Hamburg. Im Hamburger Konzert reicht nur eine Handvoll Songs annähernd an den Superhit „Don‘t You Want Me“ heran. Zum Ende zieht das Tempo etwas an.

Das Beste kommt zum Schluss. Diese Volksweisheit passt trefflich zum ausverkauften Konzert von The Human League im Docks. Der alles überragende Song der britischen Synthie-Pop-Band heißt „Don‘t You Want Me“. 2,5 Millionen Mal wurde er nach seinem Erscheinen im Dezember 1981 als Single verkauft, die Nummer ist ein Pop-Klassiker geworden. Philip Oakey, Sänger und Kopf von Human League, hat das tanzbare Stück mit dem eingängigen Refrain an das Ende der Setliste vor die beiden Zugaben gestellt. Schon bei den ersten Takten jubeln die Fans auf, es scheint, als habe jeder im Saal nur auf diesen Hit gewartet. Der Beifall für „Don‘t You Want Me“ fällt um einiges lauter aus als bei allen anderen 17 Songs.

Konzert The Human League
Schwarze Klamotten, weiße Bühne. Farbe kommt bei The Human League im Docks nur über die Videoleinwand. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

In den 80 Minuten zuvor will der Electro-Pop der Gruppe aus Sheffield nicht so richtig zünden. Zwei Synthie-Spieler und ein Schlagzeuger sitzen auf einer erhöhten Bühnenkonstruktion hinter ihren in Weiß strahlenden Keyboards und den Drums; Oakey und die Sängerinnen Joanne Catherall und Susan Ann Sulley stehen vorn am Bühnenrand. Alle tragen schwarze Kleidung, die Bühne ist komplett weiß. Farbe gibt es nur auf der großen Leinwand, auf der Videos die Songs visuell unterstützen. Dieses Setting sieht besser aus als es klingt. Was nichts mit dem Livesound zu tun hat, sondern mit der unterkomplexen Dynamik der Songs.

The Human League im Docks: Ein Energiesturm ist das leider nicht

Im Konzert wird deutlich, dass nur eine Handvoll Songs auch nur annähernd an „Don‘t You Want Me“ heranreichen. Diese stammen fast alle vom Album „Dare!“ wie „Love Action“, mit dem das Konzert beginnt, oder „The Sound Of The Crowd“. „Dare!“ gilt zu Recht als Klassiker des New Wave in den 1980er-Jahren, spätere Alben von The Human League erreichen nicht mehr die Qualität des Meisterwerks aus dem Jahr 1981.

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Philip Oakey ist zwar immer noch gut bei Stimme, doch einen Energiesturm kann er nicht herbeiführen. Vielleicht eignet sich der kühle Synthesizer-Sound nicht dazu, Emotionen zu entfachen, doch zu einer großen Tanzparty artet der Auftritt auch nicht aus. Es wird ein bisschen mitgewippt, vereinzelt werden in Bühnennähe ein paar Arme geschwungen. Zum Ende ziehen Sänger und Band das Tempo etwas an, doch am Schluss steht unter den 90 Minuten als Fazit nur die Schulnote „ausreichend“.

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