Hamburg. Nach fast zwei Stunden Konzert in der Sporthalle Hamburg verabschiedet sich Marsimoto für immer von seinen Fans.
Am Freitagabend geht es in der Sporthalle Hamburg (fast) nur um ein Thema: Gras, Ott, Weed, Ganja, Marihuana, Mary Jane, Pot, Haschisch, Shit, Dope – irgendeine Bezeichnung vergessen? Marsimoto, das Alter Ego von Rapper und Sänger Marteria (Marten Laciny), wüsste mit Sicherheit noch unzählige weitere Cannabis-Synonyme. Denn viele seiner Songs handeln von der Droge, laden mit hypnotisierenden Beats zum gemeinsamen Entspannen und Reflektieren der menschlichen Erfahrung ein.
Seit 2006 hat er unter dem außerirdischen Pseudonym sechs Studioalben veröffentlicht, zeichnet sich musikalisch durch eine elektronisch-verzerrte Stimme und trippige Bässe aus – garniert mit anarchistischer Lyrik rund ums Thema Kiffen. Nun soll damit Schluss sein: „Die letzte Tour“ schlägt in Hamburg auf. Angekündigt wurde die Tour vor gut einem Jahr, im April kam dann die Teillegalisierung durch die Ampel. Hat das Pro-Cannabis-Musikprojekt sein Ziel also erreicht?
Marsimoto-Konzert in Hamburg: „Endlich wird wieder gekifft“
Grüne Jacke, grüne Hose, grüne Maske: Als der „Marsianer“ die Bühne betritt, klicken die Feuerzeuge in der Menge und unzählige Tüten werden angezündet. Kommt der ganze Rauch auf der Bühne eigentlich von den Nebelmaschinen? Naja.
„Endlich wird wieder gekifft“, schallt es aus den Boxen („Grüner Samt“). Die Sporthalle wird ein „Grünes Haus“, Marsimoto bringt das Publikum mit satten 25 Songs aus seinem Œvre zum „Chilln“, quasi „Wellness“ für die Ohren. Textlich sind neue („Colors“, „Mushroom No. 5“) und alte Tracks („Tijuana Flow“) intelligent geschrieben und unterhaltsam performt, Marsimoto befindet sich im Flow – Profi eben.
Sporthalle Hamburg: Marsimoto und die CDU könnten sich einig sein – „Illegalize it“
Ginge es nach dem Song „Illegalize it“, dürften nur Marsimoto-Fans rauchen: „Oder willst du, dass jeder x-beliebige Spießer am Kiosk eine Weedbox kaufen kann? Oder, dass deine Mutter dich fragt, ob sie später mit dir einen rauchen kann, denn sie hat ja nur noch tausend Gramm.“ Könnte die Teillegalisierung das Worst-Case-Szenario für die Liebhaber der grünen Cannabispflanze sein? Geht der Coolness-Faktor verloren? Der Song muss wohl mit einer Prise Ironie konsumiert werden, schließlich setzte sich Marsimoto rund 18 Jahre für ein positives Image der kriminalisierten Droge und ihrer Konsumenten ein.
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Jetzt, wo Besitz und Konsum von Cannabis legal sind, scheint das Ende des außerirdischen Alter Egos naheliegend. Nach fast zwei Stunden verabschiedet Marsimoto sich für immer von seinen Fans, er „muss weg von dieser Erde“. Doch kein Grund zur Trauer: „Wenn ihr mich vermisst, seht hoch zu den Sternen. Der am weitesten entfernt ist, das bin ich“, singt der „Greenstar“. Süß. Aber: Bundesweit kündigte die CDU schon nach wenigen Monaten an, die Teillegalisierung im Falle eines Wahlsiegs rückgängig zu machen. Vielleicht wird der grüne Mann vom Mars also schon bald einen Grund haben, uns Erdlinge zu besuchen.