Hamburg. Gemeinsam mit der NDR Bigband war die griechische Vibrafonistin und Komponistin auf Kampnagel zu hören. Ein starker Abend.

  • Evi Filippou hat auf Spotify erstaunlich wenige Hörerinnen und Hörer
  • Für ihr Debütalbum gab es den Deutschen Jazzpreis
  • Beim Kampnagel-Auftritt mit der NDR Bigband zeigte sie ihre große Qualität

Zahlen sind nicht alles. Wenn es dafür eines Beispiels bedarf: Evi Filippou liefert ihn. Denn gerade mal elf monatliche Hörerinnen und Hörer hat ihr Ensemble inEvitable bei Spotify. Elf! Zum Vergleich: Popstars liegen im hohen zweistelligen Millionenbereich, Jazzer wie Kamasi Washington sind deutlich siebenstellig. Und Evi Filippou, Vibrafonistin, Percussionistin und Komponistin liegt bei – elf.

Evi Filippou auuf Kampnagel: Nur elf monatliche Hörer bei Spotify, aber ein tolles Konzert mit der NDR Bigband

Doch wie wenig eine solche Zahl über musikalische Qualität aussagt, zeigt sich beim Konzert der in Berlin lebenden Griechin mit der NDR Bigband am Freitagabend auf Kampnagel. In enger Zusammenarbeit mit Trompeter und Arrangeur Tim Hagans hat Evi Filippou ihre Stücke für das 19-köpfige Ensemble (um-)geschrieben. Und herausgekommen ist so etwas wie eine Suite, eine Abenteuerreise durch ganz unterschiedliche Klangwelten, bei der zunächst 35 Minuten lang ein Stück ins andere übergeht. Das reicht vom geradezu traditionellen Breitwand-Bigband Jazz über Elemente der Neuen Musik bis zur griechischen Folklore, dringt in wilde Fusion-Jazz-Bereiche vor, um dann wieder kammermusikalisch zart einen Kontrapunkt zu setzen.

Vorhersehbar ist da nichts – außer vielleicht, dass einzelne Mitglieder der NDR Bigband immer wieder Raum für prägnante Soli bekommen. Wunderbar fügt sich die Stimme von Zuza Jasinska ein, die mal konkrete Texte singt, dann wieder eher lautmalerisch Akzente setzt. Toll auch die doppelte besetzte Bassektion (Ingmar Heller/Robert Lacaciu) sowie das Percussion-Schlagzeug-Doppel (Marcio Doctor/Jim Hart) – ein super solides und virtuoses Rhythmusgeflecht.

„inEvitable“ wurde 2023 als Debütalbum des Jahres ausgezeichnet

Evi Filippous „inEvitable“ wurde im vergangenen Jahr beim Deutschen Jazzpreis als „Debütalbum des Jahres“ ausgezeichnet, und in der Jurybegründung heißt es: „Harmonisch ist die Musik einerseits eingängig und gleichzeitig ungewohnt und wachrüttelnd, ein Hörerlebnis, das man nicht verpassen sollte.“ Dass dem tatsächlich so ist, erfahren an diesem Abend die Besucher auf Kampnagel, die sich nach gut 80 Konzertminuten noch eine Zugabe erklatschen: ein kurzes Trompete-Vibrafon-Duett von Tim Hagans und Evi Filippou.

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Am Ausgang gibt es anschließend für 15 Euro die „inEvitable“-CD. Wer die nicht gekauft hat, sollte zumindest bei Spotify einschalten. Bei elf monatlichen Hörern kann und darf es nicht bleiben.