Hamburg. Das Mozarteumorchester Salzburg unter Dirigent Andrew Manze blühte plötzlich auf. Und Geiger Augustin Hadelich? Einer der besten Geiger.

„Das Original“ – damit wirbt das Mozarteumorchester Salzburg auf seiner Webseite. Ziemlich direkt geht die Linie zu Mozart. 1841 waren Mozarts Witwe Constanze und seine Söhne an der Gründung beteiligt. Und tatsächlich, als beim Elbphilharmonie-Auftritt der Salzburger unter dem Briten Andrew Manze die ersten Mozart-Töne erklangen, spürte man deutlich: Ja, genau das ist die Musik dieses Orchesters.

Der Auftakt war mühsamer: Richard Wagners „Siegfried-Idyll“ – eine kleine sinfonische Dichtung, 1870 ein Geschenk für Wagners Frau Cosima zur Erinnerung an die Geburt des Sohnes Siegfried. Motive aus der Wagners „Siegfried“, der dritten Oper aus dem „Ring des Nibelungen“, werden da kunstvoll miteinander verschlungen, ein dichtes Tongeflecht, das sanft fließen muss. Nicht leicht, die Spannung zu halten. Und damit taten sich Andrew Manze und die Salzburger ein wenig schwer. Bemüht, alles richtig und gut hörbar zu machen, fehlten aber Fluss, Magie und Spannung. Einige Soli – etwa das der Oboistin – wurden aber wunderschön gespielt.

Konzert in der Elbphilharmonie: Bei Mozart war das Fremdeln dann wie weggeblasen

Bei Mozart war das Fremdeln wie weggeblasen, sofort vermittelte sich beim berühmten A-Dur-Violinkonzert KV 219 die Vertrautheit mit der Musik und ein ansteckender Esprit, der sich nach der Pause beim D-Dur Violinkonzert KV 211 fortsetzte. Das war ein energetisches Spiel, sprechend und rhythmisch präzise, trotz recht forscher Tempi.

Augustin Hadelich / Mozarteumorchester Salzburg / Andrew Manze
Andrew Manze dirigierte das Mozarteumorchester in der Elbphilharmonie in Hamburg. © Sebastian Madej | Sebastian Madej

Mit verantwortlich für dieses Mozart-Glück: der Solist Augustin Hadelich, einer der besten Geiger derzeit. Wie er unterschiedliche Farben, dynamische Abstufungen, Artikulationsvarianten ganz unprätentiös und natürlich einsetzte, um Mozart pulsierend und strukturell klar, aber immer lustvoll musikantisch leuchten zu lassen und dabei Mozarts delikaten Charme nicht vergaß, das faszinierte.

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Und dann: Was Dirigent Andrew Manze am Schluss aus Robert Schumanns vierter Sinfonie d-Moll herausholte, war Energie pur. Schumanns Überschwang, seine immer latente Unruhe, seine Suche nach Ruheinseln – etwa das innige Cello-Solo im zweiten Satz – alles war da und dramatisch fokussiert, am Schluss mit leichter Tendenz die energetischen Zügel eine Spur zu sehr schießen zu lassen. Aber: Selten klang Schumann so frisch.

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