Hamburg. Trettmann gibt sich in der Sporthalle betont lässig und lässt locker 30 Songs vom Stapel. Klare Kante gegen Rechts und übergriffiges Verhalten.
- Trettmann startete in Hamburg die „No More Sorrow“-Tour.
- In der ausverkauften Sporthalle Hamburg macht er Ansagen gegen Rechts.
- Übergriffiges Verhalten wird nicht toleriert.
Ganz in Weiß und mit Signature-Sonnenbrille betritt Trettmann am Montag die Bühne in der Sporthalle Hamburg. Getoppt ist sein Outfit mit einer ulkigen Mütze, die im Takt flattert. Der Auftakt seiner „No More Sorrow“-Tour startet in Hamburg mit einiger Verspätung, ursprünglich sollte es schon im Januar 2024 losgehen. Für die Fans hat sich die lange Wartezeit allerdings gelohnt.
Die häufigste Ansage des gebürtigen Chemnitzers lautet am Montag: „Wer kennt den noch?“ Die Antwort beschränkt sich zumeist auf losgelöste „Wuuuuuh“-Schreie der breiten Menge, die Text- und Tanzsicherheit beweist. Unregelmäßige „Tretti“-Hörer müssen dann zugeben, dass die Songs sich für das ungeübte Ohr überwiegend doch sehr einheitlich anhören. Wieso eigentlich?
Trettmann in Hamburg: Die Trettmann-Formel scheint eintönig, aber auf hohem Niveau
Die Trettmann-Formel basiert auf eingängigen Bounce-Beats, zu unterschiedlichen Parts mit Dancehall-, Trap- und R-‘n‘-B-Einflüssen angereichert. Dazu seine einlullend-monotone, raue Stimme, intelligente Texte („New York“) und sehr viele Feature-Artists, die zumeist aber nur auf dem großen Bühnendisplay zu sehen sind („Atlantik“). Das funktioniert im Einzelfall wunderbar, führt aber auch zu einer gewissen Monotonie.
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Dabei sorgt die Bühnen- und Lichtshow nur bedingt für Abwechslung. Die vier Tänzerinnen liefern zwar eine tolle Performance ab, sind aber nur songweise auf der Bühne zu sehen. Dennoch ist die Stimmung in der Sporthalle bestens. Während des gut anderthalbstündigen Konzerts spielt Trettmann locker 30 Songs an. Kurze Songs sind im Hip-Hop keine Seltenheit, und der Spotify-Algorithmus favorisiert sie schließlich auch. Viele seiner besten Titel („Gottseidank“, „Nur noch einen“) werden dabei eher als Samples gespielt. Eigentlich kein schöner „Standard“, aber dafür dürfte wirklich jeder Fan seinen oder ihren Lieblingssong gehört haben.
Trettmann: Spendenprojekt gegen rechts, Ansage gegen übergriffiges Verhalten
Gegen Ende des Sets macht Trettmann einige gehaltvollere Ansagen: Zum einen weist er auf sein Spendenprojekt „Augen auf“ hin, das sich gegen Demokratiefeindlichkeit und Rassismus positioniert. Stabil. Andererseits möchte er, dass seine Konzerte als „Safer Space“ – also als diskriminierungsfreie Events – vonstattengehen. Eine solide Haltung, schon kurze Zeit später wird ein Betrunkener im Helbing-Pullover herausbefördert, der ungefragt und penetrant eine Besucherin belästigt hat. Die Ansage kann nächstes Mal gern schon früher kommen.
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