Hamburg. Das Publikum ist vom Auftritt des Entertainers in der Laeiszhalle begeistert. Wer Glück hat, darf sogar zu ihm auf die Bühne - Drink inklusive.

  • Weihnachtslieder sind ein wichtiger Teil der aktuellen Show von Tom Gaebel
  • Natürlich darf in der Laeiszhalle auch ein Frank-Sinatra-Medley nicht fehlen
  • Das Publikum kann sich Songs wünschen und tut dies auch mit viel Spaß

Der Schneemann mit schwarzem Zylinder thront vor dem Schlagzeug, stilisierte Weihnachtsbäume tauchen die Bühne in glitzerndes Licht. Am Rand liegen Unmengen von Geschenkpaketen, ganz rechts lädt eine Bar zu Drinks ein.

Für einen Abend verwandelt Tom Gaebel mit seiner „A-Swinging-Christmas-Tour“ die altehrwürdige Laeiszhalle in eine mondäne Las-Vegas-Arena. Seit Jahren bittet der Musiker nun zu seinen Weihnachts-Shows. Ohne Blockflöte, ohne Gans, dafür mit ganz viel Swing. Seine Fans lieben es, die meisten Konzerte sind ausverkauft, auch der Tour-Stopp in Hamburg.

Eine perfekte Show? Die will Tom Gaebel in der Laeiszhalle gar nicht liefern

Gaebel, geboren in Gelsenkirchen, aufgewachsen im westfälischen Ibbenbüren, zählt seit zwei Jahrzehnten zu den populärsten deutschen Swing-Musikern. Bekannt wurde er vor allem als Interpret der Songs von Frank Sinatra, den er verehrt: „In diese Stimme habe ich mich verliebt.“ So sehr, dass er mit Mitte 20 Gesang studierte.

Ein Sinatra-Medley darf auch an diesem Abend nicht fehlen, zum Glück fasst Gaebel das Motto seiner aktuellen Tour dann doch nicht so eng. Für eine großartige Bescherung sorgen seine Duo-Auftritte mit seinem kanadischen Gesangskollegen Matt Dusk, der ihn bei ausgewählten Konzerten begleitet.

Tom Gaebel in der Laeiszhalle: Swing-Star spielt auch Posaune – er hat das Instrument studiert

Wer Gaebel hört, braucht keinen dokumentarischen Beweis seiner Extraklasse – der 49-Jährige könnte ihn mit dem Summa-cum-laude-Abschluss seines Studiums am Konservatorium von Amsterdam problemlos liefern. Aber es reicht völlig, ihn zu hören. Und zu sehen, wie er zwischendurch immer wieder zu seiner Posaune greift, auch dieses Instrument hat er studiert.

Gaebel könnte eine perfekt choreografierte Show à la Las Vegas abliefern. Aber das will er gar nicht. Vor der Bühne steht eine Box, in der die Zuschauerinnen und Zuschauer Karten mit Wünschen abgeben dürfen. Zwischen den Songs fischt der Meister immer wieder Karten aus dem Karton. Manche Wünsche erfüllt Gaebel problemlos, etwa „Driving Home For Christmas“, der legendäre Chis-Rea-Song steht ohnehin auf der Setlist.

Das Besondere: Jeder Gast, dessen Karte gezogen wird, darf zu Gaebel auf die Bühne. Die Barmänner, im Wechsel der Trompeter und Matt Dusk, mixen Drinks und schenken großzügig Sekt und Wein aus. Auch die Zuschauerin, die sich den Beatles-Klassiker „Penny Lane“ gewünscht hat („So heißt auch mein Hund“), nimmt an der Bar Platz. Das Improvisieren des Songs gelingt nur leidlich, Gaebel rügt seine Band augenzwinkernd: „Falsche Tonart. Moll statt Dur.“

Tom Gaebel ist bei aller Lässigkeit doch ein Perfektionist

Das Ganze wirkt fast aufreizend lässig. Doch schon die Showmaster-Legende Rudi Carrell wusste: „Wer ein Ass aus dem Ärmel ziehen will, muss vorher eines reinstecken.“ Will heißen: So lange üben, bis alles sitzt.

„Meine Mitarbeiter sind meine Musiker, und von denen erwarte ich, dass sie gut spielen, die Musik ernst nehmen und ansonsten nette Menschen sind“, hat Gaebel dem Abendblatt einmal gesagt. Denn bei aller Lässigkeit ist der Sänger vor allem Perfektionist. In Hamburg stimmt jeder Ton, jeder Einsatz. Der Trompeter kehrt stets auf die Sekunde genau von der Bar an seinen angestammten Arbeitsplatz zurück.

Laeiszhalle Hamburg: Im zweiten Teil nimmt Programm von Tom Gaebel richtig Fahrt auf

Im zweiten Teil nimmt das Programm richtig Fahrt auf, Klassiker wie „White Christmas“ über „Jingle Bells“ und „Let It Snow“ funkeln wie Perlen. Dann swingt Gaebel durch das deutsche Weihnachts-Liedergut, von „O Tannenbaum“ über „Stille Nacht“ bis zu „Lasst uns froh und munter sein“. Gaebel muss niemanden mehr zum Mitsingen überzeugen, die Laeiszhalle wird zum weihnachtlichen Chor.

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Wer das Konzert verpasst hat, kann sich nun mit seiner aktuellen Weihnachts-CD „A Christmas To Remember“ trösten, mehrere Songs hat er mit Matt Dusk eingespielt. Oder Karten für seine Konzerte am 5. und 6. Mai im Tivoli kaufen. Da kommt Gaebel mit seiner Band mit einem Best-of-Programm an die Reeperbahn.

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