Hamburg. Die kanadische Rockband feierte auf ihrer Abschiedstour mit 5500 Fans eine letzte Pogo-Party.

Es gibt Bands, zu denen hat man sofort ein Bild. Bei Sum 41 sind es diese roten Plastik-Einwegbecher, mit denen sich amerikanische Studenten auf Verbindungspartys die Lampen ausschießen. Da gibt es jetzt keinen direkten Zusammenhang mit der 1996 in Ajax, Ontario, gegründeten kanadischen Band, die am Dienstag in der Barclays Arena auftritt. Aber die Brudi-selige Vollbedienung des Quartetts zwischen Punk und Alternative, Skater-Rock und Metal ist wie gemacht für Übermut am Tresen, im Skate-Park, auf der Eishockey-Spielfläche, und wo man sonst schnell eine „Fat Lip“, eine dicke Lippe riskiert.

Das ist der Sound von Sum 41, der den Rock bei allen auf acht Alben ausprobierten Variablen nicht neu erfindet, aber immer Spaß macht. Ähnlich wie bei Blink 182, die vor einem Jahr in der Barclays Arena feierten. Für Sum 41 ist es allerdings 22 Jahre nach dem Hamburg-Debüt in der Markthalle die letzte Party. Schon vor Veröffentlichung des im März erschienenen Albums „Heaven :x: Hell“ kündigte die Band an, sich nach einer finalen Tour aufzulösen.

Konzert Hamburg: Sum 41 zünden in der Barclays Arena Rauch und Konfetti

Ein Grund dafür ist in der Barclays Arena nach den ersten Songs „Motivation“, „Hell Songs“ und „Over My Head (Better Off Dead)“ nicht zu erkennen. Die vorderen Reihen fallen bereits übereinander her. Sänger Deryck Whibley und seine Jungs wirken auch nach bald 100 Konzerten 2024 noch gut im Saft, hauen neben Flammen, Rauch und reichlich Konfetti sowohl den vorher nie gespielten Oldie „Noots“, neues Zeug wie „Landmines“ als auch ein Schlagzeug-Solo von Frank Zummo und ein Pianostück („Pieces“) raus. Und natürlich die Klassiker, „Walking Disaster“, „Fat Lip“, „Still Waiting“ und in den Zugaben „Summer“ und „Into Deep“.

Klar, vielleicht ist die Barclays Arena ein wenig zu groß für die 5500 Fans. Aber die haben trotzdem besonders im Stehplatz-Innenraum zwei Stunden lang eine gute Zeit mit viel Auslauf, immer wieder werden sie von Deryck Whibley zu Mitsing-Schabernack und Rock-Gymnastik angestiftet. Ob Deryck Whibley nach dem letzten Lied „What I Believe“ seine seit Teenagerzeiten abgeschrubbte Gibson Marauder, vor Jahren geklaut und erst vor sechs Wochen wiedererlangt, wirklich für immer in den Koffer legt? Das wäre schade.

Mehr zu Konzerten in Hamburg

Die Sum-41-Becher, in denen an diesem Abend das Bier ausgeschenkt wird, sind übrigens leider schwarz statt rot. Das killt irgendwie die Pointe. Na, ja, vielleicht nächs… Mist.

Sternstunde oder Reinfall? Jeden Monat rezensieren wir für unsere Abonnentinnen und Abonnenten mehr als 100 Konzerte, Theatervorstellungen, Choreografien, Bücher, Ausstellungen, Serien oder Filme. Hier finden Sie alle Kritiken – was Sie in Hamburg gesehen, gehört oder gelesen haben müssen!