Hamburg. Das französische Duo wurde auch durch Remixe für Britney Spears und Daft Punk berühmt. In Hamburg gab es ein 90-minütiges Elektro-Brett.
Mit einem Impuls fängt es an. Wie ein Herzschlag pumpt er. Dann steigert sich der Rhythmus zu einer fetten elektronischen Wall of Sound. Elektronik im absoluten Breitwandformat – das ist das Markenzeichen der französischen Elektro-Band Justice. Das Duo aus Gaspard Augé und Xavier de Rosnay hat sich seinen Ruhm mit Remix-Aufträgen für die erste Riege des internationalen Pop, darunter Britney Spears, Franz Ferdinand und Daft Punk, erspielt – und mit bombastischen eigenen Alben.
Große Rampensäue waren die beiden allerdings noch nie. Ein leichtes Tippen an die Stirn, ein kurzes Nicken, das muss als Gruß für die Menge in der gut gefüllten Sporthalle Hamburg genügen. Immerhin haben sich die beiden elegante Gold-Glitzer-Sakkos übergeworfen. Und die Show glitzert sowieso.
Justice in der Sporthalle Hamburg: Überwältigende Dauer-Ekstase bei Elektro-Konzert
Mit ein paar Laserstrahlen macht sich die Lichtanlage warm, bald kreisen die LED-Scheinwerfer, heben sich die in alle Richtungen drehbaren Teile der mobilen Anlage in einem permanenten Ballett auf und nieder. Es blinkt und blitzt vom Allerfeinsten, mal frontal von vorne, mal wild durcheinander, mal werden die Musiker von oben angestrahlt. Justice braucht keinen Video-Realismus zur Untermalung seiner häufig instrumentalen Klänge. Der technische Aufwand dieser abstrakten Licht-Show suggeriert: Ein Raumschiff muss gelandet sein, mindestens.
Und der Sound hält dabei absolut mit. Aus aufgetürmten Geräten abgerufen gleiten die zu Medleys zusammengefassten Hits ineinander. Ab und zu kristallisiert sich ein Klassiker heraus wie „D.A.N.C.E.“, „Audio, Video Disco“ oder das maschinenartige „Stress“, aber auch jüngere Songs wie „Nevermore“ oder „Mannequin Love“ vom gelungenen aktuellen Album „Hyperdrama“.
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Und so liefert Justice 90 Minuten volles Elektro-Brett und totalen Stroboskop-Exzess ab. Was dabei allerdings fehlt, ist eine Dramaturgie, die von Wechseln lebt mit Momenten des Atemholens, die auch wieder Spannung aufbauen. So ist es eine Dauer-Ekstase – auch wenn diese wirklich visuell absolut überwältigt und auch sehr toll klingt.
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