Hamburg. Musik-Comedy, die von Beethoven bis zum „Final Countdown“ führt. War dies das letzte Konzert des unvergleichlichen Duos in Hamburg?

Am Ende hauen sie nochmal alles raus. In den Zugaben jagen Igudesman & Joo den Popsong „I Will Survive“ und Beethovens „Für Elise“ auf wilden Zickzackkursen durch die Musikgeschichte, von „The Final Countdown“ über Brahms, Boogie Woogie und Tango bis zu Pachelbels Kanon und der Abschiedsarie aus Purcells „Dido and Aeneas“. Und dann turnen sie, zum K-Pop-Klassiker „Gangnam-Style“, einen akrobatischen Breakdance auf die Bühne. Partystimmung in der Elbphilharmonie. Der – nicht ganz ausverkaufte – Große Saal tobt.

Das Finale vereint all das, womit der Geiger Aleksey Igudesman und der Pianist Hyung-ki Joo zu einem der erfolgreichsten Acts der Music Comedy geworden sind. Die Lust daran, unterschiedlichste Stile zu einer leicht verdaulichen Potpourri-Pastete zu verwursten, gewürzt mit virtuosen Showeinlagen, klamaukigem Humor und einer Prise Anarchie.

Elbphilharmonie Hamburg: Igudesman & Joo – zu Anfang zäh, am Ende tobt der Große Saal

Ein gutes Rezept, aber wohl nicht ohne Verfallsdatum. Nach 20 gemeinsamen Jahren will das Duo jetzt, angenehm selbstironisch, einen Schlussstrich ziehen („Alles Schöne muss irgendwann vorbeigehen. Und auch alles nicht so Schöne“). Und präsentiert auf seiner Abschiedstour ein Best of-Programm. Allerdings sparen die beiden ihre größten Hits, beziehungsweise Gags, ziemlich lange auf. Weshalb sich der Beginn des knapp zweistündigen Abends etwas zieht.

Er ist als Talk-Show inszeniert, mit zwei Stühlen und einem Tischchen als Requisiten. Igudesman und Joo fabulieren davon, wie sie sich in jungen Jahren dank Fish&Chips an der Menuhin School nähergekommen sind und kabbeln darüber, wer seit damals nicht mehr geübt hat. Ganz nett und fluffig, der Plausch – aber nur selten wirklich witzig. Ebensowenig wie das erste Stück, das sie gemeinsam gespielt haben. Igudesmans Violinsonate op. 1, von Bartók und Minimal Music inspiriert.

Igudesman & Joo: Das Publikum in der Elbphilharmonie Hamburg wird zum Muuuh-Chor

Ja, schon hier hört man, dass da zwei sehr gute Interpreten zugange sind. Auch der elektronisch verstärkte Sound passt. Und trotzdem wirkt das zäh. So richtig kommen sie erst in Fahrt, als Joo seine „Favourite Cow“ besingt, Igudesman dazu schwänzchenwedelnd eine „Kuhreographie“ tanzt und das Publikum in einen Muuuh-Chor einstimmt. Ab da zieht die Pointendichte an.

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Mit einem Navigationsgerät, das Harmoniewechsel ankündigt („Im nächsten Takt biegen Sie nach Cis-Dur ab!“), mit dem genial arrangierten Mix aus Mozarts g-Moll-Sinfonie und dem James-Bond-Thema – und natürlich mit der Hommage an die „Big Hands“ von Rachmaninoff, dessen breit gespreizte Akkorde Joo mit von Igudesman angereichten Holzbalken in die Tasten drückt. Herrlich, dieser Signature-Sketch der beiden. Der Videoclip dazu hat seit 2006 mehr als sieben Millionen Klicks generiert. Zumindest viral dürfte das Duo also auch nach dem geplanten Karriereende noch lange weiter bestehen.