Hamburg. Das Quartett aus Seoul begeisterte mit wildem Stilmix, tollen Choreografien und – besonders wichtig – unmittelbarer Nähe zu den Fans.

Die beiden jungen Frauen, die extra aus Berlin angereist sind, stehen in der ersten Reihe vor der Bühne. In der Fabrik warten sie am Dienstag mit gut 500 anderen Fans auf den Auftritt von KARD. Die energiegeladene Musik der südkoreanischen Popgruppe hören sie bereits seit Jahren. Und deswegen haben sie sich extra Tickets gekauft, mit denen sie vor dem Konzert noch an einem Fan-Signing teilnehmen können: Autogramme ihrer Stars erhalten, ein kurzes Gespräch, ein gemeinsames Foto.

Zwischen den zahlreichen Boy- und Girl-Groups im K-Pop ist KARD eine der wenigen gemischtgeschlechtlichen Gruppen. Und dass das perfekt durchgestylte Quartett in dem alternativen Kulturzentrum mitten in Altona auftritt, lässt Welten aufs Schönste kollidieren. Ein Glücksfall. Zeigt es doch, dass nicht nur Branchen-Showcases wie beim Reeperbahn Festival und große Arena-Produktionen aus Korea für einen Stopp nach Deutschland kommen (meist Berlin oder Frankfurt), sondern dass die Vielfalt des K-Pop nach und nach verstärkt auch hierzulande zu erleben ist.

KARD in der Fabrik: K-Pop trifft auf Latin-Pop und Reggaeton

KARD startet ihre zweistündige Show mit „Tell My Momma“ von ihrem aktuellen Album „Where To Now?“. Die Outfits in Beige und Schwarz aufeinander abgestimmt. Die Choreografien ein innovativer Mix aus fließenden Bewegungen und Streetstyle. Die Stimmen wechseln ausdrucksstark zwischen Rap und Gesang.

Und bei Nummern wie „Ring The Alarm“ und „Hola Hola“ zeigt sich, dass K-Pop nicht gleich K-Pop ist, sondern eher als Sammelbegriff zu verstehen ist für eine Vielzahl von Genre-Spielarten. Der Sound von KARD etwa ist stark von Latin-Pop und Reggaeton beeinflusst.

Weitere Pop-Kritiken

Hamburg ist der Tourauftakt. Nach zehn Stopps in Europa geht es weiter nach Lateinamerika. „Gerade hatte ich noch Jetlag, aber Ihr habt mir Energie gegeben“, erklärt Rapper und Tänzer J.seph in einem der zahlreichen Gesprächsparts. Sein Koreanisch wird aus dem Off von einem Übersetzer ins Deutsche übertragen.

Die Kommunikation mit den Fans ist das A und O im K-Pop. Und die Menge jubelt und kreischt wie bei einer Arena-Show. Auch als Rapper BM einige Songs solo performt. Seine Texte transportieren sich nicht nur mit Worten, sondern im Tanz mit jeder Geste.

KARD: Amüsante Choreografien, kochende Stimmung

Nach einer kurzen Pause kehrt die Gruppe in dunkleren Outfits zurück. Und heizt die Euphorie noch weiter an. Etwa mit der Nummer „Spin“ samt spielerisch-amüsanter Choreo, bei der die Mitglieder auch eine Art Schubkarre vollführen. Bei „Enemy“ steigt die starke Stimme von Sängerin Somin besonders eindringlich empor, während Jiwoo ihren messerscharfen Rap abfeuert.

Mit hochtourigen Songs wie „Icky“, „Cake“ und „Dumb Litty“ kocht die Stimmung final hoch. Und in der Fabrik ist jedes Detail, jede Schweißperle und vor allem die tolle Chemie der vier aus nächster Nähe zu erleben. Die Aussage eines Fans sagt alles: „Das ist wie ein Fiebertraum.“

Sternstunde oder Reinfall? Jeden Monat rezensieren wir für unsere Abonnentinnen und Abonnenten mehr als 100 Konzerte, Theatervorstellungen, Choreografien, Bücher, Ausstellungen, Serien oder Filme. Hier finden Sie alle Kritiken – was Sie in Hamburg gesehen, gehört oder gelesen haben müssen!