mit oder ohne Alkohol im Freien auf dem Weihnachtsmarkt oder zu Hause auf der Couch genossen.
Natürlich kommt man in diesen Tagen nicht am Glühwein vorbei. Rotwein in unterschiedlichsten Qualitäten mit verschiedenen Gewürzen dampft in Bottichen auf den Adventsbasaren oder kommt auf dem Weihnachtsmarkt aus den beheizten Abfüllanlagen. Aber es gibt Alternativen: zum Beispiel Glühwein aus Weißwein. In Süddeutschland, Österreich und Südtirol ist dieses Getränk beliebter, weil Weißwein weniger Gerbstoffe und mehr Säure als sein roter Bruder enthält.
Geeignet ist trockener, halbtrockener oder feinherber fruchtig-würziger junger Wein. Der Tropfen sollte nicht im Holzfass (Barrique) ausgebaut sein. Solche Weißweine duften meist deutlich nach frischem Eichenholz, Vanille und Karamell und schmecken dann als Glühwein nicht so gut.
Lagerfeuerromantik verbreitet Feuerzangenbowle, wenn der Zuckerhut mit 54-prozentigem Rum übergossen und angezündet wird, sodass der Zucker langsam in den Rotwein tropft. Auch hier sollte nicht der billigste Wein verwendet werden. Im Ausland lebende Norddeutsche lassen sich regelmäßig im Winter die Zutaten für Feuerzangenbowle schicken. Und wenn ihre finnischen oder irischen Freunde dann mit einem Schwips zufrieden nach Hause schlendern und über die so gut organisierten Deutschen staunen, dann sind die Nordlichter zufrieden.
Apropos Norden: Für unsere skandinavischen Nachbarn gehört Glögg in der dunklen Jahreszeit dazu. Zu Rotwein und Gewürzen wie Zimt, Kardamom, Ingwer und Nelken kommt noch Korn oder Wodka. Dazu werden Rosinen und geschälte Mandeln serviert, die man in den warmen Glögg geben und genüsslich auslöffeln kann.
Auch die Briten haben ihren winterlichen Seelenwärmer: mulled wine. Dieser Rotweinpunsch war schon zu Zeiten von Queen Victoria beliebt und kommt in Charles Dickens’ Erzählung „Eine Weihnachtsgeschichte“ (A Christmas Carol) rund um den Geizhals Ebenezer Scrooge vor. Im 1861 erschienenen Buch über Haushaltsführung von Isabella Beeton (Mrs. Beeton's Book of Household Management) gibt es ein Rezept für mulled wine, der britische Starkoch Jamie Oliver hat ebenfalls eine Version komponiert.
Warmes Bier (grzane piwo) mit Honig ist ein Favorit an kalten Tagen in Polen. Außerdem soll dieser Trunk auch gegen Erkältung helfen. Von den Wikingern kommt der Honigwein Met, den es auch heute noch auf Weihnachts- und Mittelaltermärkten zu verkosten gibt. Met kann heiß oder kalt aus dem stilechten Wikingerhorn getrunken werden. Gewürze, Früchte und Fruchtsäfte sorgen für die feinere Note.
Weihnachten und Neujahr ohne Eggnog ist in den USA und Kanada undenkbar. Dieses Getränk auf der Basis von Milch oder Sahne, Zucker und Eiern mit Rum, Brandy oder Whisky kann warm oder kalt genossen werden. In amerikanischen Kochbüchern finden sich Rezepte dafür seit 1839.
Aber auch alkoholfreie Getränke sorgen in dieser Zeit für Wohlbehagen. Heiße Schokolade mit Chili macht glücklich und gute Laune. Holunderbeersaft wärmt von innen und hilft gegen Fieber. Ingwerwasser regt den Stoffwechsel an und beugt Erkältungen vor. Und Apfelpunsch mit Zimt, Nelken und Kardamom schmeckt auch den Kindern gut und lässt es in der Küche verführerisch duften. Erwachsene können das Getränk natürlich mit Calvados oder Rum aufpeppen.
Apropos Rum: Der ist für den Grog ja unerlässlich. Und wer hat dieses Gebräu erfunden? Natürlich britische Seeleute der Royal Navy. Als ihnen das Wasser an Bord faulte, tranken sie einfach Rum. Das half zwar gegen den Durst, vernebelte aber den Kopf. Vize-Admiral Edward Vernon kam deshalb auf die Idee, den Rum mit Wasser verdünnen zu lassen. Da Vernon bei kaltem Wetter immer einen Umhang aus Grogram, einem groben Stoff aus Seide und Wolle mit Gummi versteift, trug, bekam er den Spitznamen Old Grog. Dieser Name ging auf das Getränk über. Und wer zu viel davon verzehrt, der fühlt sich schnell „groggy“.
Aber das hat zu dieser Jahreszeit ja jeder selbst in der Hand.