Hamburg. Premiere von „Die Weihnachtsgans Auguste“ geht mit reichlich Geschnatter, Wortwitz und Slapstick über die Bühne.
Es müssen nicht immer Klassiker sein. Das Ohnsorg-Theater hat in diesem Jahr eine Geschichte als Weihnachtsmärchen ausgewählt, die in der ehemaligen DDR sehr populär war, aber hierzulande nicht besonders bekannt ist. „Die Weihnachtsgans Auguste“ ist eine märchenhafte Geschichte, die Friedrich Wolf 1951 in der DDR veröffentlicht hat und die später als Hörspiel aufgenommen und verfilmt wurde.
Darin geht es um eine lebendige Gans, die der Opernsänger Löwenhaupt zwei Tage vor Weihnachten nach Hause bringt, damit sie als Festtagsbraten auf den Tisch kommt. Doch der Kammersänger hat nicht bedacht, wie tierlieb seine Kinder Peerle und Greta sind. Sie verstecken Auguste in ihrem Kinderzimmer und wehren sich mit allen Mitteln dagegen, dass das Federvieh einen Kopf kürzer gemacht wird.
„Die Weihnachtsgans Auguste“ im Ohnsorg-Theater
Nora Schumacher, Oberspielleiterin am Ohnsorg, hat sich Wolfs Vorlage vorgenommen und mit einem großartigen Schauspielerensemble in Szene gesetzt. Bevor der rote Vorhang zur Seite schwingt, applaudiert das Premierenpublikum bereits und bekommt dann eine liebevoll eingerichtete Küche zu sehen. Bühnenbildnerin Katrin Reimers hat drei Spielorte geschaffen. Die Drehbühne ermöglicht es, auch das Kinderzimmer und den Keller zu bespielen, in dem die Gans wegen der Kälte vor sich hin schnattert. Alle drei Orte sind in ein überdimensionales Märchenbuch integriert, deren Seiten sich am oberen Ende des Bühnenbildes aufblättern.
Im Mittelpunkt steht die Titelfigur, die alles andere als eine „dumme Gans“ ist. Auguste (Rabea Lübbe) kann nämlich jonglieren, sie ist eine fabelhafte Akrobatin, und Platt schnacken kann sie auch. Augustes Kostüm erinnert an einen Weiß-Clown und entsprechend zirzensisch legt Rabea Lübbe ihre Figur an. Platt spricht sie nur mit ihrem Freund Peerle (Johan Richter), der sie vor dem Tod gerettet hat, mit allen anderen in der Familie kommuniziert sie nur mit „Naag, naag“.
Frenetischer Applaus am Ende der 80-minütigen Aufführung
Das einfache Wort kann sie durch Betonung so variieren, dass es jedes Mal eine neue Bedeutung bekommt. Auguste ist als komische Figur angelegt, Schumacher hat aber eine Reihe weiterer lustiger Szenen kreiert, über die nicht nur die Kinder bei der Premiere schallend lachen: Zum Beispiel, wenn Vater Löwenhaupt (Frank Roder) in der Küche eine Arie probt und dabei von Auguste gestört wird oder er in einem Anfall nächtlichen Kohldampfs mit Haushälterin Therese (Tanja Bahmani) Pfannkuchen backt und dabei die Küche in Brand setzt. Auch Peerles Versuch, mit seiner Schwester Greta (Juliane Krug) Auguste aus dem Keller ins Kinderzimmer zu verfrachten, endet im Chaos.
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Garniert wird das fröhliche Durcheinander mit allerlei Zungenbrechern wie „Unter einer Fintenwurzel hörte ich einen Wichtel furzen“ und tierischen Sprichwörtern wie „Da beißt die Maus keinen Faden ab“, „Alles für die Katz‘“ oder „Da lachen ja die Hühner“.
Wortwitz, Slapstick und ein quirliges Ensemble machen „Die Weihnachtsgans Auguste“ zu einem höchst vergnüglichen Vergnügen für Kinder, Eltern (und Großeltern). Entsprechend frenetisch ist der Applaus am Ende des 80-minütigen Stücks, Pause inklusive.
„Die Weinachtsgans Auguste“, läuft bis 26.12., für Kinder ab vier Jahren, Karten hier oder unter T. 040/3508 0321.
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