Hamburg. In der klassischen Konzerthalle ist die Band Tower Of Power zunächst nicht so gut aufgehoben. Wie es dennoch gelingt, das Publikum mitzureißen.
- Erstmals tritt Tower Of Power in Hamburg in einem bestuhlten Saal auf
- Die Band liefert wie immer furios ab
- Ein James-Brown-Medley kommt besonders gut an
Tower-Of-Power-Sänger Jordan John versucht alles, um die Fans der US-Band in der Laeiszhalle möglichst schnell in Stimmung zu bringen und von den Stühlen zu reißen. Gar nicht so einfach, denn das Publikum will erst mal zuhören. Wobei Nummern wie „We Came To Play“ und „Soul With An Capital ,S‘“ einen mitreißenden Beat besitzen, der geradezu nach Bewegung schreit. Zwar wird bei jedem Solo heftig applaudiert, und geklatscht wird auch, aber dieser Konzertort ist nun mal kein Club, sondern eine klassische Konzerthalle. Doch nach 35 Minuten ist es dann so weit: Das Publikum erhebt sich und tanzt zu den schnellen Funk-Rhythmen.
Zum ersten Mal tritt Tower of Power in Hamburg in einem bestuhlten Saal auf, zuvor hat die Band immer in der Fabrik oder beim Elbjazz gastiert. Die Fabrik war in der Vergangenheit regelmäßig ausverkauft, In der Laeiszhalle bleibt dagegen eine Reihe von Plätzen frei, der zweite Rang ist gleich ganz geschlossen. Die Zurückhaltung der Fans mag auch mit den Eintrittspreisen zu tun gehabt haben, die mit bis zu 78,50 Euro (für die besten Plätze) deutlich höher liegen als in der Fabrik. Doch alle, die sich ein Ticket gekauft haben, gehen am Ende des 100 Minuten langen Auftritts zufrieden nach Hause. Denn Tower of Power liefert wie immer furios ab.
Soulfunk-Party in der Laeiszhalle? Das ist erstmal ein Problem
Eine Erfolgsgeschichte seit 1968, als die beiden Saxofonisten Emilio Castillo und Stephen „Doc“ Kupka in Oakland ihre zehnköpfige Band gründeten. San Francisco auf der anderen Seite der Bay war damals noch eine Hippie-Hochburg, doch die schneidenden Bläsersätze und der kochende Rhythmus trafen in den Clubs der Bay Area auf offene Ohren. Seitdem hat das Ensemble eine Vielzahl von Alben aufgenommen und noch mehr Tourneen rund um die ganze Welt absolviert. Auch in Hamburg hat das Tentett über die Jahre eine große Fangemeinde hinter sich geschart.
Dass es nach einer guten halben Stunde niemanden mehr auf seinem Sitz hält, liegt an Nummern wie „You Got To Funkifize“, dessen mitreißenden Grooves man sich einfach nicht entziehen kann. Bis zum Ende des Auftritts halten die zehn Musiker das Tempo hoch und gönnen ihren Fans kaum eine Atempause. Jordan John tigert von rechts nach links über die Bühne und gibt Anweisungen, wie geklatscht oder mitgesungen werden soll. Bei einem James-Brown-Medley steigt er in den Zuschauerraum und fordert die Fans in den ersten Reihen zum Mitmachen auf.
Mehr Kultur-News aus Hamburg
- Staatsoper Hamburg: Warum es sich lohnt, zum „Freischütz“ zu gehen
- KARD: Konzert der K-Pop-Stars in der Fabrik Hamburg – „Wie ein Fiebertraum“
- Leoniden in der Inselpark Arena Hamburg: Viel Liebe für Kiel
Der Funk und Soul von James Brown steht Pate für viele Kompositionen von Tower Of Power. „Diggin‘ On James Brown“ ist eine starke Huldigung des schwarzen „Godfather Of Soul“. „What Is Hip?“ fragt die Band mit ihrer Zugabe. Eine Frage, die schnell zu beantworten ist: Tower Of Power ist hip – auch noch 56 Jahre nach der Gründung.
Sternstunde oder Reinfall? Jeden Monat rezensieren wir für unsere Abonnentinnen und Abonnenten mehr als 100 Konzerte, Theatervorstellungen, Choreografien, Bücher, Ausstellungen, Serien oder Filme. Hier finden Sie alle Kritiken – was Sie in Hamburg gesehen, gehört oder gelesen haben müssen!